Bundespräsident ohne katholische Wurzeln bei Papst

Alexander Van der Bellen wird am Donnerstag als fünfter Bundespräsident Österreichs vom Papst im Vatikan empfangen. Zugleich ist er das erste österreichische Staatsoberhaupt ohne katholische Wurzeln.

Der Besuch bei Franziskus unterscheidet sich von dem seiner Vorgänger Franz Jonas, Kurt Waldheim, Thomas Klestil und Heinz Fischer darin, dass Van der Bellen keine katholischen Wurzeln hat. Explizit gläubige Katholiken waren aber nur Waldheim und Klestil.

Aus evangelischer Kirche ausgetreten

Der 73-jährige Ex-Grünen-Politiker hatte ursprünglich der evangelischen Kirche angehört, war aber bereits früh aus ihr ausgetreten. In einem ORF-Talk sagte Van der Bellen während des Präsidentschaftswahlkampfs 2016: „Ich bin evangelisch getauft und bin dann aus Ärger über meinen lokalen Pfarrer aus der Kirche ausgetreten.“

Kardinal Christoph Schönborn (li.) und BP Alexander Van der Bellen

APA/Herbert Neubauer

Alexander Van der Bellen (re.) im Gespräch mit Kardinal Christoph Schönborn

„Glaube an die Botschaft“

Aber das müsse schon fast 40 oder 50 Jahre her sein. „Ich sage immer dazu: Den Glauben an den einen Gott habe ich verloren, aber ich glaube an die Botschaft oder die Vision, die das Neue Testament ausmacht, also inklusive der Bergpredigt, der Nächstenliebe und an alles, was das zwischenmenschliche Zusammenleben ausmacht.“

Franz Jonas (1965-1974) war gemeinsam mit seiner Frau Margarete in jungen Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten. Vor allem in den Bundesländern wurde das während des Präsidentschaftswahlkampfs 1965 als Argument gegen den damaligen SPÖ-Kandidaten angeführt. Als Präsident war der Agnostiker Jonas 1971 zu einer Audienz bei Paul VI. geladen, in dessen Verlauf der Papst von Österreich als einer „Insel der Seligen“ gesprochen haben soll.

Papst-Besuche früherer Präsidenten

Sein Nachfolger Rudolf Kirchschläger - 1974 als zuvor ÖVP-naher Außenminister von der SPÖ nominiert - war hingegen ein tiefgläubiger Mensch. Kirchschläger nahm 1978 an den Feierlichkeiten zur Amtseinführung des Nachfolgers von Paul VI., des „33-Tage-Papstes“ Johannes Paul I., teil. Eine offizielle Visite im Vatikan gab es jedoch nie. Dabei hatte er als erster Bundespräsident der Gelöbnisformel den Nachsatz „So wahr mir Gott helfe“ angefügt.

Die Diplomaten Kurt Waldheim und Thomas Klestil, beide weltanschaulich im christdemokratischen Lager zuhause und von der ÖVP 1986 bzw. 1992 in die Wahlkämpfe geschickt, machten es ihm diesbezüglich gleich. Waldheim traf in Folge 1987 Papst Johannes Paul II. Dabei kam es wegen seiner umstrittenen Wehrmachtsvergangenheit im nationalsozialistischen Dritten Reich zu Demonstrationen von Kritikern.

Kein Empfang wegen Wiederverheiratung

Waldheims Nachfolger Klestil wurde im November 1994 von Johannes Paul II. empfangen. Klestil weilte im Jahr 2002 noch einmal im Rom. Damals wurde ein Besuch im Vatikan italienischen Medien zufolge vermieden, weil seine zweite Ehefrau, Margot Klestil-Löffler, an einer Audienz nicht teilnehmen hätte dürfen.

Daher wurde auf den Besuch verzichtet, hieß es. An sich muss der Papst katholische Staatsoberhäupter - wie Kirchschläger, Waldheim und Klestil - empfangen, wenn diese darum bitten. Zum Empfang von Klestil-Löffler wäre Johannes Paul II. aber nicht verpflichtet gewesen.

Heinz Fischer (2004-2016) wiederum bezeichnet sich - wie Van der Bellen - selbst als Agnostiker. Aus der katholischen Kirche trat er 1995 aufgrund der Missbrauchsvorwürfe gegen den damaligen Wiener Erzbischof Hans Hermann Groer aus. Dennoch blieb es Fischer vorbehalten, gleich von zwei Päpsten im Vatikan eine Audienz zu bekommen. Im Oktober 2006 traf er dort mit Benedikt XVI. zusammen. Im November 2014 wurde er dann von Franziskus in der Privatbibliothek des Papstes empfangen.

religion.ORF.at/APA

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