1938: Kirchen sehen Mitschuld am „Ende Österreichs“

Die christlichen Kirchen räumen eine Mitschuld an jener Entwicklung ein, die vor 80 Jahren zum sogenannten „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich führte:

„Manche Kirchen bejubelten nicht nur den ‚Anschluss‘, sondern trugen auch die NS-Politik, sei es den Antisemitismus, sei es die Auslöschung vermeintlich unwerten Lebens, voll und ganz mit, was uns heute schamvoll als Verrat am Evangelium erscheint“, heißt es in einer Erklärung des Vorstandes des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ).

„Nur vereinzelter Widerstand der Kirchen“

Man müsse eingestehen, dass es in den sieben Jahren der NS-Herrschaft „Schuld und Versagen durch Wegschauen und Mittun gegeben hat“. Widerstand habe es in den Kirchen „nur vereinzelt“ gegeben, heißt es in der am Samstag über Kathpress veröffentlichen Erklärung.

„Ab dem 11. März 1938 haben viele in Österreich Schuld auf sich geladen. Auch die christlichen Kirchen waren vom Ungeist mitbetroffen, der dem NS-Regime den Boden bereitet hat.“

Einsatz der Kirche „für einen sozialen Ausgleich“

Zugleich ziehe man aus dieser bitteren Erkenntnis die Lehre, heute alles Notwendige zu tun, „um die Menschen gegen die Schlagworte von falschen Propheten zu immunisieren“ und Österreich zu einem „Haus mit offenen Fenstern“ und zu einer „Heimstätte für Verfolgte“ zu machen.

Gerade in der Zeit der Globalisierung, die „keine ‚schrecklich einfachen‘ Lösungen“ kenne, sei es die Aufgabe der Kirchen, „in diesem geschichtlichen Augenblick, ihren universellen Auftrag wahrzunehmen“ und sich „für einen sozialen Ausgleich“ einzusetzen. „Wir wollen in einem Land leben, in dem der soziale Friede gewahrt wird und in dem Menschen Geborgenheit und die Möglichkeit zu einem erfüllten Leben finden“, heißt es in der Erklärung des Ökumenischen Rates.

reliogion.ORF.at/APA

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