Papst prangert vor Kurie Intrigen und Illoyalität an

Papst Franziskus hat am Donnerstag in seiner Weihnachtsansprache vor der Kurie in recht harten Worten Intrigen und Illoyalität angeprangert.

Er erwähnte „Verräter“ in der römischen Kurie und unterstrich seinen Führungsanspruch. In seiner traditionellen Weihnachtsansprache an die Mitarbeiter der Leitungsebene der katholischen Kirchen sagte Franziskus, es gebe kleine Gruppen, die von ihren vermeintlich guten Absichten überzeugt seien und sich auch zu rechtfertigen wüssten, die aber in Wahrheit „ein Krebsgeschwür“ darstellten, das zur „Autoreferentialiät“ führe und ekklesiale Organismen und die darin Tätigen infiltriere, sagte der Papst laut dem vom Vatikan verbreiteten Redemanuskript.

„Wenn das passiert, dann verliert man die Freude des Evangeliums, die Freude, mit Christus zu kommunizieren und in Gemeinschaft mit ihm zu sein, das Geschenk unserer Weihe ist dann verloren“, warnte der Papst demnach.

„Böswillige Widerstände“

In seiner vorjährigen Weihnachtsansprache an die Kurie hatte sich Franziskus ebenfalls zu den Widerständen in der Kurie gegen die Prioritäten seines Pontifikats geäußert und betont, dass es neben konstruktiver Kritik, Angst und Trägheit „auch böswillige Widerstände“ gebe, die „oft im Schafspelz“ daherkämen und sich „hinter Traditionen, Schein, Formalität und Bekanntem“ versteckten.

Papst Franziskus spricht vor der Kurie

APA/AFP/Claudio Peri

Der Papst fand für seine Weihnachtsansprache vor Mitgliedern der Kurie teils harte Worte

Konkrete Beispiele hatte er nicht genannt, auch diesmal tat er das nicht. 2014 hatte der argentinische Papst seinen leitenden Mitarbeitern sogar „geistliches Alzheimer“ vorgehalten und „15 Krankheiten“ diagnostiziert. Franziskus brach damals erstmals mit einer Tradition: Seine Vorgänger hatten beim Vorweihnachtsempfang die Ereignisse des Jahrs Revue passieren lassen oder einen theologischen Vortrag gehalten.

Kritik an „selbsternannten Märtyrern“

Im Redetext der Ansprache von Donnerstag findet sich weiters Kritik des Papstes an „selbsternannten Märtyrern“, die jedoch in Wahrheit ihren Auftrag missachteten, „Antennen im doppelten Sinn“ zu sein, nämlich Instrumente zur Signal-Sendung und Instrumente zur Signal-Aufnahme.

Er warnt vor „Personen, die sorgfältig ausgewählt werden, um der Reform größere Kraft zu geben, aber die Größe ihrer Verantwortung nicht verstehen und sich von Ehrgeiz und Ruhmessucht korrumpieren lassen“. "Und wenn sie sanft aus ihrem Amt entfernt werden, erklären sie sich zu Märtyrern des Systems, des „schlecht informierten Papstes“ und einer „alten Garde“, anstatt „mea culpa" zu sagen.“

„Krebsgeschwür, das zur Selbstbezogenheit führt“

In diesem Jahr hatten immer wieder Ex-Mitarbeiter der Kurie von Intrigen im Vatikan berichtet. Es sei sehr wichtig, diese „unausgeglichene und degenerierte Logik der Komplotte und der kleinen Gruppen“ zu überwinden, „die in Wirklichkeit ein Krebsgeschwür darstellen, das zur Selbstbezogenheit führt“, sagte der Papst am Donnerstag im Vatikan. Die Mitarbeiter der Kurie müssten den Willen des Papstes und ihrer Vorgesetzten folgen.

Franziskus hatte bereits in den Vorjahren die Ansprachen vor der Kurie, an der immer zahlreiche Kardinäle teilnehmen, zu harscher Kritik an den Verwaltungsorganen genutzt. Dieses Mal war auch wieder der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller dabei, dessen Amtszeit als Präfekt der Glaubenskongregation der Papst im Juli überraschend nicht verlängert hatte.

Große Mehrheit treue Menschen

Es gebe in der Kurie beiden Gruppen, die Genannten, aber auch jene große Mehrheit treuer Menschen, die dort „mit bewundernswerter Hingabe, Loyalität, Kompetenz, Hingabe und auch mit wirklicher Heiligkeit“ arbeiteten.

Ausführlich entfaltete Franziskus sein Bild der Antenne und wies auf deren Funktion zur Signaltreue - „High Fidelity“ - hin: „Das Wort ‚Treue‘ bekommt für alle, die beim Heiligen Stuhl arbeiten, einen besonderen Charakter, von dem Moment an, an dem sie sich in den Dienst des Nachfolgers Petri stellen und diesem Dienst einen guten Teil ihrer Energie, ihrer Zeit und ihrer täglichen Verpflichtungen schenken.“

Es sei eine ernsthafte Verantwortung, „aber auch ein besonderes Geschenk, das mit der Zeit eine affektive Bindung an den Papst, ein inneres Vertrauen, einen ‚sensus naturalis‘ entwickelt, der sich gerade mit dem Wort ‚Treue‘ ausdrückt“, so der Papst. Ausgestattet mit einer tiefen Empfänglichkeit, müssten die Dikasterien der Römischen Kurie deshalb „großzügig in den Prozess des Zuhörens und der Synodalität eintreten“, skizzierte Franziskus sein Reformprojekt.

religion.ORF.at/KAP/dpa

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