Kardinal verteidigt „Dubia“-Anfrage an den Papst

Der deutsche Kardinal Walter Brandmüller hat die von ihm mitverfasste „Dubia“ (Zweifel)-Anfrage an Papst Franziskus verteidigt. Er verstehe die Kritik, die das Öffentlichmachen der Fragen ausgelöst habe.

Der Schritt sei aber erst „nach monatelangem Warten auf Antwort“ erfolgt, sagte der 88-jährige Kardinal im Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Samstag-Ausgabe). „Und vor allem im Hinblick darauf, dass viele Gläubige dieselben Fragen hatten und haben und auch auf Antwort warten.“

Kardinal Walter Brandmüller

Giuseppe Cacace / AFP

Kardinal Brandmüller verteidigt „Dubia“-Anfrage an den Papst

Kardinäle baten Papst um Erläuterungen

Grund für die vorgebrachten Dubia (Zweifel) ist das päpstliche Schreiben „Amoris laetitia“ von 2016. Darin hatte der Papst angedeutet, dass Katholiken, die nach einer Scheidung zivil erneut geheiratet haben, zur Kommunion zugelassen werden könnten.

Die Kardinäle Walter Brandmüller, Raymond Leo Burke sowie die inzwischen verstorbenen Carlo Caffarra und Joachim Meisner baten Franziskus erst persönlich, dann im November vergangenen Jahres öffentlich um Klärungen hinsichtlich der Auslegung und Einordnung von „Amoris laetitia“.

Anfragen an Kardinäle, keine Audienz beim Papst

„Was meinen Sie, was für Telefonanrufe, Briefe, Anfragen wir bekommen?“, sagte Brandmüller weiter. „In denen heißt es unter anderem auch: Warum tut ihr denn nichts, ihr Kardinäle? Wir haben schließlich einen Amtseid geleistet und sind qua Amt Berater des Papstes.“ Sie hätten zwar um Audienz gebeten, aber auch darauf keine Antwort bekommen, so der Kardinal.

Mit Blick auf seiner Ansicht nach allzu liberale Interpretationen des Papstschreibens betonte Brandmüller: „Es ist Dogma, dass die Ehe ein Sakrament und infolgedessen unauflösbar ist.“ Das heiße: „Wer behauptet, man könne zu Lebzeiten seiner rechtmäßig angetrauten Gattin eine neue Verbindung eingehen, der ist exkommuniziert, weil dies eine Irrlehre, eine Häresie ist.“

Wer immer sich einer schweren Sünde wie Ehebruch bewusst sei, könne zur Eucharistie nur hinzutreten, wenn er vorher Buße getan, gebeichtet habe und losgesprochen worden sei.

EIn Kardinal in großer Sorge

Er habe „große Sorge, dass etwas explodiert“, sagte der frühere Präsident der vatikanischen Historikerkommission. Der Umstand, dass die Bitten Tausender Menschen um Klärung ohne Antwort blieben, werfe Fragen auf. „Das ist doch wahrlich schwer zu begreifen“, so der Geistliche.

Es gehe schließlich um die zentrale Frage: „Kann heute etwas gut sein, was gestern Sünde war?“ Zudem werde gefragt, ob es wirklich Handlungen gebe, die „immer und unter allen Umständen“ sittlich verwerflich seien - wie zum Beispiel die Tötung eines Unschuldigen oder Ehebruch. „Sollte nun in der Tat die erste Frage mit Ja und die zweite mit Nein beantwortet werden - dann, ja dann wäre dies Irrlehre und in der Folge Schisma. Spaltung der Kirche“, sagte Brandmüller.

religion.ORF.at/KAP

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