Israel baut gemischten Gebetsbereich an Klagemauer

Nach jahrelangem Streit hat Israel mit dem Bau eines gemeinsamen Gebetsbereiches für Frauen und Männer an der Klagemauer in Jerusalem begonnen.

„Im Juni 2017 hat der Ministerpräsident angeordnet, den Bau des neuen Platzes voranzutreiben“, sagte ein Vertreter des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Montag. „Was wir jetzt sehen, ist die Umsetzung dieser Anordnung.“ Die Klagemauer ist die heiligste Stätte für Juden weltweit.

Gegen den Widerstand ultra-orthodoxer Kreise fordern die Organisation „Frauen der Mauer“ sowie liberale Strömungen des Judentums seit Jahren einen gemeinsamen Gebetsbereich für Männer und Frauen mit gleichen Rechten für beide Geschlechter. Aktuell gibt es zwei große Gebetsbereiche, einen für Männer und einen für Frauen. Tora-Rollen liegen nur bei den Männern aus, bei den Frauen nicht. Es ist allerdings verboten, eigene Tora-Rollen mitzubringen.

Frauen mit Gebetsschals nahe der Klagemauer in Jerusalem

Reuters/Ronen Zvulun

Seit Jahren kämpfen die „Frauen der Mauer“ für das Recht, an der Klagemauer mit Gebetsschals beten zu dürfen und auch aus der Tora zu lesen

Gebetsrechte für alle

Im Januar 2016 hatte die Regierung beschlossen, dass ein gemeinsamer Gebetsbereich für Frauen und Männer eingerichtet werden soll. Dort sollten alle die gleichen Gebetsrechte haben. Außerdem sollte es einen gemeinsamen Eingang mit den anderen Gebetsbereichen geben. Doch aufgrund des Drucks ultra-orthodoxer Koalitionspartner wurde die Vereinbarung auf Eis gelegt.

Der aktuelle Plan der Regierung sieht nun eine knapp 3000 Quadratmeter große Fläche vor, wie die „Times of Israel“ schrieb. Die Gläubigen sollen dort an einem 9,5 Meter langen Stück der Klagemauer beten können. Ein Vertreter der konservativen Strömung begrüßte die Einrichtung des Platzes nach Angaben der „Times of Israel“ vorsichtig. Er übte Kritik daran, dass andere Punkte der ursprünglichen Vereinbarung, wie der gemeinsame Eingang, weiter auf Eis gelegt blieben.

Jüdisches Heiligtum

Die Klagemauer im Südwesten der Altstadt von Jerusalem ist der letzte Überrest des jüdischen Tempels, des wichtigsten, jüdischen Heiligtums, das bis auf die Umfassungsmauern im Jahr 70 n. Chr. von den Römern zerstört wurde. Ein Teil der westlichen Mauer liegt im jüdischen Viertel und ist wichtiger Ort des Gebets. Auf Hebräisch heißt die Klagemauer „Hakotel hama’avari“ (die Westmauer) oder schlicht „Kotel“ (Mauer). Die Mauer liegt am nächsten zum heiligen Tempelberg, auf dem seit dem 7. Jahrhundert der muslimische Felsendom und die al-Aksa-Moschee stehen.

religion.ORF.at/dpa

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