IGGÖ „mit aller Entschiedenheit“ gegen Kopftuchverbot

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) hat sich am Mittwoch „mit aller Entschiedenheit gegen das von der Regierung geplante Vorhaben“ ausgesprochen, ein Kopftuchverbot für Kindergärten und Volksschulen gesetzlich zu initiieren.

Das beschloss die IGGÖ in ihrer Präsidiumssitzung am Mittwoch. „In dieser seit einiger Zeit schwelenden Debatte haben wir wiederholt betont, dass unser erstes Anliegen das Kindeswohl ist. Daher führen wir bereits seit vielen Jahren gerade innermuslimisch einen Diskurs, der das komplexe Thema aus der Perspektive des Kindeswohls heraus von allen Seiten beleuchtet“, so eine Presseaussendung vom Mittwoch.

„Selbstbestimmungsrecht von Mädchen beachten“

Eigentlich sollte sich das Thema eines kontinuierlichen Tragens des islamischen Kopftuchs erst ab der Religionsmündigkeit stellen, heißt es in der von der IGGÖ-Frauenbeauftragten, Carla Amina Baghajati, ausgeschickten Erklärung. Dieses sei mit der körperlichen und geistigen Reife definiert, „also jeweils ein sehr individueller Prozess. Längst hat sich innermuslimisch als Erkenntnis durchgesetzt, dass das Selbstbestimmungsrecht von Mädchen und Frauen auf jeden Fall zu beachten ist und keinerlei Zwang ausgeübt werden darf.“

Genau darum werde die „bevormundende Art, wie nun zum angeblichen ‚Schutz‘ mit einem Verbot operiert werden soll, als absolut kontraproduktiv empfunden. Gerade im Bildungsbereich geht es um Mündigkeit, und braucht es Einsichten“, so die Stellungnahme. Jede Verbotspolitik stehe dem diametral entgegen und schaffe Fronten, wo keine bestehen müssten. „Als darüber hinaus problematisch erscheint, dass es hier auch um Grund- und Menschenrechte wie das Erziehungsrecht und die Religionsfreiheit geht. Niemand würde wohl ernsthaft ein Verbot des Tragens einer Kippa oder eines Kreuzes bei Kindern in den Raum stellen wollen“, argumentiert die IGGÖ.

„Eigentlich nur Randerscheinung“

„Hier wird derzeit ein Thema skandalisiert, das eigentlich nur eine Randerscheinung bildet und von Musliminnen und Muslimen selbst seit Jahren zielführend reflektiert und bearbeitet wird“, heißt es weiter. Im Kindergartenalter sei das Tragen eines Kopftuchs in Österreich so gut wie unbekannt. An Volksschulen sei jeder der wenigen Fälle individuell zu betrachten, da es sehr wohl auch vorkommen könne, dass Mädchen von sich aus diese Kleidung wählen.

„Als IGGÖ waren wir wiederholt über unsere Einrichtungen eingebunden, um jeweils Lösungen im Sinne der Förderung der selbstbestimmten Entscheidungen der Mädchen zu erreichen und diese in ihrer Persönlichkeit zu stärken. Dies hat sich als wesentlich effizienter erwiesen, als pauschal über die Köpfe der Betroffenen hinweg ein Verbot zu erlassen“, so die Glaubensgemeinschaft.

„Tiefes Unbehagen und Sorge“

Die IGGÖ schreibt von „tiefem Unbehagen und Sorge“ unter Musliminnen und Muslimen, unabhängig vom Grad ihrer Religiosität, dass „die derzeitige Politik Ressentiments und Ängste im Zusammenhang mit vielfältigen Phänomenen gesellschaftlichen Wandels fördert, anstatt sie abzubauen, und dabei vor allem das Feindbild Islam bedient. Als Teil der Gesellschaft wünschen wir uns aber von der Regierung, dass man sich konstruktiv und sachlich den real anstehenden Herausforderungen widmet.“

Gerade auf den Köpfen von Kindern dürfe keine populistische Politik betrieben werden. „Wir setzen auf den Weg des Dialogs. In diesem Sinne erwarten wir uns eine Einbindung bei solchen die Musliminnen und Muslime direkt betreffenden Fragen seitens der Politik“, so die Haltung der IGGÖ.

gril, religion.ORF.at

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