Holocaust-Gedenken: Theater, Diskussionen und Tanz
Das Festival „Israel Stücke aktuell“ spielt an verschiedenen Orten, das Burgtheater präsentiert Texte von Theodor Herzl und Savyon Liebrecht. Im Volkstheater verhandelt „Strandflieder oder Die Euphorie des Seins“ tänzerisch die Shoah.
Den Anfang macht am Mittwoch eine szenische Lesung aus Savyon Liebrechts Stück „Damenbesuch“, mit dem das Festival „Israel Stücke aktuell“ im Theater Drachengasse eröffnet wird. Die Komödie der 1948 als Tochter von Holocaust-Überlebenden in München geborenen Autorin verhandelt vor dem Hintergrund des Golf-Kriegs vor allem das Thema Beziehungen, wie die Autorin im Telefonat mit der APA erläuterte.
Vergangenheit als Bestandteil der Identität
Ein Aspekt des Stücks behandelt die Ausgabe von Gasmasken seitens des israelischen Staats an die Einwohner von Tel Aviv, wobei sich Holocaust-Überlebende an die Shoah erinnert fühlten. „Savyon Liebrecht bricht mit ihrer Komödie Tabus“, heißt es in der Ankündigung. Im Anschluss an die von Susanne Höhne eingerichtete szenische Lesung findet ein Publikumsgespräch mit der Autorin statt.
Unbekannt/DÖW
Im Simon-Wiesenthal-Center lädt man am 11. November im Rahmen von „Israel Stücke heute“ unter dem Titel „Du hast gewonnen, Papa, nichts kann mit dem Ghetto konkurrieren“ zu einer Podiumsdiskussion über die zweite Generation der Holocaust-Überlebenden. Die Vergangenheit sei in Israel nach wie vor fixer Bestandteil der Identität, so Liebrecht im APA-Gespräch.
Auch die dritte und mittlerweile vierte Generation wachse mit der Erinnerung an den Holocaust auf. „In den Schulen gibt es einen fixen Programmpunkt, wo Kinder etwa im Alter von 13 Jahren dazu aufgefordert werden, ein Booklet über die Familiengeschichte zu gestalten. So kommen die Kindern über Gespräche mit ihren Eltern und Großeltern mit der eigenen Geschichte in Kontakt“, so die Autorin.
Geschichtsbewusstsein allein schützt nicht
Dass Geschichtsbewusstsein allein etwa in Österreich nicht vor dem Widererstarken der Rechten schützt, kann sie nachvollziehen. „Die Menschen haben zum Beispiel Angst vor den Flüchtlingen“, sagt sie in Bezug auf das jüngste Ergebnis der Nationalratswahl. „Und Angst lässt sich wunderbar instrumentalisieren. Es ist sehr einfach, Menschen zu manipulieren“, so die Autorin, die bei jedem Wien-Besuch das Freud-Museum besucht. Über den Vater der Psychoanalyse hat sie bereits vier Stücke geschrieben, aus denen auch in Wien gelesen wird.
Aber auch weitere Stücke zeitgenössischer Autoren sind in den kommenden Tagen in Wien in szenischen Lesungen zu erleben. Am 13. November wird im Arena Bar Theater „Oh mein Gott“ von Anat Gov aufgeführt, tags darauf zeigt man ebendort „Unter der Haut“ von Yonatan Calderon.
APA/AFP/Peter Kohalmi
Tänzerischer Dialog über die Shoah
Doch auch fernab des Festivals setzt man sich dieser Tage mit dem Holocaust auseinander: Am Donnerstag (9. November) gastiert die Produktion „Strandflieder oder Die Euphorie des Seins“ der Budapester Gruppe The Symptoms im Wiener Volkstheater. Dort begibt sich die 92-jährige Holocaust-Überlebende Eva Fahidi mit der sechzig Jahre jüngeren Tänzerin Emese Cuhorka in einen Dialog über die Shoah, in dem sie Fragen beantwortet und stellt, von sich erzählt, aber auch tanzt.
Am Sonntag, 12. November, ist Savyon Liebrecht überdies im Burgtheater zu Gast: Im Rahmen von „Kunst um des Lebens Willen“ widmet man sich den Schriften Theodor Herzls, darüber hinaus stehen Auszüge von Liebrechts Stücken auf dem Programm, der israelische Sänger Danny Robas sowie eine Podiumsdiskussion mit Liebrecht, Sharon Nuni und Doron Rabinovici ergänzen das Programm.
religion.ORF.at/APA