Sr. Restituta: Gedenken an hingerichtete Ordensfrau

Am Karfreitag jährt sich der Todestag der in der NS-Zeit ermordeten Märtyrerin Sr. Maria Restituta Kafka zum 75. Mal. Die Wiener Franziskanerin war die einzige Ordensfrau im Bereich des „Großdeutschen Reichs“, die hingerichtet wurde.

Papst Johannes Paul II. sprach Sr. Restituta 1998 selig. Sie war am Aschermittwoch 1942 verhaftet worden und verbrachte fast ein Jahr in der Todeszelle. Am 30. März 1943 wurde sie im Wiener Landesgericht enthauptet. Der zentrale Gottesdienst zum Restituta-Gedenkjahr 2018 findet am 30. Juni, 16 Uhr, in der Hauptkirche der Redemptoristen in Wien, Maria am Gestade, statt.

Der Tag ist in zeitlicher Nähe zum 20. Jahrestag der Seligsprechung, sagte die Generaloberin des Ordens der Franziskanerinnen von der christlichen Liebe, Sr. M. Hilda Daurer, am Montag auf Kathpress-Anfrage. Den Gottesdienst leitet der Eisenstädter Bischofsvikar und Stellvertretende Vorsitzende der Ordensregionalskonferenz Wien-Eisenstadt, P. Lorenz Voith.

Gedenken am 30. Juni

Weil der 30. März für eine große Gedenkfeier wegen des Karfreitags ausscheide, habe man sich für 30. Juni entschieden, erklärte Daurer. Denn der 30. Juni sei auch Gedenktag des für die Redemptoristen und Franziskanerinnen wichtigen „Dieners Gottes“ P. Wilhelm Janauschek (1859-1926), der bald seliggesprochen werden soll.

Schwester Restituta Kafka

APA/PR/HT

Sr. Restituta

Zur Kirche Maria am Gestade, der Nationalkirche der Wiener Tschechen, gebe es wiederum eine enge Verbindung aufgrund der tschechischen Herkunft Restitutas, die in ihrer Kindheit oft in dem Gotteshaus gebetet habe und auf ihrem letzten Weg von einem Pater von dort, Johann Ivanek, begleitet worden sei.

Biografische Notizen

Die am 1. Mai 1894 im mährischen Husovice (Hussowitz) bei Brünn (Brno) als Helene Kafka geborene erste Märtyrerin Österreichs kam im Alter von zwei Jahren mit ihrer Familie nach Wien und arbeitete zunächst als Hilfspflegerin im Krankenhaus Lainz. Mit 19 Jahren trat sie in den Orden der Franziskanerinnen der christlichen Nächstenliebe ein, wo sie den Ordensnamen „Maria Restituta“ erhielt. Nach dem Ersten Weltkrieg kam sie als Krankenschwester ins Krankenhaus Mödling und brachte es bis zur leitenden Operationsschwester.

Regimekritische Texte

Auch das Krankenhaus Mödling blieb durch den „Anschluss“ 1938 nicht verschont. Schwester Restituta weigerte sich, Kruzifixe aus den Krankenzimmern zu entfernen. Dieser Umstand und zwei von ihr verfasste regimekritische Texte wurden ihr zum Verhängnis. Sie wurde am 18. Februar 1942 direkt aus dem Operationssaal von der Gestapo verhaftet und am 29. Oktober 1942 wegen „Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode verurteilt.

Pater Johann Ivanek feierte mit ihr am Hinrichtungstag - 30. März 1943 - in ihrer Zelle noch eine „letzte Erneuerung der Ordensgelübde“ und begleitete sie anschließend zur Guillotine. Trotz kirchlichen Wunsches wurde der Leichnam nicht dem Orden übergeben. Restituta wurde, wie etwa 2.700 andere Personen, anonym in der sogenannten 40er-Gruppe des Wiener Zentralfriedhofs verscharrt.

1998 Seligsprechung durch Johannes Paul II.

Am 21. Juni 1998 wurde sie anlässlich eines Besuches von Papst Johannes Paul II. in Wien selig gesprochen. Ihr liturgischer Gedenktag ist der 29. Oktober. In der Barbarakapelle des Wiener Stephansdoms erinnert seit 1999 ein Bronzerelief des Wiener Bildhauers Alfred Hrdlicka an die Märtyrerin.

In Mödling wurde ihr zum Gedenken die westliche Hälfte der Weyprechtgasse vor dem Krankenhaus in Schwester-Maria-Restituta-Gasse umbenannt. Im Jahre 2000 wurde in Wien-Brigittenau, dem Bezirk ihrer Kindheit und Jugend, bei der Donaubrücke, Nähe U6-Station Handelskai, ein Maria-Restituta-Platz benannt. 2006 verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig in Mödling in der Sr.-Maria-Restituta-Gasse 12 einen Stolperstein.

Dauerausstellung in Wien

Im Franziskanerinnen-Generalat in Wien-Margareten, Hartmanngasse 7-11, gibt es eine 2016 eröffnete Dauerausstellung „Restituta-Dokumentation Glaube gegen NS-Gewalt“. Auch in der Abteikirche Klein-Mariazell wird über ihr Leben berichtet und ihrer besonders gedacht.

Auch ihren Mitgefangenen wurde „Schwester Restl“ zum Vorbild, heißt es in der Biografie. Sie half und sie teilte, „ohne Rücksicht auf Nationalität oder Weltanschauung“, wie eine befreundete Kommunistin bestätigte. In trostloser Umgebung verbreitete sie Gottvertrauen: „Es wird alles gut; das Böse kann nicht siegen.“

religion.ORF.at/KAP

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