Myanmar: Zehntausende Muslime flüchten aus dem Land

Der sich verschärfende Konflikt zwischen Sicherheitskräften und Angehörigen der muslimischen Rohingya-Minderheit in Myanmar treibt seit Oktober 2016 Zehntausende Menschen in die Flucht. Am Samstag wurden rund 1.000 an der Grenze zu Bangladesch gestoppt.

Zuvor waren nach offiziellen Angaben 89 Menschen bei Angriffen von Rohingya-Aufständischen ums Leben gekommen - darunter 77 Rebellen und zwölf Sicherheitskräfte. Die Attacken in dem buddhistisch geprägten südostasiatischen Land stellen eine Eskalation des Konflikts dar, der seit vergangenen Oktober schwelt. Damals startete das Militär nach ähnlichen Angriffen eine Großoffensive. Nach UN-Einschätzung begingen die Einsatzkräfte dabei wahrscheinlich Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Verfolgte Minderheit

Die Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi verurteilte die jüngsten Gewalttaten, bei der mit Waffen, Stöcken und selbst gebastelten Bomben bewaffnete Rebellen Polizeiwachen angriffen. Der Umgang mit den 1,1 Millionen Angehörigen der Volksgruppe, denen die Staatsbürgerschaft Myanmars versagt wird, gilt als größte Herausforderung für Suu Kyi. Ihr wird vorgeworfen, sich nicht für die Minderheit einzusetzen und sich damit hinter die brutalen Gegenoffensiven der Armee zu stellen.

Flüchtlinge an der Grenze zu Bangladesch, Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya fliehen aus Myanmar

APA/AFP/Sam Jahan

Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya an der Grenze zu Bangladesch

Vergangenes Jahr warf die UNO Myanmar vor, die muslimische Rohingya-Minderheit zu verfolgen. Soldaten aus Myanmar hätten „Männer getötet, Kinder umgebracht, Frauen vergewaltigt, Häuser niedergebrannt und geplündert“, berichtete das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR).

Flüchtlingslager in Bangladesch überfüllt

Das mehrheitlich buddhistische Myanmar verweigert den muslimischen Rohingya eine Staatsbürgerschaft und bezeichnet sie als illegale Einwanderer aus dem benachbarten Bangladesch. Umgekehrt will auch dieser Staat Rohingya-Flüchtlinge nicht anerkennen. Bangladesch nimmt offiziell keine Flüchtlinge auf. Trotzdem dürfen letztlich viele die Grenze passieren.

Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya im Flüchtlingslager in der Stadt Cox's Bazar in Bangladesch

APA/AFP/STR

Rohingya im Flüchtlingslager in der Stadt Cox’s Bazar in Bangladesch

Aus Furcht vor Gewalt und Repressionen durch Regierungstruppen versuchen Tausende Rohingya, sich in Bangladesch in Sicherheit zu bringen. Dort sind Flüchtlingslager in der Stadt Cox’s Bazar im Südosten des Landes bereits überfüllt. Seit Beginn einer Armeeoffensive in Myanmar gegen muslimischen Rebellen im Oktober 2016 sind etwa 87.000 Rohingya nach Cox’s Bazar geflohen, wo bereits seit Jahrzehnten rund 400.000 Rohingya-Flüchtlinge unter schwersten Bedingungen leben.

Papst fordert „volle Rechte“ für Rohingya

Papst Franziskus erklärte beim Mittagsgebet am Sonntag in Rom seine Solidarität mit der muslimischen Minderheit. Er bekundete „ungeteilte Nähe“ zu dem Volk im Nordwesten Myanmars und rief zur Hilfe für diese Menschen auf. Die politisch Verantwortlichen müssten ihnen „ihre vollen Rechte“ geben, verlangte er. Katholiken lud er zum Gebet „für unsere Brüder, die Rohingya“, ein.

Myanmars Regierungschefin Aung San Suu Kyi bei Papst Franziskus

APA/AFP/Tony Gentile

Papst Franziskus kritisiert die Politik von Myanmars Regierungschefin Suu Kyi

Schon im Februar rief der Papst in einer ungewöhnlichen Geste bei einer Generalaudienz am 8. Februar zum Gebet für die Rohingya auf, die „aus Myanmar verjagt“ und zwischen den Staaten hin- und hergeschoben würden. „Sie werden gefoltert, getötet, nur weil sie ihre Traditionen pflegen, ihren muslimischen Glauben“, sagte Franziskus damals.

Papst besucht Myanmar und Bangladesch

In einer vergangene Woche veröffentlichten Botschaft zum katholischen Welttag des Migranten und des Flüchtlings 2018 schärfte der Papst das allgemeine Recht auf Staatsbürgerschaft ein. Wie der Vatikan am Montag bekanntgab, wird Papst Franziskus im November nach Myanmar und Bangladesch reisen. Demnach unternimmt der Papst vom 27. bis 30. November zunächst einen Besuch in Rangun und in Myanmars Hauptstadt Naypyidaw. Anschließend hält er sich vom 30. November bis zum 2. Dezember im Nachbarland Bangladesch in der Hauptstadt Dhaka auf.

religion.ORF.at/APA/Reuters/KAP

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