Franziskus als erster Papst zu Besuch in Myanmar

Papst Franziskus ist am Montag zu einem viertägigen Besuch in Myanmar eingetroffen. Die Visite findet vor dem Hintergrund des Konflikts um die muslimische Minderheit der Rohingya statt und gilt als politisch heikel.

Am Flughafen von Rangun um 7.49 Uhr mitteleuropäischer Zeit (13.19 Uhr Ortszeit) wurde Franziskus von Kindern in Trachten begrüßt. Weißgekleidete Nonnen und Gläubige in bunten Gewändern säumten die Straßen, als der Fahrzeugkonvoi des Papstes an der berühmten Shwedagon-Pagode vorbei zur Residenz des Erzbischofs in Rangun fuhr.

Tausende auf den Straßen

„Ich habe den Papst gesehen. Ich habe mich so gefreut und geweint“, sagte die 48-jährige Christina Aye Aye Sein. Franziskus sei nach Myanmar gekommen, um dem mehrheitlich buddhistischen Land „Frieden“ zu bringen. Tausende Katholiken säumten zur Begrüßung die Straßen der myanmarischen Metropole, wie Kathpress berichtete.

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Jubel für Papst Franziskus

Burmesen, Kachin, Kayin und Tamilen, schwenkten die Flaggen von Myanmar und des Vatikans und jubelten Papst Franziskus zu.

Vielen Teilnehmern standen die Tränen in den Augen. „Unser Papa ist hier. Ich bin so glücklich“, so der 17-jährige Kachin Brang Seng Aung. Er sei mit Freunden aus Myitkyina gekommen, um den Papst zu sehen. Das von einem Bürgerkrieg zerrissene Kachin im Nordosten Myanmars hat eine christliche Bevölkerungsmehrheit.

Große Messe als Höhepunkt

Franziskus ist der erste Papst, der das mehrheitlich buddhistische Myanmar besucht. Die dreitägige Visite steht unter dem Motto „Frieden und Liebe“. Ein Höhepunkt soll die große Papst-Messe unter freiem Himmel am Mittwoch sein; dazu werden rund 200.000 Menschen erwartet.

Vor der Reise sagte der Papst, er komme als Botschafter der Versöhnung, des Verzeihens und des Friedens. Es ist das erste Mal, dass ein katholisches Kirchenoberhaupt Myanmar besucht. Anschließend bereist der Papst bis Samstag das benachbarte Bangladesch.

In beiden Ländern stellen Christen nur eine kleine Minderheit. Katholiken bilden in Myanmar etwa ein Prozent der Bevölkerung, in Bangladesch beträgt ihr Anteil nach Kirchenangaben 0,24 Prozent. Auch die Christen werden Opfer eines zunehmenden Extremismus in beiden Ländern.

Menschen in Myanmar empfangen Papst Franziskus

Reuters/Jorge Silva

Myanmar setzt große Hoffnungen auf Versöhnung

In seiner kurzen Ansprache auf dem Flug vor den mitreisenden Journalisten spielte der Papst auf das tropische Klima an, indem er allen einen guten Aufenthalt wünschte, auch wenn dieser „wie man sagt, sehr warm werden wird. Das tut mir leid“.

Treffen mit Oberbefehlshaber der Armee

Zum Beginn seiner Reise nach Myanmar hat Papst Franziskus am Montagabend (Ortszeit) außerplanmäßig den Oberbefehlshaber der Armee, General Min Aung Hlaing, empfangen. Das Gespräch am Sitz des Erzbischofs von Rangun, Kardinal Charles Maung Bo, dauerte laut Kathpress 15 Minuten. Hlaing kam mit einer fünfköpfigen Delegation. Die private Unterredung war erst vor einer Woche ins Reiseprogramm aufgenommen worden und ursprünglich für Donnerstag geplant.

