Doku: Mönch und Hassprediger Wirathu

Mit dem Dokumentarfilm „The Venerable W.“ („Der ehrenwerte W.“) hat der französische Filmemacher Barbet Schroeder ein Porträt des buddhistischen Mönchs und Ultranationalisten Ashin Wirathu ins London Film Festival geschickt.

Schroeder zeichnete für Regie und Drehbuch verantwortlich. Wirathu, Gründer der „Ma Ba Tha“-Bewegung in Myanmar, wird für die Grausamkeiten, die gegen die muslimische Minderheit der Rohingya begangen wurden und werden, zumindest mitverantwortlich gemacht. „Ma Ba Tha“ ist die Abkürzung für „Vereinigung zum Schutz von Rasse und Religion“ im ehemaligen Burma. Seit langem hetzt der 49-Jährige gegen die Rohingya, die er als von Saudi-Arabien aus gesteuerte Einwanderer aus Bangladesch bezeichnet.

Der buddhistische Mönch Ashin Wirathu mit Anhängern in Yangon, Myanmar

Reuters/Soe Zeya Tun

Ashin Wirathu (Mitte)

In Predigten, aber auch via Soziale Netzwerke wettert Wirathu seit Jahren gegen die Muslime und unterstellt ihnen, sie wollten das Land „islamisieren“ und ein Kalifat errichten. Zu ihrer Verfolgung, Ermordung und Vertreibung hat er zweifellos viel beigetragen. Schon 2013 widmete ihm das Nachrichtenmagazin „Time“ ein Cover mit der Überschrift „Das Gesicht des buddhistischen Terrors“.

„Giftiger Mönch hinter Anti-Muslim-Vendetta“

Als „düstere Studie von Sektentum“ bezeichnete der Filmkritiker Peter Bradshaw Schroeders Dokumentarfilm im britischen „Guardian“ (Onlineausgabe vom Dienstag). Er werde als der „giftige Mönch hinter Myanmars Anti-Muslim-Vendetta“ dargestellt, die „Aung Sun Suu Kyi zu Fall brachte“.

„The Venerable W.“ ist der dritte in einer Reihe von Abhandlungen über „das Böse“: 1974 setzte er sich in „General Idi Amin Dada“ mit dem sprichwörtlich brutalen ugandischen Diktator auseinander. Sein 2007 erschienener Film „Im Auftrag des Terrors“ („L’avocat de la terreur“) ist ein Porträt des Strafverteidigers Jacques Verges, der unter anderen den NS-Kriegsverbrecher Klaus Barbie verteidigte.

Gegen Image des Buddhimus

Damit stellt Schroeder den buddhistischen Hassprediger, vom „Guardian“ einmal als „Burmas Bin Laden“ bezeichnet, in eine Reihe mit menschenverachtenden Kriegsverbrechern und Tyrannen. „The Venerable W.“ liefere einen „ekelerregenden, fast schon schwarzhumorigen Schlag für jeden Liberalen, der fest daran glaubte, dass Buddhismus und Buddhisten irgendwie ätherisch und frei von Sektiererei und Bigotterie schweben, die andere Religionen infizieren“, so „Guardian“-Kritiker Bradshaw.

Freilich haben sich schon viele Buddhisten, allen voran der Dalai Lama, von der Gewalt gegen die Rohingya in Myanmar distanziert. Eine Voice-over-Stimme im Einstieg zum Filmtrailer, die über die im Buddhismus eigentlich angelegte Friedfertigkeit spricht, macht deutlich, dass der Film das auch tut.

Filmstill aus "The Venerable W." von Barbet Schroeder

The 61st BFI London Film Festiva/BFI London Film Festival

Filmszene aus „The Venerable W.“

Hemmungslose Hasspredigten

Die Doku zeigt Ausschnitte von Reden Wirathus vor orange gekleideten Mönchen und Anhängern. Man sieht das weiche, fast ausdruckslose Gesicht des Mönchs, zu der die hemmungslose Hasspredigt, die er gerade hält, einfach nicht zu passen scheint. Die Gelassenheit gibt er gegen Ende des Films in einer wüsten Rede auf, während der er die UNO-Menschenrechtsbotschafterin Yanghee Lee eine „Hure“ nennt, und in einem „ätzenden“ („Guardian“-Kritiker Bradshaw) Interview, in dem er Angela Merkel verspottet.

So skizziert der Film, wie Worte zu Taten führen: Hunderttausende Rohingya wurden bereits aus ihren Häusern vertrieben, viele wurden misshandelt, vergewaltigt und ermordet. Die Aussagen Wirathus dürften den Boden für die Grausamkeiten bereitet haben, wenn er etwa, wie vor wenigen Tagen, Rohingya als „Tiere, die mit dem Hintern fressen“ beschreibt.

Rassismus und Gewalt

„The Venerable W.“, vom „Hollywood Reporter“ als „Augen öffnende Chronik“ einer „langen Kampagne von Rassismus und Gewalt“ hoch gelobt, zeigt auch Szenen von Gewalt und Schrecken. Die Filmbewertungsseite „Rotten Tomatoes“ gibt der Doku derzeit 100 Prozent Zustimmung.

Regisseur Schroeder macht aber auch klar, dass die Verfolgung der Rohingya keine Neuerung ist: Immer wieder hätten schon frühere Regierungen Gewalt gegen die Minderheit zugelassen und Ausschreitungen politisch und wirtschaftlich instrumentalisiert. Auch die zuletzt viel kritisierte Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi kommt, wenn sie auch nur am Rande auftaucht, in der Doku nicht gut weg.

Im (bereits 2016 fertiggestellten) Film gibt Wirathu in einer Interview-ähnlichen Situation den US-Amerikanern dann noch einen politischen Rat mit auf den Weg: Wenn sie in ihrem Land „Frieden und Sicherheit“ wollten, dann müssten sie Donald Trump wählen.

gril, religion.ORF.at

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