Alleinerziehende fordern staatliche Unterhaltsgarantie

Die kirchlich getragene Österreichische Plattform für Alleinerziehende (ÖPA) macht Druck in Richtung Verbesserung der oft schwierigen Lage von Ein-Eltern-Haushalten.

Am Donnerstag wird in der letzten Nationalratssitzung vor der Wahl am 15. Oktober über drei Anträge - je einer von SPÖ, ÖVP und FPÖ - für eine Unterhaltssicherung für Kinder von Alleinerziehenden entschieden.

Bereits im Vorjahr hatte die Plattform einen Mindestunterhalt gefordert, der den wirklichen Bedarf von Kindern abdeckt und daher an die Regelbedarfssätze gebunden ist. „Wir fordern alle Parteien auf sich auf den Antrag zu einigen, der unseren Forderungen am nächsten kommt“, erneuerte ÖPA-Vorsitzende Gabriele Fischer den Appell.

Eine Frau mit zwei Kindern an der Hand geht über einen Zebrastreifen

APA/KEYSTONE/Gaetan Bally

Ein-Eltern-Haushalte sind um 40 Prozent mehr armutsgefährdet

„Dringender Handlungsbedarf“

Es bestehe „dringender Handlungsbedarf", verwies die ÖPA auf eine von ihr durchgeführte Umfrage, wonach 18 Prozent der Kinder von Alleinerziehenden weder Unterhalt noch Unterhaltsvorschuss erhalten. Weitere 54 Prozent bekämen Unterhalt unterhalb des altersgestaffelten staatlich festgelegten Bedarfs - den sogenannten Regelbedarfssätzen.“

Eltern sind in Österreich verpflichtet, ihre Kinder bis zum Abschluss einer Berufsausbildung, längstens bis 24 Jahre, zu unterstützen. Gabriele Fischer forderte die Bindung der Unterhaltssicherung an die Auszahlungsdauer der Familienbeihilfe, denn „es muss auch Kindern von Alleinerziehenden möglich sein, eine höhere Ausbildung abzuschließen.“

Armutsrisiko verringern

Da Personen in Ein-Eltern-Haushalten ein um 40 Prozent höheres Risiko von Armuts-und Ausgrenzungsgefährdung als die Bevölkerung insgesamt hätten, braucht es laut der ÖPA Maßnahmen, um gerade diese Kinder gut zu fördern. Mit einem entsprechenden Beschluss im Parlament solle ein „unbürokratischer Unterhalt für 70.000 Kinder in Österreich“ ermöglicht werden.

Ob es dazu kommt, wird von politischen Beobachtern jedoch stark bezweifelt. Gleich drei Parteien brachten am 4. Oktober im Nationalrat Anträge zur Reform des Kindesunterhalts ein. Davor hatten auf Initiative der Liste Pilz alle Spitzenkandidaten bei einer TV-Debatte eine rasche Reform befürwortet. Einen von der SPÖ ausgearbeiteten Vorschlag lehnte die ÖVP zuletzt aber ab - wegen der Befürchtung, dass hohe Geldbeträge ins Ausland abfließen würden. Die ÖVP legte stattdessen einen eigenen Vorschlag vor, den wiederum die SPÖ kritisiert.

ÖPA: Ökumenische Gründung

Die Österreichische Plattform für Alleinerziehende (ÖPA) wurde 1987 von kirchlichen Organisationen - Katholische Frauenbewegung, Katholisches Familienwerk (heute „Forum Beziehung, Ehe und Familie“ der Katholischen Aktion) und Evangelische Frauenarbeit - gegründet. Heute gehören ihr neben diesen Trägerorganisationen, weiteren kirchlichen Mitglieder wie Katholischer Familienverband, Diözese St. Pölten oder Katholische Männerbewegung auch nichtkirchliche Interessensvertretungen an.

Die ÖPA setzt sich seit 30 Jahren als unabhängige politische Interessenvertretung bundesweit auf politischer und gesellschaftlicher Ebene für Ein-Eltern-Familien ein. Sie ist Mitglied im Familienpolitischen Beirat des Familienministeriums und Gründungsmitglied von „European Network of Single Parent Families“ (ENoS).

religion.ORF.at/KAP

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