Papst besucht zu Allerseelen NS-Gedenkstätte

Papst Franziskus fährt am Donnerstag zum US-amerikanischen Soldatenfriedhof in Nettuno, um für die Gefallenen aller Kriege eine Messe zu feiern. Er besucht danach die Ardeatinischen Höhlen im Süden Roms, wo er der Opfer eines NS-Massakers gedenken will.

Soldaten der Wehrmacht hatten bei dem Kriegsverbrechen im Jahr 1944 insgesamt 335 Menschen getötet, darunter 75 Juden. Es handelte sich um eine Vergeltungsmaßnahme für einen Bombenanschlag italienischer Widerstandskämpfer, bei dem 33 Mitglieder des „Polizeiregiments Bozen“ ums Leben kamen.

Wörtlich sagte der Papst am Mittwoch: „Kriege bringen nichts anderes als Friedhöfe und Tote. Das ist der Grund, weshalb ich dieses Zeichen setzen wollte, in einem Moment, in dem es scheint, dass unsere Menschheit diese Lektion nicht gelernt hat - oder sie nicht lernen will.“

Papst Franziskus beim Gebet zu Allerheiligen 2017

APA/AP/Andrew Medichini

Der Papst zu Allerheiligen

In den vergangenen Jahren hatte Franziskus jeweils zu Allerheiligen 1. November einen Gottesdienst auf einem Friedhof gefeiert. Im Jahr seines Amtsantritts 2013 und den beiden Folgejahren tat er das auf dem römischen Zentralfriedhof Campo Verano. Zuletzt hatte dort sein Vorvorgänger Johannes Paul II. 1993 eine Papst-Messe gefeiert

Vergangenes Jahr verschob Franziskus den Gottesdienst zu Allerheiligen wegen seiner Reise ins schwedische Lund anlässlich des Reformationsgedenkens auf den 2. November und besuchte den Friedhof Prima Porta nördlich von Rom, den mit 140 Hektar größten Friedhof Italiens. Dieses Jahr beschränkte sich Franziskus zu Allerheiligen auf ein Mittagsgebet auf dem Petersplatz.

Heilige nicht perfekt

Heilige seien keine perfekten Modelle, sondern einfach Menschen, die „von Gott durchströmt“ seien und „das Licht Gottes in ihr Herz aufgenommen und es an die Welt weitergegeben“ hätten, sagte Papst Franziskus am Allerheiligentag auf dem Petersplatz.

Als „Zutaten für ein glückliches Leben“ bezeichnete er weiters die Seligpreisungen der Bergpredigt. Wahres Glück liege nicht in Besitz oder Status, sondern darin, „aus Liebe zu leben“. Selig sei in diesem Sinn, wer für Gott Raum schaffe, wer fremde und eigene Fehler beweinen könne, für Gerechtigkeit kämpfe, barmherzig sei, die Reinheit des Herzens bewahre und Böses mit Gutem vergelte.

„Heilige verlieren Kurs Jesu nicht aus dem Blick“

Die Seligpreisungen seien eine „Landkarte für das christliche Leben“ in den Herausforderungen des Alltags, wie sie auch die Heiligen zu bestehen hätten, so der Papst. „Sie atmen wie alle die Luft, die vom Bösen der Welt verschmutzt ist, aber sie verlieren auf dem Weg nie den Kurs Jesu aus dem Blick“, sagte Franziskus. Diese Heiligen seien „nicht nur die Heiligen aus dem Kalender, sondern unzählige Brüder und Schwestern von nebenan“.

Messe für verstorbene Bischöfe und Kardinäle

Mit einer Messe im Petersdom am Freitag gedenkt Papst Franziskus dann der 14 Kardinäle und 137 Bischöfe, die im vergangenen Jahr gestorben sind. Unklar ist, ob Franziskus sich tags zuvor in die Papst-Gruft unter dem Petersdom begibt, um für seine verstorbenen Vorgänger zu beten. Er selbst und vor ihm Papst Benedikt XVI. (2005-2013) hatten einen solchen Besuch jeweils zum katholischen Fest Allerseelen am 2. November unternommen.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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