Papst zu Allerseelen: „Nie wieder Krieg“

Papst Franziskus hat auf dem US-amerikanischen Soldatenfriedhof von Nettuno eine Messe für die Gefallenen aller Kriege gefeiert. Das traditionelle Totengedenken am katholischen Allerseelentag nutzte er zu einem eindringlichen Appell gegen Kriege.

Die Welt bereite sich wieder darauf vor, in Kriege zu ziehen, die Aufrüstung schreite voran. „Nie wieder Krieg, dieses sinnlose Gemetzel“, sagte Franziskus vor den Gräbern Tausender junger Soldaten. Wer einen Konflikte anzettle, glaube, eine neue Welt oder einen „Frühling“ bringen zu können. In Wahrheit würden die Konflikte jedoch in einem „Reich des Schreckens und des Todes“ enden, denn: „Mit dem Krieg ist alles verloren“, die Frucht des Krieges sei bloß der Tod.

Papst Franziskus auf den US-Soldatenfriedhof in Nettuno

APA/AFP/Osservatore Romano

Weiße Rosen für die Soldaten auf dem Friedhof in Nettuno

Vor der Messe auf der Kriegsgräberstätte für 7.861 alliierte Gefallene schritt Franziskus schweigend zwischen den Gedenksteinen einher und legte zehn einzelne weiße Rosen auf den Stelen christlicher und jüdischer Soldaten nieder.

Tag der Hoffnung und der Tränen

Es sei christliche Hoffnung, nach dem Tod Gott zu begegnen und einander wiederzusehen, sagte der Papst in seiner frei gehaltenen Predigt. „Die Hoffnung enttäuscht nicht, aber die Hoffnung senkt so oft ihre Wurzeln in unzählige menschliche Wunden.“

Das Allerseelen-Fest als Tag der Hoffnung sei auch ein Tag der Tränen: „Die Tränen, welche die Frauen vergossen, wenn der Brief kam: ‚Die Dame hat die Ehre, dass Ihr Mann ein Held des Vaterlands ist, dass Ihre Söhne Helden des Vaterlands sind.‘ Es sind Tränen, die die Menschheit nicht vergessen darf“, sagte der Papst. Diese Art von Stolz zeuge davon, „dass die Menschheit ihre Lektion noch nicht gelernt hat und sie scheinbar nicht lernen will“.

Krieg ist „Selbstzerstörung“

Franziskus erinnerte auch an den ersten Atombombenabwurf der Geschichte in Hiroshima. Krieg sei nichts anderes als „Selbstzerstörung“. Ähnlich hatte er bereits am Montag mit Blick auf zunehmende atomare Drohgebärden vor einem „Selbstmord der Menschheit“ gewarnt.

Der 31 Hektar große Soldatenfriedhof versammelt vor allem die Gebeine der Gefallenen der Schlacht von Anzio im Frühjahr 1944. Britische und US-amerikanische Truppen waren an dem Küstenstreifen südlich von Rom gelandet. Dabei und bei den nachfolgenden Gefechten fielen auf alliierter Seite 7.000 Mann, aufseiten der deutschen Verbände 5.500. Übergangsweise waren in Nettuno auch 2.723 deutsche Soldaten bestattet.

Papst Franziskus an der NS-Opfer-Gedenkstätte in den ardeatinischen Höhlen

APA/AP/Vincenzo Pinto

Papst Franziskus an der Gedenkstätte für NS-Opfer in den ardeatinischen Höhlen

Als weiteren Programmpunkt des Papstes am Donnerstag machte er auf dem Rückweg nach Rom Halt bei den ardeatinischen Höhlen, wo im März 1944 auf Befehl der deutschen Wehrmacht 335 italienische Geiseln erschossen worden waren. Das Massaker war eine Vergeltung für einen Bombenanschlag von Partisanen, bei dem tags zuvor 33 Angehörige eines deutschen Polizeiregiments in Rom ums Leben gekommen waren.

Schweigen am Ort des Massakers

Bei der Gedenkstätte in den ardeatinischen Höhlen wurde der Papst u. a. von Roms Oberrabbiner Riccardo Di Segni und der Leiterin der jüdischen Gemeinde, Ruth Dureghello sowie Nachfahren der Opfer erwartet. Franziskus verzichtete auf Ansprachen und verharrte stattdessen schweigend am Ort der Erschießungen. Anschließend legte er im benachbarten neuen Mausoleum für die Ermordeten weiße Rosen auf einzelnen Gräbern nieder. Di Segni sprach ein jüdisches Totengebet. Danach betete auch Franziskus für die „Gefallenen der Freiheit und Gerechtigkeit“.

Benedikt XVI. (2005-2013) hatte die Gedenkstätte im März 2011 gemeinsam mit Roms Oberrabbiner Riccardo Di Segni aufgesucht. Beide beteten für die Opfer der Massenhinrichtung, unter denen auch 73 Juden waren. Vor ihm hatten 1965 Paul VI. (1963-1978) und 1982 Johannes Paul II. (1978-2005) den Ort des Massakers besucht.

Warnung vor „Selbstmord der Menschheit“

In den vergangenen Jahren hatte Franziskus zu Allerheiligen am 1. November jeweils eine Messe auf einem der großen Friedhöfe Roms gefeiert. In den vergangenen Tagen und Wochen sprach er sich mehrfach deutlich gegen Kriege aus und verurteilte bewaffnete Konflikte. Am Mittwoch sagte er bei einem Gebet auf dem Petersplatz, Kriege brächten „nichts hervor als Friedhöfe und Tod“.

Augenblicklich mache die Menschheit jedoch den Eindruck, „die Lektion nicht gelernt zu haben oder nicht lernen zu wollen“. Am Montag warnte er mit Blick auf zunehmende atomare Drohgebärden vor einem „Selbstmord der Menschheit“.

religion.ORF.at/KAP

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