Streit um progressives Frauengebet an der Klagemauer

Ein für Mittwoch an der Klagemauer in Jerusalem geplantes, nichttraditionelles Gebet der Frauenrechtsgruppe „Women of the Wall“ (WoW; Frauen der Mauer) stößt auf Widerstand. Eine andere Frauenvereinigung will, dass das Gebet verboten wird.

Die ähnlich benannte Gruppe „Women for the Wall“ (Frauen für die Mauer) hat die Polizei aufgefordert, das Gebet auf dem zentralen Platz vor der Klagemauer zu verbieten, wie der Sender „Arutz Scheva“ am Dienstag berichtete. Die Gruppe begründete ihren Verbotsantrag damit, dass nichtorthodoxe Praktiken wie das Tragen von Gebetsschals und Gebetsriemen durch Frauen gegen das religiöse Recht verstoße.

Thora lesen, Widderhorn blasen

Der Anwalt der Gruppe bezeichnete das geplante WoW-Gebet als Provokation, die die religiösen Gefühle anderer Betender verletze. Stattdessen könne das Gebet an einer speziell für nichttraditionelle Gebete eingerichteten Plattform am sogenannte Robinsons-Bogen zwischen dem Klagemauerplatz und dem benachbarten Archäologiepark stattfinden.

"Frauen an der Mauer" mit Thorarollen an der Klagemauer in Jerusalem

Reuters/Michal Fattal

„Women of the wall“ bei einem Gebet mit Thora-Rollen an der Klagemauer

WoW hat zum Beginn des jüdischen Monats Elul am Mittwochmorgen zum Gebet an der Klagemauer eingeladen, bei dem unter anderem Frauen aus der Thora lesen sowie das traditionelle Widderhorn Schofar blasen sollen.

Verstoß gegen Religionsrecht

Das für die Klagemauer zuständige Rabbinat sieht im Tragen des Gebetsschals oder -riemens sowie in Thoralesungen durch Frauen eine Verletzung des jüdischen Religionsrechts. Der Oberste Gerichtshof hatte im Jahr 2000 Frauen diese Rechte zunächst zugestanden; kurz darauf wurde jedoch in der Knesset ein Gesetzentwurf der religiösen Parteien angenommen, der entsprechende religiöse Zeremonien in der Frauenabteilung verbietet.

Nach langem Ringen hatte Israel zunächst im Jänner 2016 die Einrichtung einer 900 Quadratmeter großen gemeinschaftlichen Gebetszone südlich der bestehenden geschlechtergetrennten Abschnitte beschlossen, das Vorhaben aber im Juni auf unbefristete Zeit verschoben.

religion.ORF.at/KAP

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