Menschenrechtssprecherin: Konvertiten Asyl gewähren

Die Juristin und ÖVP-Menschenrechtssprecherin Gudrun Kugler ist der Meinung, dass die Entscheidung eines Flüchtlings zur Taufe in einer gesetzlich anerkannten Kirche als Beweis der Echtheit der Konversion vom Bundesasylamt deutlich stärker gewürdigt werden muss.

Das sagte Kugler am Mittwoch gegenüber Kathpress. Anlass sind jüngste Abschiebungen von konvertierten Flüchtlingen sowohl aus Österreich als auch aus Deutschland. Weiters bezog sich die Nationalratsabgeordnete auf ein Urteil von 9. Februar aus Traunstein (Bayern). Das bayerische Gericht verurteilte einen 30 Jahre alten muslimischen Flüchtling aus Afghanistan zu lebenslanger Haftstrafe wegen brutaler Ermordung einer ebenfalls aus Afghanistan kommenden Frau, die zum Christentum konvertiert war.

„Importierte Christenverfolgung“

Der tragische Mord zeige auf, „dass wir uns mit der zu uns importierten Christenverfolgung dringend auseinandersetzen müssen“, so Kugler. Die Tat unterstreiche aber auch, „wie gefährlich die Situation für Konvertiten in ihren Herkunftsländern ist, und umso verwunderlicher ist es, wenn in Asylverfahren Konversionen häufig nicht anerkannt werden“, sagte die ÖVP-Nationalratsabgeordnete. Eine Taufentscheidung gebe Zeugnis von der Echtheit der Konversion.

Gudrun Kugler

Isabelle Saurer

ÖVP-Menschenrechtssprecherin Gudrun Kugler

Im Blick auf den Fall im bayerischen Prien sagte der Vorsitzende der Christlichen Polizeivereinigung (CPV), Kriminalhauptkommissar Holger Clas (Hamburg), der evangelischen Website idea am Dienstag, dass es immer wieder zu Gewalt gegen christliche Konvertiten komme. Er verwies auf Erkenntnisse des Bundeskriminalamtes, nach denen es im vergangenen Jahr zu fast 100 Angriffen auf Christen in Deutschland gekommen sei.

Besonderer Schutz gefordert

Darüber hinaus gebe es eine hohe Dunkelziffer. Denn es sei eine „traurige Wahrheit“, dass viele Straftaten nicht zur Anzeige gelangten, vor allem wenn sie in Flüchtlingsheimen passierten. Häufig solidarisierten sich muslimische Zeugen und Sicherheitsdienste mit dem Täter. Christen bleibe dann oft nur die Flucht aus dem Flüchtlingsheim.

Die Direktorin des Wiener „Observatory“ gegen Diskriminierung von Christen, Ellen Fantini, forderte in einer Aussendung am Mittwoch ebenfalls, dass christliche Konvertiten aus dem Islam in Flüchtlingsunterkünften besonders geschützt werden müssten. Sie wies darauf hin, dass die Mehrzahl der Opfer von Gewalttaten in deutschen Unterkünften christliche Flüchtlinge seien. 2017 war das erste Jahr, in dem das deutsche Bundeskriminalamt antichristliche Verbrechen sammelte.

„Immer absurdere Interviewpraktiken“

In Österreich hatte der evangelische Oberkirchenrat Karl Schiefermair vor kurzem Kritik an „immer absurderen“ Praktiken bei den Interviews mit christlichen Konvertiten im Asylverfahren geübt. Bei den „Glaubensprüfungen“ würden Inhalte abgefragt, die „90 Prozent der österreichischen Evangelischen nicht beantworten“ könnten.

Immer wieder würden in Folge Asylanträge wegen mangelnden Wissensstands abgelehnt oder Scheinkonversion unterstellt. Nicht der Staat, sondern die Kirche habe die Ernsthaftigkeit des Taufwillens zu prüfen und über die Rechtmäßigkeit der Taufe zu entscheiden, so Schiefermair.

Scheinkonversion „leichtfertig unterstellt“

Gefragt werde bei den Asylinterviews von Konvertiten beispielsweise nach den Unterschieden von Evangelisch A.B. und H.B., nach den Namen der zwölf Apostel, nach dem Verständnis von „Dreifaltigkeit“ oder nach dem Jahr der ersten Einsetzung einer Frau zur Pfarrerin in der Evangelischen Kirche in Österreich. Der Staat unterstelle viel zu leichtfertig Scheinkonversionen und maße sich Urteile darüber zu.

Dass es in islamischen Ländern neuerdings durchaus einen „auffallenden Trend zum Atheismus und auch zum Christentum“ gebe, hatte Nahost-Experte Thomas Schmidinger in einem „Kurier“-Interview (20. Jänner) berichtet. An etlichen Orten entstünden „Untergrundkirchen“, in denen „Geheimchristen“ die Mitglieder sind.

Wer vom Islam zum Christentum konvertiere, bringe sich dabei mitunter in Gefahr, besonders wenn man mit dem Missionieren beginne, sagte der an der Uni Wien und den Fachhochschulen Vorarlberg und Oberösterreich lehrende Politologe.

religion.ORF.at/KAP

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