Kardinal Zen kritisiert Vatikan-Staatssekretär scharf

Der emeritierte Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, hat die „Nummer Zwei“ des Vatikan scharf kritisiert, wie das Bonner Medienhaus-Portal „katholisch.de“ berichtet.

„Kardinal Pietro Parolins Interview ist voll von falschen Ansichten“, schrieb Zen am Montag auf seinem Blog. Der 88-Jährige bezieht sich mit seiner Kritik auf die Äußerungen des Kardinalstaatssekretärs, mit denen dieser der vergangenen Woche die Annäherungen des Heiligen Stuhls an China verteidigt hatte.

Anspielung auf neue Ostpolitik des Vatikan

Zen bezeichnete Parolin in seinem Blogbeitrag als „kleingläubigen Mann“, bei dem er sich nicht sicher sei, ob er wisse, was „echtes Leiden“ sei. Die chinesischen Katholiken würden die Erfahrung des Leidens für den Glauben in der Verfolgung durch das kommunistische Regime machen. Doch „ihr größtes Leiden ist, durch die eigene ‚Familie‘ verraten zu werden“, so Zen in Anspielung auf die ausgleichende neue Ostpolitik des Vatikan.

Der emeritierte Bischof von Hongkong Kardinal Joseph Zen Ze-kiun

AFP PHOTO /Alberto Pizzoli

Kardinal Joseph Zen Ze-kiun übt scharfe Kritik an der Chinapolitik des Vatikan

Die Katholiken der staatstreuen „Patriotischen Vereinigung“ befänden sich in China wie Vögel in einem Käfig und der Vatikan versuche, den Käfig zu vergrößern. „Aber das wirkliche Problem ist nicht, ob der Käfig klein oder groß ist, sondern wer im Käfig ist“, so Zen. Die Untergrundkirche sei derzeit nicht im Käfig gefangen, doch Parolin wolle sie nun durch seine „Versöhnungs“-Politik hineinzwängen.

Anerkennung von Bischöfen als wichtiger Schritt

Parolin hatte die Bemühungen des Vatikan als „realistische seelsorgliche Lösungen“ für die Katholiken in China bezeichnet. Vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass der Vatikan zwei romtreue Bischöfe zum Rücktritt aufgefordert hatte, damit von der chinesischen Staatsführung akzeptierte Nachfolger eingesetzt werden können.

Zudem sollte die kommunistische Regierung 20 vom Vatikan ernannte Bischöfe für die „Patriotische Vereinigung“ und 40 Untergrundbischöfe anerkennen. Diese Anerkennung wird von Experten als wichtiger Schritt zur Normalisierung der Beziehungen zwischen dem Vatikan und China angesehen.

religion.ORF.at/KAP

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