D: Diözese vergab Millionendarlehen ungesichert

Der Bischof von Eichstätt in Bayern, Gregor Maria Hanke, hat gegen einen Ex-Mitarbeiter der Finanzverwaltung der Diözese und eine weitere Person Strafanzeige erstattet. Es bestehe der Verdacht rechtswidriger Praktiken bei der Vermögensanlage, so die Diözese am Montag.

Weitere Angaben zu den Personen wurden nicht gemacht. Nach Informationen der Zeitung „Donaukurier“ soll es sich um einen früheren stellvertretenden Finanzdirektor und einen Geschäftspartner in den USA handeln. Die für Wirtschaftsstrafsachen zuständige Schwerpunktstaatsanwaltschaft München II bestätigte den Vorgang. Die beiden Beschuldigten befänden sich in Untersuchungshaft. Die Ermittler vermuten einen entstandenen Schaden im „mittleren zweistelligen Millionenbereich“.

Darlehen im Wert von 48 Mio. Euro

Ein Diözesansprecher ergänzte auf Anfrage, es gehe um „vermögensgefährdende, ungesichert gewährte Darlehen in Höhe von insgesamt rund 60 Millionen US-Dollar“. Das sind umgerechnet etwa 48 Millionen Euro. Genau könne der Schaden noch nicht beziffert werden, weil es schwierig sei, die getätigten „komplizierten Anlagengeschäfte“ zu bewerten.

Dom zu Eichstätt

pde

In der Diözese Eichstätt in Bayern wurden ungesicherte Darlehen vergeben

Erste Verdachtsmomente hätten sich im Mai 2017 ergeben, fügte der Sprecher hinzu. Damals sei erstmals ein fälliges Darlehen nicht zurückgezahlt worden. Zwei Monate später habe der Bischof dann eine Münchner Anwaltskanzlei mit der Anzeige beauftragt. Der Vorwurf laute auf Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr. Die zweite Anzeige richte sich gegen eine „als Projektentwickler im Immobilienbereich tätige Person“. Die Diözese erhoffe sich eine rückhaltlose Aufklärung und strafrechtliche Aufarbeitung.

Vermögen soll offengelegt werden

Sinn und Notwendigkeit der Ende 2015 eingeleiteten Transparenzoffensive hätten sich „auf bedauerliche Weise“ bestätigt, so der Sprecher. Das „Fehlverhalten zu Ungunsten der Diözese“ sei nur durch die in diesem Rahmen eingeleiteten Maßnahmen aufgedeckt worden.

Die Diözese Eichstätt stellt derzeit seine Finanz- und Vermögensverwaltung um. Sie will bis Ende Juni 2018 einen nach den Regeln des Handelsgesetzbuches (HGB) erstellten Jahresabschluss vorlegen. Dabei soll erstmals auch das Vermögen der Diözese offengelegt werden. An diesem Zeitplan habe sich nichts geändert, erklärte der Sprecher.

Bischof erneut Kisenmanager

Der Eichstätter Hanke steht mit dem aktuellen Finanzskandal in seiner zweiten Bewährungsprobe als Krisenmanager. Im Sommer 2008 hatte er im Zuge der Führungsquerelen in der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) deren Rektor wegen des „begründeten Verdachts von Dienstvergehen“ kurzerhand vor die Tür gesetzt.

Bischof Gregor Maria Hanke

pde

Bischof Gregor Hanke erstattete Anzeige gegen zwei Personen

Noch am selben Tag begann in Hankes Auftrag eine Prüfungsgesellschaft mit der Durchleuchtung der internen Abläufe einschließlich der Geschäfts- und Kassenführung in der Hochschulverwaltung. Dabei kam unter anderem ein recht freihändiger Umgang des Rektors mit Studienbeiträgen zum Vorschein.

Obwohl dieser gegen seine Suspendierung vor dem Verwaltungsgericht klagte, stimmte er wenige Monate später einem außergerichtlichen Vergleich zu. Statt in sein Amt zurückzukehren, ging er in den Vorruhestand. Das Gericht attestierte dem Bischof dabei ausdrücklich ein korrektes Vorgehen.

Finanzverwalter für 27 Diözesen

Diesmal steht der einstige Benediktiner-Abt Hanke deshalb unter verschärfter Beobachtung, weil er seit 2016 in Personalunion den für Finanzen zuständigen Ausschuss des Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD) leitet. Das ist der Dachverband aller 27 deutschen Diözesen, mit einem Vermögen von rund 150 Millionen Euro und einem jährlichen Haushalt von zuletzt 126 Millionen Euro. Hanke ist nicht nur oberster Kontrolleur von dessen Geschäftsführung. Er bereitet federführend auch alle Beschlüsse des VDD vor.

Hankes wichtigste Mitarbeiter sind in diesen Tagen Generalvikar Isidor Vollnhals und Ordinariatsrat Rainer Kastl. Beide leiten schon seit einem Jahr kommissarisch auch die Bischöfliche Finanzkammer. Beratend steht ihnen außerdem der frühere Finanzvorstand des Bauunternehmens Strabag, Peter Kern, zur Seite.

religion.ORF.at/KAP/KNA

Links: