Gänswein: Benedikt XVI. wollte Papst nicht kritisieren

Erzbischof Georg Gänswein hat Spekulationen zurückgewiesen, Benedikt XVI. habe Papst Franziskus in seinem Grußwort zum Begräbnis von Kardinal Meisner kritisiert. Er hatte im Zusammenhang mit der Kirche von einem fast kenterndem Boot gesprochen.

„Der emeritierte Papst ist willkürlich instrumentalisiert worden, mit diesem Satz, der auf nichts Konkretes anspielt“, sagte der Privatsekretär von Benedikt XVI. der italienischen Tageszeitung „Il Giornale“ (Dienstag-Ausgabe). Zudem verwies er darauf, dass Benedikt XVI. die Botschaft auf Wunsch von Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki verfasst habe.

Gleichnis als Kritik verstanden

„Wir wissen, dass es ihm, dem leidenschaftlichen Hirten und Seelsorger, schwer fiel, sein Amt zu lassen und dies gerade in einer Zeit, in der die Kirche besonders dringend überzeugender Hirten bedarf, die der Diktatur des Zeitgeistes widerstehen und ganz entschieden aus dem Glauben leben und denken“, hatte Benedikt XVI. (2005-2013) in seiner Botschaft geschrieben.

Benedikt XVI. und Georg Gänswein

Reuters/Alessandra Tarantino/Pool

Erzbischof Gänswein, Privatsekretär von Benedikt XVI., hatte die Rede gelesen

Auch habe Meisner in seiner letzten Lebensphase immer mehr aus der tiefen Gewissheit gelebt, „dass der Herr seine Kirche nicht verlässt, auch wenn manchmal das Boot schon fast zum Kentern angefüllt ist“. Dies war von einigen Kommentatoren als Kritik an Papst Franziskus gedeutet worden.

Gänswein: „Das sagt auch Franziskus“

Denn wenn Benedikt XVI. das Bild vom gefährdeten Boot, das er bereits 2005 gebraucht hatte, erneut vor großem Publikum aufgreife, liege die Vermutung nahe, dass er die Lage der Kirche 2017 nicht für stabiler hält als unter seiner Führung.

Gänswein hatte die Botschaft Benedikts am Samstag in Köln verlesen. Die Rede will er nicht als Kritik am Papst verstanden wissen. Benedikt XVI. habe über die Situation der Kirche von heute und in der Vergangenheit gesprochen und sie mit einem Boot verglichen, das nicht in stillen Gewässern fährt, sagte Gänswein weiter. „Das sagt auch Franziskus“.

religion.ORF.at/KAP