Atheisten hoffen auf Änderung im Katechismus

Die Atheistische Religionsgesellschaft in Österreich (ARG) hat anlässlich des 25. Jahrestags des Weltkatechismus daran erinnert, dass sie an Papst Franziskus ein Ansuchen stellten, einen Passus darin zu überdenken.

Die ARG zitiert in einer Aussendung vom Mittwoch den Katechismus der Katholischen Kirche: „Da der Atheismus die Existenz Gottes leugnet oder ablehnt, ist er eine Sünde gegen die Tugend der Gottesverehrung.“ Eine Fußnote auf derselben Seite verweise dann auf eine Stelle im Brief des Paulus an die Römer im Neuen Testament. Aufgrund dieser speziellen Fußnote sei es „eindeutig, dass der Katechismus der Katholischen Kirche diese Stelle aus dem ersten Kapitel des Briefes des Paulus an die Römer (auch) auf heutige Atheistinnen und Atheisten bezieht“.

Bibelstelle in Fußnote zitiert

Die angesprochene Stelle im ersten Kapitel des Briefes des Paulus an die Römer (Röm 1, 18 sowie 28-31) lautet: „Der Zorn Gottes wird vom Himmel herab offenbart wider alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten.“ (...)

„Und da sie sich weigerten, Gott anzuerkennen, lieferte Gott sie einem verworfenen Denken aus, sodass sie tun, was sich nicht gehört: Sie sind voll Ungerechtigkeit, Schlechtigkeit, Habgier und Bosheit, voll Neid, Mord, Streit, List und Tücke, sie verleumden und treiben üble Nachrede, sie hassen Gott, sind überheblich, hochmütig und prahlerisch, erfinderisch im Bösen und ungehorsam gegen die Eltern, sie sind unverständig und haltlos, ohne Liebe und Erbarmen.“

Papst über Verleumdung und Gewalt

Im Vergleich zu der drastischen Stelle im Neuen Testament zitieren die Atheisten Papst Franziskus. In der Verkündigungsbulle zum Jahr der Barmherzigkeit, „Misericordiae vultus“, vom 11. April 2015 habe Franziskus den Wunsch geäußert, dieses Jahr „mache uns offener für den Dialog, damit wir uns besser kennen und verstehen lernen. Es überwinde jede Form der Verschlossenheit und Verachtung und vertreibe alle Form von Gewalt und Diskriminierung.“

Die Atheisten beziehen sich auch auf Franziskus’ Lehrschreiben „Amoris laetitia“, wo steht: „Darum möchten wir vor allem bekräftigen, dass jeder Mensch (...) in seiner Würde geachtet und mit Respekt aufgenommen werden soll und sorgsam zu vermeiden ist, ihn ‚in irgendeiner Weise ungerecht zurückzusetzen‘ oder ihm gar mit Aggression und Gewalt zu begegnen.“

Bezug auf „Amoris laetitia“

Da auch Verleumdung als eine Form von Gewalt betrachtet werden könne, „hat uns dieser Satz aus Amoris laetitia an einen ähnlich klar formulierten Satz aus Franziskus’ Botschaft an die Muslime in aller Welt zum Ende des Ramadan vom 10. Juli 2013 erinnert: ‚Wir sollen deshalb respektvoll über den anderen denken, sprechen und schreiben, und zwar nicht nur in seiner Gegenwart, sondern immer und überall, wobei wir unfaire Kritik oder Verleumdungen vermeiden sollten.‘“

Atheisten schrieben an Papst

Gemeinsam mit seinen Präsidiumskollegen Nikolaus Bösch und Martin Perz habe er das im vergangenen Jahr zum Anlass genommen, am Tag nach dem offiziellen Ende des „Jahres der Barmherzigkeit“ einen Brief an Papst Franziskus zu schreiben, so Wilfried Apfalter, Präsidiumsmitglied der Atheistischen Religionsgesellschaft. Darin habe man eine „diesbezügliche Veränderung im Katechismus der Katholischen Kirche angeregt und dabei auch zum Ausdruck gebracht haben, dass wir uns wirklich freuen würden, wenn es allen gemeinsam gelänge, konstruktiv mit dem jeweiligen Stand der Dinge umzugehen“.

Vatikan: „Zur Kenntnis genommen“

Der Brief an den Papst wurde laut Atheisten am 21. November 2016 verfasst „und dann sehr rasch nach nur ein paar Tagen am 29. November 2016 mit einem Brief aus dem vatikanischen Staatssekretariat, Erste Sektion, Allgemeine Angelegenheiten, beantwortet“. In diesem Antwortbrief habe der Assessor des Staatssekretariats, Prälat Paolo Borgia, „freundlich den Eingang unseres Briefes bestätigt und uns, mit besten Wünschen und freundlichen Grüßen, im Auftrag des Papstes versichert, dass unsere Ausführungen zur Kenntnis genommen worden sind“.

Die Zukunft werde zeigen, ob und wie es in dieser Angelegenheit nun weitergehen wird. Man hoffe, dass es allen gelinge, „mehr Kritikfähigkeit und mehr Realismus zu entwickeln“, so die Atheistische Religionsgesellschaft in Österreich. Die Gesellschaft bemüht sich seit Jahren um eine staatliche Anerkennung als Bekenntnisgemeinschaft.

religion.ORF.at

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