Laut Vatikansprecher Greg Burke war das Treffen als Höflichkeitsbesuch deklariert. Man habe vor allem „über die große Verantwortung gesprochen, die die Autoritäten des Landes in dieser Zeit des Übergangs haben“. Neben dem Oberbefehlshaber waren drei Generäle von Abteilungen „für besondere Operationen“ sowie ein Sekretär anwesend. Bei der privaten Unterredung fungierte ein Mitarbeiter der Kirche als Übersetzer. Mit dieser Begegnung hat der Papst die Armeespitze noch vor Staatspräsident Htin Kyaw und der Staatsberaterin und Außenministerin Aung San Suu Kyi getroffen.

Offizielles Programm ab Dienstag

Nach seiner Ankunft war eigentlich kein weiteres offizielles Programm vorgesehen. Dienstagfrüh will Franziskus sich mit Vertretern verschiedener Religionen Treffen. Anschließend begibt er sich in die Hauptstadt Naypyidaw zum offiziellen Empfang durch Staatschef Htin Kyaw und zu einem Treffen mit De-facto-Regierungschefin und Außenministerin Aung San Suu Kyi. Danach will Franziskus im International Convention Center vor Politikern und Diplomaten eine erste Rede halten. Es wird erwartet, dass er dabei auch auf die Lage in dem Land eingeht, in dem bis 2010 eine Militärdiktatur herrschte.

Papst Franziskus bei der Landung in Myanmar

Reuters/Max Rossi

Papst Franziskus erreichte Montag in Früh (MEZ) Myanmar

Vor seinem Abflug hatte Franziskus Katholiken aus aller Welt zum Gebet für seine Reise aufgerufen und wie üblich in der römischen Kirche Santa Maria Maggiore gebetet. Die Visite solle für die Menschen in Myanmar und Bangladesch „ein Zeichen der Nähe und der Hoffnung werden“, so Franziskus beim Mittagsgebet am Sonntag vor rund 30.000 Pilgern und Besuchern auf dem Petersplatz.

„Botschaft der Versöhnung“ erwartet

Der Kardinal von Rangun, Charles Maung Bo, sagte im Vorfeld, die katholische Kirche in Myanmar erwarte von Franziskus eine „Botschaft der Versöhnung“ und Rückhalt für die noch junge Demokratie. Der Papst werde Politiker und Bürger „anspornen, dem Frieden eine Chance zu geben“. Dies werde von „enormer Hilfe“ für die katholische Minderheit sein bei ihrem Bemühen um Gerechtigkeit und den Aufbau einer inklusiven und freien Nation.

Weiter verlangte Bo eine dauerhafte Lösung für die staatenlosen muslimischen Rohingya. Die Bischöfe seien „tief betrübt“ über deren Situation. „Wir lassen nicht nach, den Respekt ihrer Rechte zu fordern“, sagte der Kardinal. Aung San Suu Kyi warf er ein zu langes Schweigen zur Rohingya-Krise vor.

Nennung der Rohingya fraglich

Auf der anderen Seite hatte Bo selbst dem Papst geraten, in Myanmar nicht den Begriff „Rohingya“ zu verwenden, weil dies Spannungen verstärken könne. Der Besuch des Papstes in einem Flüchtlingscamp oder ein eigenes Treffen mit Rohingya ist im offiziellen Programm nicht vorgesehen. Vertreter der Minderheit sollen jedoch an einer interreligiösen Begegnung am Freitag in Dhaka teilnehmen.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hatte am Freitag angekündigt, Franziskus werde während seiner Reise auf eine humanitäre Lösung des Dramas um die staatenlosen Rohingya drängen. Der Kardinal betonte auch, ohne eine Staatsangehörigkeit gebe es weder Stabilität noch Frieden oder Entwicklung. Vorrangiges Ziel der Reise sei jedoch, die christliche Minderheit zu stärken und sie zum Einsatz für Frieden, Versöhnung und Solidarität in ihrer jeweiligen Gesellschaft zu ermutigen.

religion.ORF.at/KAP

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