Vatikan: US-Atomplan „Wieder wie im Kalten Krieg“

Kurz nachdem der Papst gegenüber Journalisten geäußert hatte, die Menschheit riskiere mit Atomwaffen „den Selbstmord“, hat jetzt Erzbischof Silvano Tomasi in schärferem Ton nachgelegt. Er kritisiert einen neuerlichen Rüstungswettlauf.

Der langjährige Vatikanbeobachter bei den Vereinten Nationen arbeitet jetzt für das neue Vatikan-Dikasterium zur ganzheitlichen menschlichen Entwicklung. Im Interview mit „Vatican News“ am Montag nahm er besonders den Plan der US-Regierung von Donald Trump aufs Korn, neue Atomwaffen mit begrenzter Sprengkraft zu bauen.

„Einen Schritt zurück gemacht“

„Mir scheint, wir haben in der Geschichte einen Schritt zurück gemacht. Wir sind wieder da, wo wir im Kalten Krieg waren - beim Wettlauf, wer die stärksten Waffen hat und dadurch am meisten Einfluss auf die internationale Lage gewinnt. Der Rüstungswettlauf geht wieder von vorne los“, so der frühere „UNO-Bischof“. Es werde „enormes Geld in Waffen statt in soziale Bereiche investiert“, und zum anderen würden neue Spannung unter Atommächten geschaffen.

Kardinal Silvano Maria Tomasi

APA/UN-Photo/AFP/Jean-Marc Ferre

Silvano Maria Tomasi

Die derzeitige Lage verheiße „nichts Gutes“, so der Erzbischof. „Dieses neue Herausstreichen der eigenen Macht heizt den Rüstungswettlauf an und erhöht das Risiko, dass durch Zufall oder kalkuliert auch einmal ein Atomsprengkopf eingesetzt wird.“ Keiner wisse, wie er die Lage noch beherrschen solle, „wenn da eine Kette von Aktion und Reaktion in Gang kommt“.

Kritik an Rüstungswettlauf

Für das Pentagon ist die neue Atomdoktrin hingegen eine Antwort auf eine veränderte Welt, die man eben zur Kenntnis nehmen müsse. Verteidigungsminister James Mattis deutete im Jänner bei der Vorstellung der ersten „Nationalen Verteidigungsstrategie“ der USA seit zehn Jahren auf neue Gegner und erwähnte Russland und China.

Dazu meinte Tomasi, „Bedrohung“ entstehe erst durch den Rüstungswettlauf: „Wenn einer sich neue Angriffswaffen zulegt, die technologisch ausgereifter sind, dann müssen und wollen die anderen dieselben Fähigkeiten erwerben, oder sogar noch stärkere. Dieses Denken ist ein Teufelskreis.“

religion.ORF.at/KAP

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