Missbrauchsbericht: Australiens Kirche entschuldigt sich
Das geht aus dem am Freitag vorgestellten Abschlussbericht einer offiziellen Ermittlungskommission hervor. Die genaue Zahl von Opfern ist nicht bekannt. Etwa ein Drittel der Täter sollen Geistliche gewesen sein. Geschätzt wird, dass etwa 60.000 Menschen Anspruch auf Entschädigung geltend machen können.
Beichtgeheimnis soll nicht gelockert werden
Der Erzbischof von Melbourne, Denis Hart, versprach am Freitag, dass die Schlussfolgerungen einer offiziellen Ermittlungskommission zum Missbrauch von Kindern „sehr ernst“ genommen würden. „Im Namen der katholischen Bischöfe und religiösen Führer erneuere ich unsere uneingeschränkte Entschuldigung an die Betroffenen für dieses Leid.“
APA/AP/Jeremy Piper/Australian Government Royal Commission
Die Forderung der Kommission, das Beichtgeheimnis zu lockern, damit Priester Fälle sexuellen Missbrauchs anzeigen können, von denen sie im Beichtstuhl erfahren, lehnte der Erzbischof jedoch ab. Für die katholische Kirche sei das Beichtgeheimnis von großer Bedeutung, sagte Hart. Falls Geistliche dagegen verstießen, drohe ihnen die Exkommunikation, also der Ausschluss aus der Kirche.
Australiens konservativer Premierminister Malcolm Turnbull berief unterdessen eine Arbeitsgruppe ein, die die Umsetzung der Kommissionsvorschläge prüfen soll. Die Kommission war 2012 von der damaligen Premierministerin Julia Gillard eingerichtet worden, nachdem eine Reihe schwerer Missbrauchsfälle bekanntgeworden waren. Ihr Nachfolger Turnbull sprach von einer „nationalen Tragödie“.
Missbrauch in 4.000 Einrichtungen
Insgesamt berichtet die Kommission von Missbrauchsfällen in 4.000 verschiedenen Einrichtungen, zum Beispiel in staatlichen und kirchlichen Schulen, bei Pfadfindern oder katholischen Jugendgruppen. Vielfach waren Geistliche und Lehrer die Täter. Kommissionschef Philip Reed sagte, es gebe „keine einfache Erklärung“ dafür, wie es dazu kommen konnte.
Die Kommission machte auch mehr als 400 Vorschläge, mit denen verhindert werden soll, dass sich Fälle in einem solchen Ausmaß wiederholen. Dazu gehört, dass sich künftig strafbar macht, wer von Sexualvergehen an Kindern weiß und diese nicht anzeigt.
Zudem soll eine nationale Behörde zum Schutz von Kindern eingerichtet werden. An Kindergärten und Volksschulen soll künftig früher gewarnt werden. Die Kosten der Untersuchung werden auf insgesamt etwa 500 Millionen australische Dollar (mehr als 320 Mio. Euro) geschätzt. Insgesamt wurden mehr als 1,2 Millionen Dokumente gesichtet.
religion.ORF.at/APA/dpa
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(religion.ORF.at; 6.10.2107)