Muslimischer Hadsch im Zeichen politischer Spannungen

Am Mittwoch beginnt der diesjährige Hadsch, die Pilgerfahrt gläubiger Muslime nach Mekka in Saudi-Arabien, die eine der fünf Säulen des Islam darstellt. Wie in den vergangenen Jahren ist auch heuer die politische Situation angespannt.

Der Koran bezeichnet die Pilgerfahrt für jeden Muslim, der die finanzielle und gesundheitliche Möglichkeit dazu hat, als religiöse Pflicht. Mittlerweile nehmen jährlich über zwei Millionen Gläubige am Hadsch teil. Seit Jahren wird die Wallfahrt jedoch von politischen Spannungen überschattet.

Der Hadsch kann nur an bestimmten Tagen im Jahr vollzogen werden, nämlich zwischen 8. und 13. des islamischen Monats Dhu I-Hijjah (Hiddscha). Aufgrund des islamischen Mondkalenders verschiebt sich das Fest im Sonnenkalender und findet immer wieder in anderen Jahreszeiten statt.

Die Kaaba mit Pilgern

APA/AFP/Bandar Aldandani

Die Kaaba wird während des Hadsch sieben mal umrundet

Eintritt in den Weihezustand

Die Pilgerreise gliedert sich in mehrere Teile. Am ersten Tag findet in Mekka der Eintritt in den Weihezustand Ihram, statt - die einfache weiße Kleidung, die Gläubige während des Hadsch tragen müssen, symbolisiert die Gleichheit aller Pilger vor Allah. Daraufhin wird die erste Tawaf (Umrundung) begangen.

Die Kaaba, ein schwarzes, würfelartiges Gebäude im Zentrum der Großen Moschee (Al-Haram-Moschee), das den Schwarzen Stein beherbergt, wird sieben Mal gegen den Uhrzeigersinn umrundet. Der Schwarze Stein, offenbar ein Meteorit, stammt laut islamischer Überlieferung aus dem Paradies. Er soll weißer als Milch gewesen, und mit der Zeit schwarz geworden sein.

Pilger beim Hadsch auf dem Weg zum Berg Arafat

Reuters/Ahmed Jadallah

Pilger beim Gerg der Gnade

Beginn eines neuen Lebensabschnitts

Am selben Tag wird auch der Weg zwischen den beiden heiligen Hügeln Safa und Marwa sieben Mal begangen. Dieser bezieht sich auf Hagars und Ismaels Suche nach Wasser. Darauf folgt ein Marsch zum benachbarten Ort Mina. Hier bleiben die Pilger bis zum nächsten Morgen, an dem sie zur Arafat-Ebene aufbrechen, wo Allah um Vergebung gebeten wird. Die Pilger halten sich dort bis zum Sonnenuntergang auf und übernachten daraufhin in Muzdalifa.

Am dritten Tag findet auf dem Rückweg nach Mina die symbolische Teufelssteinigung statt, die darauf verweist, dass Abraham den Teufel mit Steinen in die Flucht geschlagen habe. Danach rasieren oder kürzen sich Männer das Haupthaar, Frauen schneiden eine Haarsträhne ab - ein Symbol für den Beginn eines neuen, sündenfreien Lebensabschnitts.

Pilger beim Haarschnitt

Reuters/Ahmed Jadallah

Der Haarschnitt soll den Eintritt in ein sündenfreies Leben symbolisieren

Opfertiere für Bedürftige

Daraufhin beginnt das viertägige Opferfest, das höchste islamische Fest (Eid al-Adha). Es erinnert an die biblische Geschichte, in der Gott Abraham befiehlt, seinen Sohn zu opfern. Nach islamischer Tradition handelte es sich bei diesem Sohn um Ismael, nicht um Isaak wie in der biblischen Geschichte.

Im letzten Moment änderte Gott seine Forderung und Abraham sollte ein Schaf schlachten. Die Geschichte gilt als Ausdruck des Gottesvertrauens Abrahams. Während des Festes werden Opfertiere geschlachtet, das Fleisch geht vor allem an Bedürftige. Es folgt ein weiterer Besuch der Moschee in Mekka für eine weitere Tawaf. Am vierten und fünften Tag finden wiederum Teufelssteinigungen in Mina statt. Am sechsten Tag wird ein letztes Mal die Tawaf vollzogen, womit der Hadsch endet.

Schematischer Ablauf der Hadsch, Stationen, Illustration der Moschee Grafik

APA/Rainer Waxmann

Etwa zwei Millionen Pilger kommen jährlich nach Mekka

Angespannte politische Situation

2015 war während des Hadsch in Mekka eine Massenpanik ausgebrochen, bei der rund 2.300 Menschen starben. Da der Iran, Erzfeind Saudi-Arabiens, die meisten ausländischen Todesopfer zu beklagen hatte, forderte das damalige geistliche Oberhaupt Ayatollah Ali Khamenei von Saudi-Arabien eine Entschuldigung, da das wahhabitische Königreich für die Organisation der Pilgerfahrt zuständig ist.

Das bereits angespannte Verhältnis zwischen dem wahhabitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran verschlechterte sich weiter: Nach der Hinrichtung eines schiitischen Geistlichen im Jänner 2016 durch Riad fanden gewaltsame Proteste vor der Botschaft Saudi-Arabiens in Teheran statt, woraufhin das Königreich die diplomatischen Beziehungen abbrach. Die Krise gipfelte darin, dass iranische Muslime 2016 das erste Mal seit drei Jahrzehnten vom Hadsch ausgeschlossen wurden, da sich Iran und Saudi-Arabien nicht auf die Bedingungen der Teilnahme einigen konnten.

Konflikt mit Katar

Selbst wenn heuer wieder iranische Pilger zur Hadsch zugelassen sind, wird die diesjährige Pilgerreise abermals von internationalen Spannungen überschattet. Saudi-Arabien wirft dem kleinen Emirat Katar vor, Terroristen zu unterstützen und hatte zusammen mit seinen Verbündeten Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain Anfang Juni die diplomatischen Beziehungen eingeschränkt, ein Embargo errichtet und ein Ultimatum an das Land gestellt.

Saudi-Arabien hat katarischen Pilgern jedoch die Einreise zur Wallfahrt gestattet. Katar wirft dem Königreich aber Behinderungen der Wallfahrer vor und hat laut eigenen Angaben eine Beschwerde bei der UNO eingereicht. Nach einem Bericht des katarischen Medienunternehmens Al-Jazeera dürften Kataris nur über zwei Flughäfen einreisen und müssten über Doha fliegen. Dabei handle es sich um eine Verletzung internationaler Rechte und Absprachen, die die freie Religionsausübung beeinträchtigten.

Streit um Landeerlaubnis

Vor etwa eineinhalb Wochen meldete die staatliche saudi-arabische Medienagentur SPA, dass der Grenzübergang Salwa für die katarischen Pilger geöffnet werden soll. Der König habe zudem angeordnet, Flugzeuge nach Doha zu schicken, um katarische Pilger „auf seine Kosten“ zu transportieren, hieß es in dem SPA-Bericht weiter. Katar begrüßte die Entscheidung, die staatliche saudische Fluggesellschaft Saudia teilte jedoch vergangene Woche mit, dass sie keine Landeerlaubnis für die Sonderflüge für Pilger erhalten hätten. Katar wies die Vorwürfe zurück.

religion.ORF.at/APA

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