Bischofskonferenz: Aufruf zu interreligiösem Dialog

Zum interreligiösen Dialog gibt es keine Alternative: Das betonen die österreichischen Bischöfe in einer Erklärung am Ende ihrer Vollversammlung in Sarajevo unter Bezugnahme auf ihren Tagungsort.

„Diese Stadt gilt einerseits als ein Modell für ein über Jahrhunderte lang gelungenes, tolerantes, wenn auch nicht immer konfliktfreies, Zusammenleben zwischen den Angehörigen verschiedener Religionen: Juden, Christen und Muslime“, so die Erklärung der Bischofskonferenz vom Donnerstag.

„Andererseits hat der Krieg von 1992 bis 1995 mit seinen Tausenden Toten dieselbe Stadt zum Mahnmal von Zerstörung gemacht. Religiöse Ab- und Ausgrenzungen sowie deren politische Instrumentalisierung im Krieg belasten bis in unsere Tage das Zusammenleben und müssen erst mühsam wieder überwunden werden.“

„Multireligiöses Zusammenleben“

Die Erfahrung Sarajevos mache deutlich, dass es zum interreligiösen Dialog keine Alternative gebe: „Multireligiöses Zusammenleben in Gerechtigkeit und Toleranz, Freiheit und Verantwortung sind ein bleibender Auftrag für alle Staaten und Religionsgemeinschaften.“ Ziel des Dialogs müsse das friedliche Zusammenleben zwischen Menschen unterschiedlicher religiöser Überzeugungen auch in Österreich sein.

Vollversammlung der Bischofskonferenzen von Österreich und Bosnien-Herzegowina in Sarajewo

Kathpress/Paul Wuthe

Vollversammlung der Bischofskonferenzen von Österreich und Bosnien-Herzegowina in Sarajewo

Österreich bringe für den interreligiösen Dialog gute Voraussetzungen aus der eigenen Vergangenheit mit. Bereits seit 1912 sei hier der Islam eine staatlich anerkannte Religionsgesellschaft und somit den christlichen Kirchen rechtlich gleichgestellt. Die vorbildliche religionsrechtliche Ordnung in Österreich sei der Rahmen für einen interreligiösen Dialog, der sich auf allen Ebenen der Gesellschaft vollziehen und im Alltag der Menschen bewähren müsse.

„Gelebte Erfahrung und Lebensdialog“

Wenn das gelingen soll, sei das Vorbild von religiösen Amtsträgern wichtig, und die Bischöfe wüssten um ihre Verantwortung dabei. Ziel sei das friedliche Zusammenleben zwischen Menschen unterschiedlicher religiöser Überzeugungen. Papst Franziskus habe dazu im vergangenen Herbst bei seinem Besuch in Bangladesch betont, dass der interreligiöse Dialog weit mehr sei als bloßer Meinungsaustausch, sondern „gelebte Erfahrung und Lebensdialog; als solcher ist er mitunter ein schwieriges Unterfangen und verlangt viel Geduld“.

Maßgeblich dabei bleibe die Konzilserklärung „Nostra aetate“ und die Feststellung, dass die katholische Kirche nichts von alldem ablehne, „was in diesen (nicht-christlichen) Religionen wahr und heilig ist“. Sie motiviere auch zum Versuch, „den anderen selbst dann zu verstehen, ohne ihn abzuwerten, wenn uns sein Glaube und sein Selbstverständnis gänzlich fremd erscheinen“. Denn der christliche Glaube lehre, „im anderen nicht den Fremden oder gar den Feind zu sehen, sondern den Menschen - genauso als Abbild und Ebenbild Gottes geschaffen wie wir selbst“.

Der interreligiöse Dialog enthalte sogar die Chance, „im anderen auch wieder sich selbst zu entdecken“. Unabdingbare Voraussetzung für den Dialog sei ein reflektierter Glaube, der überzeugend gelebt werden. „Christen verbindet mit Gläubigen anderer Religionen und Nicht-Glaubenden die dialogische Suche nach Wahrheit. Sie kann nur gefunden werden, wenn dabei volle Gewissens- und Religionsfreiheit gewahrt bleiben“, heißt es abschließend.

religion.ORF.at/KAP

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