Ostern: Fliegende Glocken und andere Bräuche

Mit dem christlichen Osterfest sind seit Jahrhunderten viele Bräuche verbunden. Das Verschenken bunter Eier lässt sich bis ins alte China zurückverfolgen. Der Hase wiederum taucht in der ägyptischen Mythologie auf.

Ostern liegt im März oder im April, die Berechnung des Datums erfolgt anhand des Frühlingsvollmonds. Am ersten Sonntag danach ist Ostersonntag. Er fällt frühestens auf den 22. März und spätestens auf den 25. April - heuer auf den 1. April.

Am Mittwoch oder Gründonnerstag (Donnerstag vor dem Ostersonntag) wird traditionell die Chrisam-Messe gefeiert. Dabei werden die Öle geweiht, die im Laufe des Kirchenjahres bei der Spendung von Taufe, Firmung, Krankensalbung und Priesterweihe verwendet werden. Chrisam besteht aus Olivenöl mit einem Zusatz aromatischer Stoffe.

Kastenartige Turmratsche der Michaelerkirche in Wien

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Kastenartige Turmratsche der Michaelerkirche in Wien

Ab Gründonnerstag: Ratschen statt Glocken

Christen gedenken am Gründonnerstag oder Hohen Donnerstag des letzten Abendmahls Jesu im Kreis seiner Jünger. Der Name kommt vom althochdeutschen „Greinen“ für „Weinen“. Und weil die Kirchenglocken im Zeitraum von Gründonnertag bis Ostersonntag stumm bleiben, kommen kleinere und größere Ratschen zum Einsatz.

Im Volksmund sagt man, die Glocken seien nach Rom geflogen. Daher ersetzt das knatternde Geräusch der Ratschen aus Holz zu Mittag und zum Vesperläuten die Funktion der Glocken. Am Abend wird in vielen Pfarren die rituelle Fußwaschung vollzogen. Sie ist auch ein Willkommenszeichen für Fremde.

Karfreitag: Stiller Tag der Buße

Am Karfreitag („Kar“ oder althochdeutsch „kara“ bedeutet „Klage" und Kummer“) wurde der biblischen Überlieferung nach Jesus in Jerusalem gekreuzigt. Schon seit dem frühen Christentum wird der Freitag vor Ostern als stiller Tag der Buße und des Fastens begangen. In vielen christlich geprägten Ländern sind an diesem Tag laute Musik, Tanzen und andere Vergnügungen verpönt.

Verhängtes Kreuz am Karfreitag  in einer Wiener Kirche

APA/Roland Schlager

Während der Fastenzeit bis Karfreitag bleiben Kreuze in Kirchen verhüllt

Der Karsamstag beginnt in einigen Gebieten mit dem Holen des Weihfeuers. Dazu dienen trockene Schwämme. Im burgenländischen St. Martin/Raab wird die Asche des geweihten Feuers auf die Äcker gestreut. Das verspricht eine reiche Ernte.

Speisensegnung: Brücke zwischen sakral und profan

Der Brauch der Speisensegnung zu Ostern - fälschlich Fleischweihe genannt - wird besonders in Österreich, Bayern und Südtirol gepflegt. Er lässt sich bis in das 7. Jahrhundert zurückverfolgen. Speisen wie Fleisch und Eier, deren Genuss in der strengen mittelalterlichen Fastenordnung verboten war, gewannen durch die österliche Segnung im Volksglauben besondere Bedeutung und Kräfte.

Heute kann dieser Brauch den Sinn haben, die Brücke zwischen dem Altar und dem häuslichen Tisch zu schlagen, zwischen dem Sakralen und dem Profanen. Die gesegneten Speisen symbolisieren einerseits Christi Auferstehung, andererseits das Frühjahr als Jahreszeit der wiedergewonnenen Kraft der Sonne.

Menschen stehen vor einem großen Osterfeuer

APA/dpa/Boris Roessler

Osterfeuer gehen auf heidnische Bräuche zurück

Osterfeuer und Böller

Unter diesem Aspekt sind auch die Osterfeuer zu sehen, die am Abend des Karsamstags in manchen Orten entzündet werden. Dieser Brauch ist, wie viele in der katholischen Kirche, auf alte heidnische Riten zurückzuführen. Vorgänger des Osterfeuers sind die Frühlingsfeuer der Germanen. Das höchstgelegene Osterfeuer wird übrigens in Tirol auf dem 3.200 Meter hohen Mittagskogel entzündet.

