Kirchliches Begräbnis versus „Eventbestattung“

Das Gedenken an die Verstorbenen gehört zum ältesten religiösen Verhalten der Menschen. Viele Kulturen brachten die unterschiedlichsten Bestattungsrituale hervor. Momentan wird der Trend zu nicht kirchlichen „Eventbestattungen“ immer stärker.

Immer mehr Menschen sorgen für den Fall ihres Ablebens vor, um ihren Nachkommen weniger Arbeit zu hinterlassen und auch, um beim eigenen Begräbnis mitzubestimmen. An diese Gruppe und an jene, die sich von den beiden bis vor wenigen Jahren vorherrschenden Bestattungsformen Beerdigung und Kremation nicht mehr angesprochen fühlen, richten sich diverse Angebote, darunter auch „Eventbestattungen“.

Eine Papierurne aus dem 3-D-Drucker

APA/Barbara Gindl

Höchste Technologie kommt auch im Bestattungswesen zum Einsatz: Eine Papierurne aus dem 3-D-Drucker

Die Religionszugehörigkeit spielt dabei keine Rolle, für manche aber sicher der finanzielle Aufwand. Denn eine Naturbestattung ist insgesamt betrachtet meist kostengünstiger als Gräber, weil die Grabpflege entfällt.

Allerheiligen

Der Tag zum Gedenken aller Heiligen wird von der römisch-katholischen Kirche als Hochfest begangen. Auch die evangelische, anglikanische und syrisch-orthodoxe Kirche gedenken am 1. November der Heiligen.

In Würde bestattet

Die Auswahlmöglichkeiten sind zahlreich: Baum-, Luft-, Wasserbestattungen und Verabschiedungen, bei denen auch Luftballons oder Tauben fliegen, liegen voll im Trend. Aber ob nun ein religiöses Begräbnis oder ein quasi auf den Verstorbenen „maßgeschneidertes“ Bestattungsritual, ein würdevoller Abschied wird in allen Fällen angestrebt. „Bei uns wird jeder Mensch so individuell verabschiedet, wie er gelebt hat. Jede Feier wird sehr persönlich gestaltet, mit stilvoller Musik und gefühlvollen Reden“, formuliert das etwa Marlies Zadrobilek, Geschäftsführerin der Naturbestattung GmbH.

Schon immer sei es um das Grundanliegen von Menschen gegangen, ihre Verstorbenen in Würde zu bestatten und zugleich die Gefühle für diese Person auszudrücken, sagte Ewald Volgger, Professor für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie an der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz kürzlich bei einer Veranstaltung über die Bedeutung von Bestattungs- und Verabschiedungsritualen und diesbezügliche Trends.

Luftballons bei einer Naturbestattung

Naturbestattung GmbH

Naturbestattungen können sehr individuell gestaltet werden

Für den Fall, dass jemand kein kirchliches Begräbnis möchte, hält er die Tätigkeit von Trauerrednerinnen und -rednern für „einen wertvollen menschlichen Dienst“.

Mehr Einäscherungen als Erdbestattungen

Die römisch-katholische Kirche bevorzugt die Erdbestattung, begleitet aber auch Einäscherungen. Diese seien markant im Steigen und würden nun nicht nur in Städten, sondern auch in ländlichen Gebieten bereits mehr als die Hälfte der Bestattungen ausmachen, so Volgger.

Baumbestattung im „Wald der Ewigkeit“ nahe Wien, Fluss- und Meerbestattung (Donau, Adria), Diamantbestattung und Luftbestattung werden stärker nachgefragt. Asche verstreuen darf man in Österreich allerdings nicht einfach irgendwo, das ist nur auf einigen wenigen Friedhöfen in Österreich gestattet, die eigene Areale dafür zur Verfügung stellen – etwa der altkatholische Friedhof in Graz. Um die Asche in alle vier Himmelrichtungen zu verstreuen, muss man von Österreich aus nach Tschechien fliegen, über einem bestimmten Waldgebiet im Tatra-Gebirge wird dieser Wunsch erfüllt.

