Papst: Ermordeter Hamel „Märtyrer unserer Zeit“

Papst Franziskus hat am Mittwoch den französischen Priester Jacques Hamel via Social Media am ersten Jahrestag von dessen Ermordung gewürdigt.

„Gedenken wir heute P. Jacques Hamels, der sein Leben wie viele andere Märtyrer unserer Zeit ganz in den Dienst der anderen gestellt hat“, hieß es am Mittwochabend in einer Instagram-Botschaft auf dem „franciscus“-Account des Papstes. Begleitet ist die in mehreren Sprachen verbreitete Kurznachricht von einem Foto, das Papst Franziskus im stillen Gebet vor einem Bild Hamels zeigt.

„Schon jetzt selig“

Der 85 Jahre alte Priester war am 26. Juli 2016 während eines Gottesdienstes in seiner Kirche Saint-Etienne-du-Rouvray von zwei Islamisten brutal ermordet worden. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat für sich. Bereits bei einer Gedenkmesse im Vatikan Mitte September 2016 hatte Papst Franziskus den Geistlichen als Märtyrer bezeichnet, der „schon jetzt selig“ sei.

Screenshot der Instagram-Seite von Papst Franziskus

Screenshot Instagram

Screenshot der Instagram-Seite von Papst Franziskus

Schon unmittelbar nach seinem Tod hatte Franziskus zudem die vorgeschriebene Fünf-Jahres-Frist bis zum möglichen Beginn eines Seligsprechungsverfahrens ausgesetzt. Im April dieses Jahres wurde das Verfahren für Hamel dann auch offiziell eröffnet.

Telegramm aus dem Vatikan

Mit einer Grußbotschaft war Papst Franziskus auch bei der offiziellen Gedenkmesse für Hamel in der Kirche von Saint-Etienne-du-Rouvray präsent, an der auch Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron teilnahm.

„Der Herr möge alle Vordenker der Versöhnung und Brüderlichkeit in dieser neuen Prüfung inspirieren“, hieß es in einem Telegramm, das von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichnet und vom Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, bei der Messe verlesen wurde. Besonders beunruhigt sei der Heilige Vater darüber, „dass dieser Gewaltakt in einer Kirche während eines Gottesdienstes stattfand - in einer Feier, in der Gott darum gebeten wird, der Welt seinen Frieden zu geben“.

Foto von Jacques Hamel

APA/AFP/Marco Zeppetella

Trauer um Jacques Hamel

Erzbischof Lebrun sagte bei dem Gedenkgottesdienst zur Stunde des Mordes, Hamel feiere weiterhin Tag für Tag die Messe in der Kirche von Saint-Etienne-du-Rouvray mit. Der Märtyrerpriester sei ein „echter“ Vater für die Gemeindemitglieder gewesen und lebendiger als je zuvor. Hamel sei zudem nicht alleine gestorben, sondern mit Jesus Christus. Er habe sich für die anderen hingegeben, so der Erzbischof, der zudem vor Ideologien warnte, die junge Menschen in einen „Kreis der unkontrollierbaren Gewalt“ bringen könnten. Lügen, Neid, Ungerechtigkeiten und der Wunsch nach Aufmerksamkeit seien eine Bedrohung für den Wunsch nach friedlichem Zusammenleben.

Macron: Kirche wurde zum Vorbild

Besondere Aufmerksamkeit hatte bei der Gedenkmesse die Teilnahme von Präsident Macron hervorgerufen. Das Staatsoberhaupt lobte die Kirche für den Umgang mit der Ermordung Hamels. „Ich bedanke mich bei der Kirche in Frankreich dafür, dass sie in ihrem Glauben und den Gebeten die Macht der Vergebung gefunden haben“, sagte er im Anschluss an die Gedenkmesse.

Indem sie sich geweigert habe, Rache und Vergeltung walten zu lassen, sei die Kirche zum „Vorbild in ganz Frankreich“ geworden und bleibe auch in den „schwierigen Zeiten“ des Leides am Terrorismus eine „Verfechterin des Friedens“.

Mit Religion gegen Hass

Macron betonte zudem, dass Frankreich die Freiheit garantiere, zu glauben oder nicht zu glauben. „Die Republik muss keine Religion bekämpfen“, so der Präsident. Doch jede Religion müsse sich dafür einsetzen, dass der Hass niemals triumphiere. Das sei ein langer Kampf, der jeden Tag geführt werden müsse.

Weiter betonte er, dass das Martyrium von Hamel nicht umsonst geschehen sein werde. Nach der Messe wurde zu Ehren Hamels ein Gedenkstein für Frieden und Brüderlichkeit vor der Kirche geweiht. Am Abend fand eine Vesper in der neun Kilometer entfernten Basilika Notre-Dame von Bonsecours in Rouen statt.

Schwester: Hamels Botschaft weitertragen

Unter den Teilnehmenden war auch Jacques Hamels Schwester Roselyne. Im Interview mit dem katholischen Nachrichtenportal Crux am Mittwoch berichtete sie, seit dem Tod ihres Bruders sei es zu ihrer Lebensaufgabe geworden, die von ihm zeitlebens vorgelebte Botschaft weiterzutragen.

Jacques Hamels Schwester Roselyne bei der Trauerfeier

Reuters/Pascal Rossignol

Jacques Hamels Schwester Roselyne Hamel bei der Trauerfeier

Dazu gehörten häufige Treffen mit Muslimevertretern in Frankreich, um damit „Begegnung und besseres Verständnis“ sowie die Offenheit füreinander zu fördern, erklärte Roselyne Hamel. Nicht vergessen werden sollte auch, dass Jacques Minuten vor seiner Ermordung noch für den Frieden in der Welt und unter den Menschen gebetet habe.

„Einfach, friedlich und schüchtern“

Der Gedanke an den von Papst Franziskus geförderten Seligsprechungsprozess für ihren Bruder sei für dessen Familie noch etwas ungewohnt, gab Roselyne Hamel an. Jacques sei „einfach, friedlich und schüchtern“ gewesen und hätte es nie auf Komplimente oder Auszeichnungen abgesehen gehabt, sondern wollte nur seine Arbeit gut erfüllen und anderen Gutes tun.

religion.ORF.at/KAP

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