Weltfriedenstag: Appelle gegen „Gier und Egoismus“

Appelle zu Einsatz für Gerechtigkeit gab es am Sonntag bei einem Friedensgottesdienst im Wiener Stephansdom. Papst Franziskus hatte für die diesjährigen Feiern das Motto „Migranten und Flüchtlinge: Menschen auf der Suche nach Frieden“ bestimmt.

Nur durch eine gerechtere Weltordnung werde es möglich sein, die Klimaproblematik in den Griff zu bekommen und auch die Flüchtlingsströme zu stoppen, sagte der bekannte, mitlerweile pensionierte Betriebsseelsorger Franz Sieder bei der Messe aus Anlass des katholischen Weltfriedenstages zu den Mitfeiernden.

„Gier und Egoismus“ reicher Länder

Hart ging Sieder mit dem „Gier und Egoismus“ der reichen Länder ins Gericht. Letztere seien nicht nur in Wirtschaftsstrukturen präsent, sondern auch in den Gehirnen sehr vieler Menschen. Sichtbar werde dies laut dem Priester durch den Wahlsieg von Parteien, die Ausländerhass und ein Zusperren aller Flüchtlingsrouten propagierten.

Franz Sieder Arbeiterpriester Betriebsseelsorger

Wolfgang Zarl

Betriebsseelsorger Franz Sieder

Dabei würde übersehen, dass die großen weltweiten Unterschiede - auf Unrecht beruhender Wohlstand hier, bittere Armut dort - zu den Hauptursachen der Fluchtbewegungen gehörten. Das alles - wie auch die enormen Investitionen für Waffen oder „dass sich einige wie die Herren dieser Welt aufspielen und den anderen behandeln wie billige Sklaven“ - störe Gott zutiefst.

Alle Flüchtlingsrouten schließen „unchristlich“

Strukturen müssten so verändert werden, dass „der Mensch, nicht der Profit“ das Ziel sei und „die Politik über die Wirtschaft dominiert, nicht umgekehrt“, so Sieders Vorstellung von Gerechtigkeit. Zudem seien auch Barmherzigkeit und Empathie gegenüber den an die Tür klopfenden Flüchtlingen gefragt.

„Jesus identifiziert sich mit den Fremden und wenn ein Land alle Flüchtlingsrouten schließen möchte und die Grenzen versperrt, dann ist eine solche Politik lieblos und zutiefst unchristlich“, so der Kaplan. Wichtig sei weiters eine neue Sichtweise: Erst durch das Bewusstsein, „eine Weltfamilie zu sein und füreinander Verantwortung zu tragen“, könne die Menschheit überleben.

religion.ORF.at/KAP