Nahost-Studie: Religion für Jugendliche wichtig

Jugendliche im Nahen Osten und in Nordafrika blicken trotz einer unsicheren sozialen Lage optimistisch in die Zukunft: Das ist das Ergebnis einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung. Religion spielt für ihren Alltag eine zunehmend wichtige Rolle.

Demnach sind 10 Prozent der Jugendlichen in Ägypten, Bahrain, dem Jemen, Jordanien, dem Libanon, Marokko, Palästina und Tunesien „fest zur Migration“ entschlossen, berichtete die deutsche katholische Nachrichtenagentur (KNA) am Mittwoch. Die meisten jungen Menschen wollten dagegen die Zukunft in ihrer Heimat gestalten. Allerdings, so schreibt Mitherausgeber Ralf Hexel: „Stabilität und Entwicklung wird es für die Region nur dann geben, wenn junge Menschen politisch und wirtschaftlich an der Gestaltung der Zukunft teilhaben können.“

Ein Muslim im Dämmerlicht vor der Jama-Moschee in New Delhi, Indien

APA/AFP/Roberto Schmidt

Religion spielt für junge Menschen in Nahost zunehmend eine wichtige Rolle

Ein eigenes Kapitel ist der Religiosität von Jugendlichen in den arabischen Ländern gewidmet. 94 Prozent der befragten Jugendlichen sind den Angaben zufolge muslimischen Glaubens. Religion spielt für ihren Alltag eine zunehmend wichtige Rolle. Verglichen mit der Religiosität vor fünf Jahren bezeichneten sich mehr Jugendliche als „stärker religiös“ oder „sehr religiös“ (66 Prozent, damals 58 Prozent). In Bahrain (87 Prozent) und im Jemen (54 Prozent) stufte sich eine Mehrheit der Befragten als „sehr religiös“ ein.

Kein Zusammenhang zwischen Religiosität und Armut

Nach Einschätzung des Leiters des Marburger Centrums für Nah- und Mitteloststudien, Rachid Ouaissa, widerlegt die Studie „die viel popularisierte These des Zusammenhangs zwischen Religiosität und Armut beziehungsweise Religiosität und niedrigem Bildungsgrad“. Die befragten religiösen Jugendlichen stammten überwiegend aus finanziell gesicherten Familien und einer Art Bildungsbürgertum, schreibt er.

Zudem diene Religion „nicht mehr politischen und/oder ideologischen Zwecken, sondern dem individuellen Wohlfühlen und der Selbstdisziplinierung“, schreibt Ouaissa. Religion werde immer mehr zu einer Privatangelegenheit, und Spiritualität sei für Jugendliche offenbar ein Fluchtort und eine Quelle der Hoffnung.

Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat die Studie in Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig, Kantar Public, TNS Marokko und weiteren Forschungszentren und Meinungsforschungsinstituten im Nahen Osten und Nordafrika durchgeführt. Den Angaben zufolge wurden 9.000 Jugendliche zwischen 16 und 30 Jahren in acht Ländern interviewt.

Der Band zur Studie „Zwischen Ungewissheit und Zuversicht“, die erstmals im Dezember vorgestellt wurde, erscheint am kommenden Montag.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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