Bünker: Rassismus und Antisemitismus unmenschlich

Der evangelische Bischof Michael Bünker hat Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Hass im Internet, Antisemitismus und der Diskriminierung von Flüchtlingen eine klare Absage erteilt.

Christen dürften weder „die Augen vor der Not derer verschließen, die unsere Hilfe brauchen“ noch „zulassen, wenn ganze Gruppen von Menschen ausgegrenzt werden, wenn man ihnen mit Hass und Ablehnung begegnet“, sagte der Kirchenführer in einer auf ORF 2 ausgestrahlten Ansprache am Neujahrsabend.

Forderung nach mehr Herzenswärme

Mit Blick auf das Gedenkjahr 2018 sei ein „Mehr an Humanität, Herzenswärme und Mitgefühl“ nötig, um Menschenrechte und die Menschenwürde zu wahren, so der lutherische Bischof am Tag seines zehnjährigen Amtsjubiläums. Wichtig sei zudem, „dass wir jedes Leben bejahen und annehmen“.

Besonders verwies Bünker auf die anstehenden Feiern zu hundert Jahre Republik, achtzig Jahre „Anschluss“ und siebzig Jahre Menschenrechte. Letztere seien eine Konsequenz der „tiefen Verletzung der Menschenwürde, die die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts bestimmt haben“ gewesen.

Nach der Katastrophe des ersten Ersten Weltkriegs sei vor hundert Jahren die Republik Österreich gegründet worden, der bald die Diktatur des Ständestaates und vor 80 Jahren erfolgte dann der sogenannte Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland mit Terror und Gewalt vor allem gegen die jüdische Bevölkerung. Das Menschenleben sei dabei als wertlos erachtet und die Menschenwürde mit Füßen getreten worden.

„Für mich als Christen ist die Würde des Menschen im Glauben begründet. Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, heißt es im biblischen Schöpfungsbericht“, erinnerte der Bischof. Diese Würde komme jedem und jeder zu, unabhängig von Herkunft, Einkommen, Sprache, Religion oder sexueller Orientierung.

Humanität im Alltag

Heute müsse erneut das Verbindende an Humanität und Menschlichkeit gesucht und Nächstenliebe im Alltag umgesetzt werden, nach dem Beispiel von Jesus von Nazareth. Menschliches Leben brauche Anerkennung und die Möglichkeit die eigenen Begabungen im gemeinsamen Leben einbringen zu können, so Bünker. Dies gelinge durch Bildung für alle, Wertschätzung und Akzeptanz in der gemeinsamen Gestaltung des Lebens, Interesse aneinander und gute Nachbarschaft trotz ideologischer oder religiöser Unterschiede.

Bereits zuvor hatte Bünker am Neujahrsmorgen in der Ö1-Sendung „Lebenskunst“ klargestellt, dass die evangelische Kirche stets einer rechtsideologisch, gegen Migranten, Flüchtlinge oder Arme ausgerichteten Politik stets „deutlichen Widerstand“ leisten und Profil zeigen müsse.

Miteinander in den Vordergrund stellen

„Wir stehen für Gemeinschaft, den Wert des Einzelnen, für Solidarität miteinander und das Reden miteinander, nicht für Hasspostings und Shitstorms“, so der Bischof rückblickend auf die 500-Jahr-Feiern der Reformation.

„Wenn Menschen auf die Straße gehen und sagen, sie schützen das christliche Abendland, so stelle ich die Frage: Wo sind sie am Sonntag? Sind das die, die in die Kirche gehen?“ Er stelle hier oft fest, „dass es da keine Zusammenhänge gibt“, sagte der Bischof.

religion.ORF.at/KAP

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