Gräber und Laternen auf einem Friedhof

APA/Herbert Neubauer

Für die römisch-katholische Kirche ist es wichtig, die Namen der Verstorbenen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen

Platz für die Trauer wichtig

Aus katholischer Sicht ist es wichtig, dass es einen Ort der Trauer gibt, sprich ein Namensschild und ein Kreuz. Daher werden Baumbestattungen oder Wasserbestattungen, bei denen die Asche der Verstorbenen ganz in den Kreislauf der Natur eintaucht und keine Gedenkstätte bleibt, kritisch betrachtet.

Dezidiert abgelehnt werden Diamantbestattungen, bei denen die Asche der Verstorbenen zu Diamanten gepresst und zu Schmuckstücken verarbeitet werden. Liturgiewissenschaftler Volgger dazu: „Die Kirche sagt: Es soll nicht alles möglich sein, was möglich ist.“ Bei einem Schmuckstück aus Asche könnten zum Beispiel Besitzfragen oder -ansprüche auftauchen, gab er zu bedenken.

Allerseelen

Am 2. November wird von der katholischen und der anglikanischen Kirche „aller Seelen“ gedacht. Katholiken entzünden an den Gräbern „Seelenlichter“.

Naturwald: Kerzen verboten, Hunde erlaubt

„Der Name eines Menschen soll nicht vergessen werden. Auch im Tod bleibt die Individualität eines Menschen erhalten, die auch für den Trauerprozess von Bedeutung sein kann“, ist Volgger überzeugt. Auf Friedhöfen, etwa dem Wiener Zentralfriedhof, wird die Möglichkeit angeboten, bei Naturbestattungen die Namen und Geburts- sowie Sterbedaten auf allgemeinen Gedenktafeln einzugravieren. Dort können auch Kerzen aufgestellt werden.

Eine Frau mit Hund bei einem Baumgrab

Naturbestattung/Renato Zita

In Naturwaldgebieten dürfen zwar keine Kerzen angezündet werden, dafür sind Hunde erlaubt

In reinen Naturwaldfriedhöfen, wie zum Beispiel im „Wald der Ewigkeit“, dürfen keine Kerzen angezündet werden, und es gibt auch keine Namensschilder. Dafür können hier Hunde mitgenommen werden, was auf traditionellen Friedhöfen nicht erlaubt ist.

Nicht nur Familienmitglieder trauern

Als problematisch sieht die Kirche auch „stille Bestattungen“ an, die nur im allerengsten Familienkreis abgehalten werden. Freunde oder Kollegen werden dann nur über die bereits erfolgte Bestattung informiert.

„Wir verurteilen nicht die Form der Verabschiedung. Es ist aber zu bedenken, dass durch den Abschied im engsten Familienkreis Menschen ausgeschlossen werden, die auch das Bedürfnis haben, sich zu verabschieden, etwa Kolleginnen oder Freundinnen“, so Volgger. Der Kirche sei es ein Anliegen, sich als Gemeinschaft zu versammeln und trauernden Angehörigen einen Ort zu geben, wo sie in ihrer Trauersituation Halt finden.

Neuer Trend: Die flüssige Kremation

Eine für europäische Vorstellungen gewöhnungsbedürftige neue Bestattungsart, die in den USA bereits in 15 Bundesstaaten zugelassen ist, ist die alkalische Hydrolyse, auch „Flüssig-Kremation“ oder „grüne Bestattung“ genannt. Dabei wird der Tote mittels basischer Flüssigkeiten quasi aufgelöst.

Grün ist sie deshalb, weil sie als umweltfreundliche Methode gilt, die keinen CO2-Ausstoß produziert und auch weniger Energie verbraucht als herkömmliche Einäscherungen. Übrig bleiben in beiden Fällen Knochen, die zu Asche vermahlen werden, und Metalle wie etwa Implantate und Zahnfüllungen.

Nina Goldmann, religion.ORF.at

Links: