50 Jahre Charismatische Erneuerung

Die katholische charismatische Bewegung feiert 2017 ihr 50-jähriges Bestehen. Die Bewegung übernahm Elemente der protestantischen Pfingstkirchen wie die Taufe im Heiligen Geist und das Zungengebet, weshalb sie als katholische Pfingstbewegung bezeichnet wird.

Die CE entstand 1967 als missionarische Studentenbewegung an der katholischen Duquesne-Universität in Pittsburgh (USA). Heute schätzt man die weltweite Mitgliederzahl auf 120 Millionen, wobei sich die Zentren längst weg von den Industrieländern und hin nach Lateinamerika, Philippinen und Afrika verlegt haben. Die weltweite Geburtstagsfeier der Bewegung fand bereits zu Pfingsten mit Papst Franziskus in Rom statt.

Die Österreich-Feier zum 50-jährigen Bestehen der Charismatischen Erneuerung (CE) war laut dem früheren langjährigen CE-Leiter in Österreich, Hans Peter Lang, eine Ermutigung zur Mitgestaltung der Kirche vor Ort. Am Sonntag war der Abschluss des viertägigen Treffens mit 500 Teilnehmern in Windischgarsten (OÖ), berichtete Kathpress. Auch der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky formulierte dies bei einem Gottesdienst des Treffens. „Bringt euch ein, engagiert euch - je nach Alter. Helft, die Passivität zu überwinden“, so sein Appell.

„Fernstehende einbinden“

Zu einer Schlüsselfrage für die Erneuerungsbewegungen sei die Einbindung der „Fernstehenden“ geworden, so Lang. „Wir müssen attraktiv werden, ohne die geistige Substanz zu verleugnen - und auf die Menschen zugehen, die von der Kirche distanziert oder nicht getauft sind“, betonte Lang.

Brauchbare neue Impulse seien dabei u.a. das „Rebuild“-Konzept aus den USA mit dem Blick auf die Funktionsweise wachsender Gemeinden oder für die Glaubensweitergabe neben den „Cursillo“-Angeboten die aus England stammenden „Alphakurse“. In mehreren Diözesen - Lang hob hier Wien, St. Pölten und Graz hervor - gebe es dafür bereits viel Rückenwind von den Bischöfen.

Pfarrer brauchen Unterstützung

Die vergangenen 20 Jahre bezeichnete Lang im Interview als „Götterdämmerung der Servicekirche“: „Es war bisher immer gut, einen tollen Pfarrer zu haben - doch diese Zeit ist nun zu Ende.“ Infolge rückläufiger Berufungen seien Pfarrer mit der Zuständigkeit für viele Pfarren zugleich so beansprucht, dass sie etliche Dienste in der Seelsorge oder auch die Glaubensweitergabe nicht mehr erfüllen könnten. Die Unterstützung der Laien, je nach deren Begabung, sei hier nötig.

Beispiele für das nötige Mitwirken sei die Musikgestaltung, „denn wenn ich an den Sonntagen immer nur die gleichen fünf Lieder aus dem Gottesdienst singe, darf ich mich nicht wundern, dass der Altersdurchschnitt der Besucher über 70 Jahren liegt“, so Lang. Manchen Pfarren gelinge es, mit kinder- und jugendgerecht gestalteten Familiengottesdiensten Fernstehende auch heute regelmäßig eine „bummvolle Kirche“ zu haben. Dies müsse kein Mehraufwand für den Priester sein, wenn ein Team aus der Pfarre die Gestaltung übernehme.

Laien als Seelsorgehelfer

Als möglichen Impuls der CE an die Pfarren bezeichnete der langjährige Leiter die „Gebetsdienste“: Durch orangene Schals erkennbare Zweierteams von Laienchristen, die in der Seelsorge und in der geistigen Begleitung ausgebildet sind, bieten am Rand von CE-Treffen Aussprache abseits der Beichte an.

„Wenn ich einen Konflikt mit meinem Sohn habe und nicht mehr weiterweiß, kann ich bei ihnen Ratschlag und Unterstützung im Gebet suchen. Wenn ich ein Suchtproblem habe, erhalte ich die nötigen Hilfsadressen.“ Die intensive Nachfrage für diesen Dienst zeige, „dass die Not dafür groß ist“, deutete dies Lang.

Von Gott überraschen lassen

Einer der Höhepunkte der Versammlung war ein Vortrag von Michelle Moran. Die langjährige Leiterin des Internationalen Rates der Erneuerung ICCRS appellierte die Charismatiker dazu, noch konkreter mit dem Eingreifen Gottes zu rechnen. Nach Zeiten, in denen die Bewegung in Europa auf Stabilität und Konformität mit kirchlichen Verhaltensnormen ausgerichtet gewesen sei, sei es an der Zeit, sich noch mehr „von Gott überraschen zu lassen“, auch betreffend gesellschaftlicher Entwicklungen.

Der Wiener Diakon Johannes Fichtenbauer, Präsident des „European Network of Communities“ , lobte nach dem Treffen in Windischgarsten die „entspannte, geschwisterliche Atmosphäre“ von Wertschätzung auch gegenüber anderen Bewegungen und christlichen Kirchen, die etwas von dem „neuen Stil von Papst Franziskus“ durchscheinen habe lassen, so Fichtenbauer gegenüber Kathpress. Auffallend bei der Versammlung sei zudem die hohe Beteiligung von Jugendlichen gewesen, sowie der enorme Anklang der Musikgestaltung durch die Immanuel Lobpreiswerkstatt Ravensburg.

Glückwünsche von Kardinal Schönborn

Für die österreichische Feier hatte Kardinal Christoph Schönborn in einem auf der CE-Website veröffentlichten Video seine Glückwünsche überbracht. Er würdigte dabei die „vielen Früchte“, welche aus der CE in den 50 Jahren entstanden sei, darunter die „vielen persönlichen Bekehrungen“, oder auch, dass viele durch die CE eine „neue Liebe zur Heiligen Schrift“ gefunden und „die Gegenwart des Herrn in der Eucharistie“ wiederentdeckt hätten. Die Teilnehmer des Jubiläumsfestes sollten weiterhin Zeugnis davon geben, „dass der Herr lebt, dass ihr ihm begegnet seid und ihn erkannt habt“.

religion.ORF.at/KAP

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