Dompfarrer Faber findet Falcos Texte „mystisch“

Auf die vielen mystisch-religiösen Anklänge im Schaffen der österreichischen Pop-Legende Falco (1957-1998) will Dompfarrer Toni Faber bei der Gedenkfeier für den vor 20 Jahren verstorbenen Star eingehen.

Faber leitet einen Wortgottesdienst am Freitag um 15.00 Uhr im Wiener Stephansdom, bei dem Prominente und Wegbegleiter des Wiener Musikers gedenken und junge Talente Falco-Songs interpretieren werden. Zuvor erfolgt um 11.00 Uhr eine Kranzniederlegung am Falco-Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof mit einer Segnung durch den Dompfarrer, wie er am Donnerstag im Gespräch mit Kathpress ankündigte.

Wie „christlicher Mystiker“

Faber attestiert dem am 6. Februar 1998 bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik ums Leben gekommenen Popstar von Weltrang eine bemerkenswerte Tiefe. In manchen Textzeilen könne man meinen, einen christlichen Mystiker zu hören.

Der Musiker Falco bei einem Auftritt 1997

APA/Herbert Pfarrhofer

Der Musiker Hans Hölzel alias Falco bei einem Auftritt 1997

Als Beispiele, die er auch beim Gottesdienst im Stephansdom erwähnen will, zitierte Faber Formulierungen wie „The Spirit Never Dies“ („Der Geist stirbt nie“) oder „Where Are You Now?“ („Wo bist du jetzt?“) aus der nicht unumstrittenen „Jeanny“-Trilogie, vor allem aber das voll Todesahnung wie ein Vermächtnis klingende „Out Of The Dark“ von seinem letzten Studioalbum.

„Wann kommst du meine Wunden küssen?“

„Muss ich denn sterben, um zu leben?“ heißt es dort, und: „Willst du meine Tage zählen / Warum musst du mich mit meiner Sehnsucht quälen / Deine Hölle brennt in mir / Du bist mein Überlebenselixier / Ich bin zerrissen / Wann kommst du meine Wunden küssen? / Hörst du die Stunde, die dir sagt / Into the light / Out of the dark ...“

Falco sei sicherlich eine gewisse Todessehnsucht zu eigen gewesen, meinte Toni Faber zu solchen Zeilen. Die „Sehnsucht sich zu übersteigen“ habe der Star auf irdischem Weg mit Rauschzuständen zu erfüllen gesucht, nicht umsonst komme „Sucht“ auch im Wort „Sehnsucht“ vor.

Sendungshinweis

ORF III zeigt das Falco-Requiem aus dem Wiener Stephansdom am Freitag, dem 9. Februar 2018, um 23.05 Uhr in „ORF III Spezial“.

Doch der wie seine Mutter katholisch bestattete Falco hatte auch ganz explizit religiöse Gedanken, erinnerte der Dompfarrer an ein Interview mit Claudia Stöckl in der Ö3-Sendung „Frühstück bei mir“: „Wenn ich morgen meinem Gott gegenübertrete, kann ich sagen, ich habe niemandem wehgetan außer mir selber. Und das verzeiht er mir hoffentlich“, so der Sänger 1997 in seinem letzten großen Interview vor seinem Unfalltod.

Falco-Songs „im barocken Kirchenstil“

Radiojournalistin Stöckl wird bei der Gedenkfeier ebenso dabei sein wie TV-Moderator Peter Rapp, die mit Falco befreundeten Sänger der Rockband Opus, Ewald Pfleger und Herwig Rüdisser oder der Präsident des Wiener Stadtschulrats, Heinrich Himmer. Letzterer deshalb, weil junge Mitglieder des österreichweiten Talent-Förderprojekts „Helden von heute - Falco goes school“ beim Gottesdienst Falco-Songs „im barocken Kirchenstil“ darbieten werden, wie es in der Ankündigung der „Falco Privatstiftung“ heißt.

Auch die Opus-Mitglieder werden dem Verstorbenen ihre musikalische Referenz erweisen. Zusammengestellt wurde die Totenmesse, bei der auch Falcos Stimme zu hören sein wird, von den Produzenten Wolfgang Kosmata und Hans Peter Gratzer.

Dompfarrer Toni Faber

APA/Herbert Neubauer

Dompfarrer Anton Faber

Noch heute viel gespielt

Falco, der meist in Anzug, mit gegeltem Haar und Sonnenbrille auftrat, gilt als der erfolgreichste Popsänger Österreichs. Sein Lied „Rock Me Amadeus“ erreichte als erstes und bis heute einziges deutschsprachiges Lied die Spitze der US-Charts. Bis heute viel gespielt sind auch Hits wie „Der Kommissar“, „Junge Römer“, „Vienna Calling“, „Emotional“ - oder das skandalumwitterte „Jeanny“.

Dieser Song erregte nach seinem Erscheinen 1985 übrigens den Unmut kirchlicher Organisationen: Von einem „unverantwortlichen Spiel mit Verbrechen und Gewalt“ war in einer gemeinsamen Erklärung der Katholischen Jugend, der Katholischen Frauenbewegung und des Katholischen Familienverbandes zum Lied und dem dazugehörigen Videoclip die Rede. Dass beides von mehreren Rundfunkanstalten Deutschlands boykottiert wurde, begrüßten die drei Verbände damals ausdrücklich.

religion.ORF.at/KAP