Papst betet um Frieden in Südsudan und Kongo

Papst Franziskus hat mit Hunderten, auch nichtchristlichen, Gläubigen am Donnerstag im Petersdom um Frieden im Südsudan und in der Demokratischen Republik Kongo gebetet. Ein Besuch der Region ist derzeit nicht möglich.

An der Feier am Donnerstagabend nahmen neben ranghohen Mitarbeitern der Kurie, Ordensleuten und in Rom lebenden Afrikanern auch Vertreter anderer Religionen teil, etwa Muslime und Buddhisten. Franziskus begründete seine Initiative damit, er habe das „vom Krieg verwundete“ Land Südsudan eigentlich persönlich besuchen wollen; dies sei aber nicht möglich gewesen. Das Gebet sei „wichtiger, weil es mächtiger ist“, sagte Franziskus.

Krieg zeigt „abscheulichstes Gesicht“

Der Papst beklagte vor allem Massaker an Frauen und Kindern in der afrikanischen Region. Hier zeige der Krieg sein „abscheulichstes Gesicht“, so Franziskus. „Der Herr reiße die Mauern der Feindschaft nieder, die heute die Brüder und Schwestern trennen“, sagte der Papst. Gott solle in den Regierenden und Verantwortungsträgern Redlichkeit und Mut bei der Suche nach einem Frieden durch Dialog und Verhandlung stärken.

Papst Franziskus mit Kindern bei seinem Friedensgebet für Südsudan und Kongo im Petersdom

Reuters/Max Rossi

Papst Franziskus betete mit Hunderten für Frieden im Südsudan und der Demokratischen Republik Kongo

Der Krieg werde geschürt durch Stolz, Geiz, Machtgier und Lüge, so der Papst. Er erinnerte an das Schicksal von Kindern, „die aufgrund von Konflikten leiden, mit denen sie nichts zu tun haben, die ihnen aber die Kindheit rauben und manchmal auch das Leben“.

In dem Gebetsgottesdienst, der von neuen geistlichen Liedern geprägt war und an dessen Beginn auch ein „Halleluja“ auf Swahili, der gängigen Sprache Ostafrikas, gesungen wurde, trugen Sprecher Bitten für die Opfer und die Verantwortlichen der Konflikte vor. Sie erinnerten auch an die Flüchtlinge und an Helfer und Organisationen, die sich ungeachtet von Gewalttaten für Frieden und Entwicklung in den beiden Ländern einsetzten.

Keine Südsudan-Reise mit Primas Welby

Franziskus hatte Anfang 2017 eine Südsudan-Reise mit dem Erzbischof von Canterbury und Primas der Anglikanischen Kirche, Justin Welby, angekündigt. Sicherheitsbedenken verhindern aber offenbar den Besuch. Der Vatikan teilte im Frühjahr mit, im laufenden Jahr sei die Reise nicht mehr möglich. Ein neuer Termin wurde nicht genannt.

Der Papst beklagte bereits mehrfach die mangelnde weltweite Aufmerksamkeit für das „lautlose Drama“, das die Menschen im Südsudan seit Jahren erleben. Franziskus rief auch eine Unterstützungskampagne ins Leben, bei der er eine halbe Million US-Dollar für materielle Hilfe spendete.

Südsudan von Konflikten gezeichnet

Der Südsudan erlangte 2011 staatliche Unabhängigkeit vom Sudan. Seit 2013 liefert sich Präsident Salva Kiir einen blutigen Machtkampf mit seinem Herausforderer Riek Machar. Rund drei Millionen Menschen wurden laut UN-Angaben in die Flucht getrieben, rund 50.000 Menschen starben in dem Konflikt. Laut einer Prognose der Welternährungsorganisation FAO werden 2018 im Südsudan mehr als 1,1 Millionen Kinder unter fünf Jahren unterernährt sein. Rund 300.000 von ihnen droht demnach der Hungertod.

Kongo: 1,5 Millionen auf der Flucht

Auch die Demokratische Republik Kongo, zweitgrößter Flächenstaat Afrikas, ist seit Jahren immer wieder Schauplatz schwerer Konflikte. Seit mehreren Monaten gibt es Ausschreitungen in der Provinz Kasai-Central im südlichen Zentrum des Landes. Dabei kamen schon mehrere tausend Menschen ums Leben; rund 1,5 Millionen sind auf der Flucht.

Hinzu kommt eine politischen Krise, um Präsident Joseph Kabila, dessen zweite Amtsperiode seit Mitte Dezember 2016 abgelaufen ist. Er weigert sich jedoch abzutreten und will an der Macht bleiben. Im Machtkampf mit der Opposition kam es zuletzt zu blutigen Zusammenstößen von Demonstranten mit der Polizei. Zuletzt gab die staatliche Wahlkommission bekannt, dass die mehrfach verschobene Präsidentschaftswahl im Dezember 2018 stattfinden soll.

religion.ORF.at/KAP