Kardinal Müller kritisiert Art seiner Entlassung

Der deutsche Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller hat die Art seiner Entlassung als Präfekt der Glaubenskongregation durch Papst Franziskus vor wenigen Tagen scharf kritisiert.

Der Papst habe ihm am letzten Arbeitstag seiner fünfjährigen Amtszeit in dieser Position „innerhalb einer Minute seine Entscheidung mitgeteilt“, das Mandat nicht zu verlängern, sagte Müller der „Passauer Neuen Presse“ (Donnerstag-Ausgabe).

„Kann Stil nicht akzeptieren“

„Diesen Stil kann ich nicht akzeptieren“, fügte er hinzu. Auch für den Umgang mit Mitarbeitern in Rom müsse die Soziallehre der Kirche gelten. Trotz seiner Kritik an der Vorgehensweise des Papstes will Müller loyal zu Papst Franziskus stehen. „Ich werde darauf nicht mit irgendwelchen Aktionen antworten. Manche denken ja, sie könnten mich vor den Karren einer papstkritischen Bewegung spannen“, sagte Müller. Er habe aber als Kardinal „weiterhin die Verantwortung, für die Einheit der Kirche zu sorgen und Polarisierungen so weit wie möglich zu verhindern“.

Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller

APA/dpa/Andreas Arnold

Kardinal Gerhard Ludwig Müller kritisiert den „Stil“ rund um den Verlust seines Postens

Auf die Frage nach seinem momentanen Verhältnis zum Papst verwies Müller auf Äußerungen von Franziskus selbst. Dieser habe gesagt, „dass das Verhältnis persönlich immer sehr gut war“. Dies könne er, Müller, bestätigen. „Das gilt auch heute noch.“ Der Papst habe diese Entscheidung getroffen, die ihm auch zustehe.

Papst-Kritiker: Müller will vermitteln

Eine neue konkrete Aufgabe hat Müller nach eigenem Bekunden noch nicht. Dem Papst bot er sich in dem Interview als Vermittler für ein Gespräch mit den drei noch lebenden Kardinälen an, die öffentlich Zweifel an der Ehelehre von Franziskus angemeldet hatten. Der vierte Unterzeichner eines entsprechenden Briefes, Kardinal Joachim Meisner, war am Mittwoch im niederbayerischen Bad Füssing gestorben - mehr dazu in Kölner Alterzbischof Kardinal Meisner gestorben.

Müller sagte, er könnte ein solches Gespräch zwischen den drei Kardinälen und dem Papst moderieren, „weil ich die Kompetenz und auch das Verantwortungsbewusstsein dafür habe“. Der ehemalige Glaubenspräfekt sagte, ihm wäre lieber gewesen, wenn der Brief der Kardinäle mit ihren Zweifeln nicht öffentlich diskutiert worden wäre. Er selbst habe sich „nie auf die eine oder andere Seite geschlagen“, sondern sei immer loyal zum Papst gewesen und wolle es auch in Zukunft bleiben.

Meisner „bewegt und verletzt“

Die bisher vorgelegten Interpretationen zum päpstlichen Schreiben „Amoris laetitia“, unter anderem von Kardinal Christoph Schönborn und von Kardinal Walter Kasper, bezeichnete Müller als „nicht überzeugend“. Ein großes Symposium „von wirklichen Fachleuten“ könnte aber dafür sorgen, dass der Spagat zwischen Lehre und Pastoral gelinge.

Müller sagte, er habe noch am Dienstagabend, und damit kurz vor dessen Tod - mit Kardinal Meisner telefoniert. „Er sagte mir, dass er sich gesundheitlich gut fühle, zeigte sich aber sehr besorgt über die Situation in der katholischen Kirche“, gibt Müller Meisner wieder. Dass der Papst seine Amtszeit als Präfekt der Glaubenskongregation nicht verlängert habe, habe Meisner „persönlich bewegt und verletzt“.

Amtszeit nicht verlängert

Der Vatikan hatte am Samstag mitgeteilt, dass Müllers fünfjährige Amtszeit als Chef der mächtigen Glaubenskongregation im Vatikan nicht verlängert wird. Gründe wurden nicht genannt. Neuer Chef der Glaubenskongregation und damit die inoffizielle Nummer zwei in der katholischen Kirchenhierarchie wird der Spanier Luis Francisco Ladaria Ferrer.

Zwischen Müller und Papst Franziskus hatte es Unstimmigkeiten in zentralen theologischen Fragen gegeben, beispielsweise über den Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen. Umstritten war auch Müllers Rolle bei der Aufklärung der Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche. Kritiker werfen der Glaubenskongregation vor, diese behindert zu haben.

religion.ORF.at/APA/AFP/KAP

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