Rohingya-Krise: Bangladesch hofft auf Papst

Die Nationale Menschenrechtskommission Bangladesch (NHRC) fordert von der internationalen Gemeinschaft „Druck auf Myanmar“ zum sofortigen Stopp des „Völkermords“ an den muslimischen Rohingya und hofft in dieser Frage auf die Hilfe von Papst Franziskus.

„Töten, Brandstiftungen, Folter und Vergewaltigungen haben ein unvorstellbares Ausmaß angenommen“, sagte der Kommissionsvorsitzende Kazi Reazul Hoque am Montag der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur KNA in Kuala Lumpur. Vor allem Indien und China sowie der Bund der südostasiatischen Staaten ASEAN müssten zur Beendigung der Gewalt auf Myanmar einwirken. Hoque äußerte sich zur Eröffnung eines internationalen „Volkstribunals über Myanmar“ in der malaysischen Hauptstadt.

„Papst kann Beitrag zur Lösung beisteuern“

Hoffnung setzt Hoque auch auf den Besuch von Papst Franziskus Ende November in Myanmar und Bangladesch. Die Menschenrechtskommission werde in Kürze bei einem Treffen mit dem Erzbischof von Dhaka, Kardinal Patrick D’Rozario, das Thema der Rohingya-Flüchtlinge ansprechen.

Papst Franziskus werde zwar bei seinen Besuchen in Myanmar und Bangladesch nicht die Krise lösen können, so Hoque; „aber er wird sicher einen zusätzlichen wertvollen Beitrag zur Lösung beisteuern können“. Seit Ende August sind geschätzt rund 400.000 Rohingya nach Bangladesch geflohen, wo durch frühere Vertreibungswellen bereits 400.000 in Lagern leben.

Gewalt gegenüber christlichen Kachin

Das internationale „Volkstribunal über Myanmar“ wird von der „Internationalen Bewegung für eine gerechte Welt“ (JUST) veranstaltet. Sieben Richter aus sieben Ländern hören bis Freitag Aussagen von Menschenrechtsexperten sowie Vertretern der Rohingya und der Kachin über die Gewalt und die Menschenrechtsverletzungen der Armee von Myanmar gegen diese ethnischen Gruppen.

Der Krieg gegen die mehrheitlich christlichen Kachin im Norden des Landes ist der andere große Konfliktherd in Myanmar. Nach Angaben der Veranstalter sind Einladungen an Regierung und Armee von Myanmar zur Teilnahme an dem Tribunal unbeantwortet geblieben.

Aung San Suu Kyi „verantwortlich“

Der birmanische Bürgerrechtler Maung Zarni warf bei seinem Auftritt vor dem Tribunal am Montag Staatsrätin Aung San Suu Kyi vor, für die Menschenrechtsverletzungen an den Rohingya und den Kachin ebenso verantwortlich zu sein wie die Armee.

Der Genozidforscher Gregory Stanton, Präsident der Organisation Genocide Watch, betonte, die Gewalt gegen die Rohingya und andere Muslime in Myanmar weise alle „Anzeichen eines Völkermordes“ auf. Dazu gehörten Dementis der Verantwortlichen wie auch Schuldzuweisungen an die Opfer, wie sie in den vergangenen Wochen auch Suu Kyi zur Rechtfertigung der Militäroffensive gegen die Rohingya vorgebracht habe. Die Staatsrätin und Friedensnobelpreisträgerin von 1991 will sich an diesem Dienstag offiziell zu dem Konflikt äußern.

religion.ORF.at/KAP

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