Pädophilie: Vatikan liefert Diplomaten nicht aus

Der Vatikan liefert einen vatikanischen Diplomaten nicht an die kanadische Justiz aus. Er wird beschuldigt, kinderpornografisches Material über einen kirchlichen Rechner heruntergeladen und verbreitet zu haben.

Die vatikanische Justiz ermittelt weiter gegen einen Mitarbeiter der päpstlichen Botschaft in Washington wegen Kinderpornografie. Ein Prozesstermin stehe noch nicht fest, teilte Vatikansprecher Greg Burke mit. Die Nachforschungen erforderten „internationale Zusammenarbeit“. Ein Auslieferungsbegehren seitens der kanadischen Behörden liege nicht vor, so Burke. Der Vatikan hatte am 15. September mitgeteilt, man habe nach einem Hinweis des US-Außenministeriums strafrechtliche Ermittlungen gegen einen diplomatischen Mitarbeiter aufgenommen.

Kein Auslieferungsantrag von Kanada

Italienische Medien hatten am Donnerstagnachmittag unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Quellen in der Kurie gemeldet, der in Kanada mit Haftbefehl gesuchte Diplomat solle nicht ausgeliefert werden. Der Vatikan lehne dies mit Verweis auf die diplomatische Immunität des Geistlichen ab. Anfragen an das vatikanische Presseamt mit Bitte um Stellungnahme blieben mehrere Stunden unbeantwortet. Burke sprach in seiner Erklärung am Abend von „falschen Nachrichten“.

Vatikan

Reuters/Stefano Rellandini

Der Vatikan ermittelt weiter gegen einen Botschaftsmitarbeiter wegen Kinderpornografie

Ermittler im kanadischen Bundesstaat Ontario werfen dem Mitarbeiter der Vatikanbotschaft in Washington vor, während eines Aufenthalts im kanadischen Windsor zu Weihnachten 2016 kinderpornografisches Material über einen kirchlichen Rechner heruntergeladen und weiterverbreitet zu haben. Die kanadische Diözese London bestätigte, es gebe einen entsprechenden Verdacht. Der betreffende Geistliche, ein 50-jähriger Italiener, wurde aus Washington abberufen und wohnt nach Medieninformationen inzwischen am Sitz des Vatikangerichts, ist aber nicht inhaftiert.

Strafrechtliche Ermittlungen aufgenommen

Die kanadische Justiz erließ Ende September einen landesweiten Haftbefehl gegen den Mann. Der italienische Online-Dienst „Vatican Insider“ meldete daraufhin aus Kurienquellen, der Haftbefehl sei bekannt, die kanadische Justiz habe aber kein Festnahmeersuchen an die Vatikanbehörden gestellt. Das vatikanische Strafrecht sieht für die Verbreitung von Kinderpornografie zwischen einem und fünf Jahren Haft und eine Geldstrafe von bis zu 50.000 Euro vor.

Laut den kanadischen Ermittlern ereignete sich die Straftat zwischen dem 24. und 27. Dezember vergangenen Jahres. Die Polizeimitteilung nannte im Unterschied zum Vatikan den vollen Namen des Diplomaten, einem 50-jährigen Italiener. Die kanadische Diözese London bestätigte Medienberichten zufolge den Verdacht, dass eine kirchliche Rechneradresse für einen Verstoß gegen Kinderschutzbestimmungen benutzt worden sei.

religion.ORF.at/APA

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