Am Ostersonntag verkünden Böller: „Christ ist erstanden!“ Nach der Ostermesse veranstalten viele Gemeinden eine gemeinsame Suche nach Ostereiern. Dieser Brauch hat im salzburgischen Mauterndorf besondere Tradition.

Eierpecken

APA/Georg Hochmuth

Erst werden die bunten Ostereier gesucht, danach „gepeckt“

Fruchtbarkeit- und segenspendende Eier

Das Ei steht zu Ostern auch im Mittelpunkt von Bräuchen, die ein Kräftemessen sind. Beim „Eierpecken“ wird entweder mit einem Geldstück nach dem Ei geworfen oder mit den Eiern wird Spitze gegen Spitze und Boden gegen Boden gestoßen. Diese Spiele sind nicht nur bei Kindern beliebt. Das Ei ist ein altes Fruchtbarkeitssymbol, Ursprung des Lebens, des Seins und Werdens. Darüber hinaus war es seit jeher ein Naturalzins. Bereits 5.000 v. Chr. hat man zum Frühlingsfest bunt bemalte Eier gegessen.

Bis ins 15. Jahrhundert verstand man unter „Ostereiern“ auch ein „bis zu Ostern abzulieferndes Zinsei“. Seit dem 16. Jahrhundert wird das Hühnerprodukt im heutigen Sinne verwendet. Den am Gründonnerstag oder Karfreitag gelegten Eiern sprach der Volksglaube überdies Unheil abwehrende und segenspendende Wirkung zu. Verzierte Ostereier werden erstmals 1615 erwähnt.

Gefärbte Eier auch im antiken China

Wissenschaftler der chinesischen Liaoning University of Astrophysics and Technology wollen vor einigen Jahren herausgefunden haben, dass das „Osterei“ ursprünglich aus dem antiken China stammt, wie das Webportal ICC Inter:Culture:Capital im Jahr 2015 berichtete.

Uralte Manuskripte wurden demnach rekonstruiert und teilweise entziffert, aus denen hervorgeht, dass (vielleicht) schon im 7. Jahrhundert v. Chr. im Königreich Chu Eier für feierliche Zwecke gefüllt und gefärbt wurden. Eierschalen wurden offenbar mit einer süßen Sojapaste gefüllt. Auch sei es wahrscheinlich, dass die Eier von außen mit Naturfarben bunt angemalt, anschließend versteckt und dann feierlich gesucht wurden.

Schoko-Osterhasen

APA/dpa/Patrick Pleul

Vor allem sind zu Ostern Schokohasen von Interesse

Hase seit 17. Jahrhundert „Eierbringer“

Auch der Osterhase hoppelt nicht von ungefähr durch die Gegend. Der Hase, Begleiter der griechischen Liebesgöttin Aphrodite, ist bis heute ein Fruchtbarkeitssymbol und taucht bereits in der ägyptischen Mythologie auf. Die Vorstellung vom Hasen als österlichem „Eierbringer“ ist in Deutschland zum ersten Mal im 17. Jahrhundert belegt. In Byzanz soll er im Mittelalter sogar ein Zeichen für Christus gewesen sein. In der Annahme, der Hase schlafe mit offenen Augen, verglich man ihn mit dem Auferstandenen, der nicht im Tod entschlafen war.

Der Brauch einer besonderen Osterkerze, liturgische Lobpreisung in der Osternachtfeier und zugleich Darbringung und Segnung, tauchte erstmals 384 in Piacenza auf. Dieses Sinnbild für den auferstandenen Christus erhielt im Laufe der Jahrhunderte seine heutige Gestalt und Gestaltung. Auf der Vorderseite ist mit Wachs ein Kreuz eingetragen, über dem der erste (Alpha) und der letzte (Omega) Buchstabe des griechischen Alphabets zu lesen ist. Die Osterkerze wird bis zum Fest Christi Himmelfahrt bei jedem Gottesdienst und zu jeder Taufe angezündet.

religion.ORF.at/APA/dpa

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