Papst und Rabbiner: Gläubige „enge Verbündete“

Papst Franziskus hat bei einem Empfang für Rabbiner am Donnerstag Christen und Juden als „enge Verbündete“ bezeichnet. Die Rabbiner übergaben dem Papst bei dem Treffen auch eine Erklärung zum Christentum, die deutsche Bischöfen einen Meilenstein nennen.

Christen und Juden seien „Partner, enge Verbündete, Freunde und Brüder im beiderseitigen Streben nach einer besseren Welt, die mit Frieden, sozialer Gerechtigkeit und Sicherheit gesegnet ist“, sagte der Papst bei dem Treffen im Vatikan mit der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER), dem Rabbinerrat von Amerika (RCA) und der Dialogkommission des israelischen Großrabbinats.

Es sei sehr wichtig, dass beide moralisches Verhalten und religiöse Erziehung nutzten, um zu motivieren und etwas zu bewirken - „nicht Krieg, Zwang oder gesellschaftlichen Druck“. Der Papst lobte Fortschritte in den Beziehungen zwischen Juden und Christen. Diese würden „immer freundschaftlicher und brüderlicher“. Angeführt wurde die Delegation vom römischen Oberrabbiner Riccardo Di Segni.

Zwischen Jerusalem und Rom

Judentum und katholische Kirche erlebten augenblicklich eine Phase des „fruchtbaren Dialogs“, sagte Franziskus. Das spiegle sich auch in dem Dokument „Zwischen Jerusalem und Rom“, das von der Europäischen Rabbinerkonferenz und dem Rabbinerrat von Amerika im Februar veröffentlicht worden war und Franziskus bei der Audienz übergeben wurde. Das Papier verhehle nicht die theologischen Differenzen, bekunde aber den Wunsch nach engerer Zusammenarbeit.

Papst Franziskus (rechts) empfängt Rabbis im Vatikan

APA/AFP/Osservatore Romano

Papst Franziskus mit dem römischen Oberrabbiner Riccardo Di Segni

Dokument ein „Meilenstein“

Als einen „Meilenstein in den jüdisch-christlichen Beziehungen“ würdigte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) die Erklärung der Rabbiner. „Für uns Katholiken ist diese Erklärung eine große Ermutigung, den Dialog mit dem Judentum auch weiterhin engagiert fortzuführen“, erklärte der Vorsitzende der DBK-Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum, der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr. Es bleibe zu hoffen, dass die Erklärung eine breite Aufnahme in der Theologie und in der Öffentlichkeit finde und den jüdisch-christlichen Beziehungen neue Impulse gebe.

„Es ist die erste offizielle Erklärung rabbinischer Organisationen zum Christentum“, so Erfurts Bischof. Zwar habe es schon vorher Erklärungen einzelner Gruppen von Rabbinern gegeben, die im christlich-jüdischen Dialog aktiv seien. Im aktuellen Fall sei sie jedoch gemeinsam von der Europäischen Rabbinerkonferenz, dem Rabbinical Council of America und dem Israelischen Großrabbinat verfasst worden. Sie gebe einen breiten Konsens der orthodoxen Rabbiner in Europa, den USA und Israel wider.

Zweites Vatikanisches Konzil gewürdigt

Die Erklärung würdigt den Angaben zufolge das Dokument des Zweiten Vatikanischen Konzils „Nostra aetate“ als einen Wendepunkt in den christlich-jüdischen Beziehungen und die nachkonziliare Verkündigung der Päpste bis in die Gegenwart. In den vergangenen Jahrzehnten habe die Kirche ihre Feindseligkeit gegenüber dem Judentum überwunden, so dass Vertrauen und Zuversicht zwischen Christen und Juden hätten wachsen können.

Bei dem Treffen teilte Papst Franziskus den Rabbinern auch seine Wünsche zum bevorstehenden jüdischen Neujahr (20. September) mit, und sagte dazu den hebräischen Gruß „Shanah towah!“. Er bat die Rabbiner, in ihren Gebeten auch seiner zu gedenken.

religion.ORF.at/KAP

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