Vatikan: Menschenwürde ist zentrales Merkmal Europas
Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin betonte zur Eröffnung, das eigentliche Merkmal Europas sei dessen Sicht des Menschen und seiner Würde. In dem Sinn sei es auch das Anliegen des Papstes, in Europa nicht nur ein Regelwerk und eine Reihe von Abkommen zu sehen.
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„Jüngstes Gericht“ als Bild der Hoffnung
COMECE-Präsident Kardinal Reinhard Marx erinnerte an die Feier des 60. Jahrestags der Römischen Verträge. Zu diesem Anlass hatten im vergangenen März europäische Politiker Papst Franziskus besucht.
Das Treffen der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union in der Sixtinischen Kapelle unter Michelangelos „Jüngstem Gericht“ habe eine „große Symbolik“ gehabt, so Marx. Angesichts der vielen Krisen, von denen der Kontinent geprägt sei, könne dieses Bild Hoffnung machen und ermutigen, Verantwortung zu übernehmen.
Wunsch nach Wohlergehen des Nachbarn wesentlich
Der niederländische Sozialdemokrat Frans Timmermans, Erster Vizepräsident der Europäischen Kommission, warnte vor einer Unterminierung der Solidarität in Europa. Eine Grundlage der EU sei das „zutiefst christliche“ Prinzip, dass der eigene Erfolg vom Erfolg des anderen abhänge. Die Fähigkeit zu teilen und der Wunsch nach dem Wohlergehen des Nachbarn seien wesentlich.
Derzeit hätten aber viele in Europa das Gefühl, das Teilen gehe nur zulasten einiger weniger. Timmermans verwies unter anderem auf die Migrationskrise. Einige europäische Staaten schulterten große Lasten, während sich andere heraushielten.
Nichtöffentlichen Panels und Workshops
Die Teilnehmer der Dialogveranstaltung beraten größtenteils in nichtöffentlichen Panels und Workshops in der Synodenaula im Vatikan.
Freitagabend war ein Abendgebet in der Kirche Santa Maria in Trastevere mit der Gemeinschaft Sant’Egidio geplant, die sich besonders der Arbeit mit Armen in Rom widmet. Am Samstagnachmittag hält Papst Franziskus eine programmatische Rede zu Europa vor dem Kongress.
„(Re)thinking Europe“ will nach Veranstalterangaben mit Workshops und Diskussionen eine offene Debatte zwischen den Beteiligten mit deren unterschiedlichen geografischen, kulturellen, religiösen und sprachlichen Hintergründen ermöglichen.
„Es geht darum, Politik und Kirche ins Gespräch zu bringen“, sagte der österreichische COMECE-Vize-Generalsekretär Michael Kuhn im Vorfeld. Es gebe oft nur noch eine Diskussion über technische Details der EU, aber keine wirkliche politische Diskussion mehr. Dabei sei sie in der derzeitigen Situation Europas „dringend notwendig“.
Delegationen aus allen 28 EU-Mitgliedsstaaten
An dem Dialog nehmen Delegationen aus allen 28 EU-Mitgliedsstaaten teil. Aus Österreich sind neben „Europabischof“ Ägidius Zsifkovics und dem Kärntner Bischof Alois Schwarz, die Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden, Sr. Beatrix Mayrhofer, und Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka nach Rom gereist.
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Auch der lutherische Bischof Michael Bünker - er ist Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) - hat die Einladung angenommen. Von politischer Seite sind die Europaparlamentarier Othmar Karas (VP) und Evelyn Regner (SP) und die Abgeordneten Gabriele Moser (Grüne) und Lukas Mandl (VP) dabei.
religion.ORF.at/KAP