IGGÖ präsentiert Regeln für Moscheen und Imame

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) hat interne Kriterien für Moscheen und Imame definiert. Den Leitlinien voran steht dabei eine Absage an Radikalismus und Extremismus sowie eine Öffnung gegenüber Nichtmuslimen.

Bei der Präsentation am Freitag kündigte Vizepräsident Esad Memic einen „Weg der Mitte“ an. Imame, die grob gegen die internen Regeln verstoßen, würden abgesetzt. Über rund 350 Gebetsräumlichkeiten verfügt die IGGÖ, allerdings gebe es auch weitere Einrichtungen, die außerhalb der Kontrolle liegen würden, sagte Memic.

Freitagsgebete auch auf Deutsch

Zumindest den eigenen Geistlichen will man nun - mehr oder weniger verbindliche - Leitlinien mitgeben. Dazu gehört etwa die Empfehlung, Freitagsgebete auch auf Deutsch zusammenzufassen, wovon auch Muslime der dritten und vierten Generationen in Österreich profitierten.

Moschee am Hubertusdamm in Wien

ORF.at/Michael Baldauf

Moschee sollen künftig gewisse Kriterien erfüllen, so die IGGÖ

„Wir wollen durch den Kriterienkatalog unterstützen und weiterentwickeln“, so der IGGÖ-Vizepräsident. Die Leitlinien seien auch eine Fortsetzung jenes Kurses, der mit einer Erklärung der Imame gegen Extremismus begonnen habe. Auch im Kriterienkatalog finden sich dementsprechend Absagen an Rassismus und Antisemitismus, sowie ein Bekenntnis zu Toleranz und etwa Geschlechtergerechtigkeit. Memic: „Wir sind pro Europa, wir sind pro Österreich.“

Transparenz schaffen

Auch der Kontakt zu anderen Religionsgemeinschaften soll nach den Kriterien verbessert werden. „Moscheen sind auch Häuser für Nichtmuslime“, meinte der IGGÖ-Vizepräsident dazu. Ohnehin habe man bereits ein sehr gutes Verhältnis etwa zur Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) und den christlichen Kirchen. Aber auch allgemein will die Glaubensgemeinschaft die Kommunikation - nach außen sowie nach innen - verbessern und mehr Transparenz schaffen.

Moscheen der IGGÖ zertifizieren

Geplant ist auch, die Moscheen der IGGÖ zertifizieren zu lassen. Jene, welche die Voraussetzungen des Kriterienkatalogs nicht erfüllen, sollen erst einmal beraten werden und eine Übergangsfrist eingeräumt bekommen. Dekrete für Imame sollen ebenfalls für eine Standardisierung sorgen. Bei groben Verletzungen sollen diese dann abberufen und ersetzt werden. Radikalen Tendenzen wolle man so entgegenwirken, sagte auch IGGÖ-Sprecherin Carla Amina Baghajati - und damit den „Mainstream“ forcieren.

Dass die Präsentation des Kriterienkatalogs ausgerechnet kurz vor der Regierungsbildung erfolgt, ist laut Memic Zufall. Über ein halbes Jahr habe man - gemeinsam mit der Basis und Wissenschaften mehrerer Universitäten in Österreich - daran gearbeitet. Die Hoffnung bestehe nun, so Baghajati, dass das Thema Islam von der neuen Regierung „pragmatisch“ behandelt werde. Bereits nach dem Wahlkampf sei es um das Thema ohnehin wieder ruhiger geworden.

religion.ORF.at/APA

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