Bischof Glettler für Frauendiakonat und viri probati

Der künftige Innsbrucker Bischof Hermann Glettler hat in einem Interview seine positive Haltung zum Frauendiakonat bekräftigt. Auch „viri probati“, zum Priester geweihte verheiratete, „bewährte“ Männer, könne er sich „grundsätzlich vorstellen“, so Glettler.

Er wolle „jene erreichen, die von der Kirche enttäuscht wurden und sich zurückgezogen haben“, sagte Glettler im Interview mit dem Webportal katholisch.de. Es gelte Pfarrgemeinden „konsequent und gastfreundlich für alle Gelegenheits-Kirchgeher zu öffnen“ und sich als Kirchenverantwortliche für die Fragen der Menschen zu interessieren.

Bischof Hermann Glettler

APA/EXPA/Jakob Gruber

Der künftige Innsbrucker Bischof Hermann Glettler

Für jugendliche „Jesus-Offensive“

Ganz besonders am Herzen liegen Glettler junge Leute: „Sie sollten mit ihrer Lebensweise bei uns ankommen dürfen - auch wenn das mehr Lärm und Störung bedeutet“, Er wünsche sich eine jugendliche „Jesus-Offensive“ - in der ein Glaube, „der auf die Sehnsucht des Herzens antwortet“, eng verbunden ist mit der Bereitschaft zu sozialem Engagement.

Angesprochen auf die gängigen kirchlichen Reformanliegen und oft genannten „heißen Eisen“ sagte der designierte Bischof: „Wenn die gesamtkirchliche Entwicklung in Richtung Frauendiakonat weitergeht, würde ich mich freuen.“ Es solle intensiver nachgedacht werden, in welchen Bereichen der heutigen Gesellschaft der Dienst eines Diakons gebraucht wird.

„Volk Gottes aufwecken“

Auch „viri probati“ (zum Priester geweihte verheiratete, „bewährte“ Männer, Anm.) könne er sich „grundsätzlich vorstellen“. Einschränkend fügte Glettler hinzu: „Insgesamt sind diese Themen aber nicht meine ersten Anliegen.“ Ihm gehe es vorrangig darum, „das ganze Volk Gottes meiner Diözese ‚aufzuwecken‘, also Gemeinden noch selbständiger zu sehen und viele kleine Frischzellen zu initiieren, wo Kirche in der Nachbarschaft erlebbar wird“.

Glettler, der am 2. Dezember in der Innsbrucker Eishalle zum Bischof geweiht wird, nannte als Vorbilder Erfahrungen der Pfarrzell-Evangelisation in Mailand, „Alpha-Kurse“ für christliche „Einsteiger“ und das durch das Projekt „Pastoralinnovation“ auch in Österreich populär gewordene „Rebuilt“-Programm der Pfarre St. Nativity in Baltimore (USA).

„Neues wagen und dazu ermutigen“

Die Diözese Innsbruck wählte anlässlich ihres 50. Geburtstages im Jahr 2014 das Motto „aufbrechen“, erinnerte deren künftiger Obergirte. Mit seinem Wahlspruch „Geht, heilt und verkündet!“ wolle er daran anknüpfen, so Glettler. „Ich will selbst Neues wagen und die mir anvertrauten Gläubigen zu vielen Gehversuchen ermutigen.“

Im Blick auf die Pfarrer sagte Glettler, auf deren Schultern laste seit Jahren schon zu viel - und nicht wenige könnten auch selbst nicht loslassen. Der designierte Bischof verwies auf „alternative Formen gut delegierter Leitung in den Gemeinden und Seelsorgeräumen“, die es weiterzuentwickeln gelte.

Priester würden dadurch „nicht überflüssig“, müssten aber nicht automatisch „ein Monopol auf Leitung“ haben. Auch Laien können nach Glettlers Überzeugung Gemeinden leiten. „Franziskus macht uns Mut, Neues auszuprobieren“, berief er sich auf den Papst. „In der Diözese Innsbruck gibt es da schon einiges, was ich wohlwollend wahrnehme und auch mitgestalten werde.“

Wertschätzung für Zölibat

Den Priestermangel betreffend habe er einen „Trotzdem-Glauben“, so Glettler wörtlich. „Ich bin überzeugt, dass es weit mehr Berufungen gibt, als jene, die jetzt in den Ausbildungshäusern sind.“ Zur zölibatären Lebensform stehe er trotz vieler Einwände und wolle sie jungen Menschen „gerne zumuten“. Nach den Worten des Bischofs hält ein zölibatär Lebender „einen Freiraum offen - zölibatär heißt aber nicht, allein oder einsam zu leben“. Gebraucht würden verschiedene Formen gemeinschaftlichen Lebens.

Jede Kirchengemeinde sollte sich, so Glettler weiter, die Frage stellen: „Was ist der Anruf Gottes jetzt und hier für uns?“ In einer Vorstadtgemeinde von Innsbruck werde die Antwort darauf wohl anders ausfallen als in einem Tiroler Bergdorf, das möglicherweise stark vom Tourismus geprägt ist und wo viele Leute sonntags in der Gastronomie beschäftigt sind.

Es könne eine Entlastung sein, nicht alles zu machen, was bisher getan wurde. Glettler: „Die erste Devise lautet: Loslassen, einen Schwerpunkt setzen und die Freude wiedergewinnen. Die Freude kehrt wieder, wenn wir versuchen, auf Gottes Anruf im Hier und Jetzt zu reagieren.“

religion.ORF.at/KAP

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