China: Bibel aus Onlinehandel verbannt

Chinesen, die online ein Exemplar der Bibel erwerben wollen, erleben dieser Tage eine unangenehme Überraschung: Buchhändler haben die Bibel - offenbar auf Druck der Regierung - aus ihrem Sortiment entfernt.

Dass die kommunistische Regierung Chinas den Verkauf der Bibel kontrolliert, ist keine Neuigkeit. So darf die Bibel nur von ganz bestimmten Kirchen verkauft werden, die vom Staat legitimiert wurden. In China existieren zwei unterschiedliche katholische Kirchen - die romtreue, vom Staat nicht anerkannte sogenannte Untergrundkirche sowie die regimetreue Staatskirche, die Chinesische Katholische Patriotische Vereinigung.

Bibelverkauf aus „Zwang“ gestoppt

In den vergangenen Jahren wurde die Bibel trotz der strengen Regelung ungestört auf Onlineplattformen verkauft. Ein Schlupfloch, das, wie es scheint, nun geschlossen wurde. Wie die Onlinenachrichtenseite Quartz am Dienstag berichtete, wurden Leuten, die auf Plattformen wie Amazon China sowie dem chinesischen Onlineauktionshaus Taobao und dem Internetmarktplatz JD.com nach der Bibel suchten, keine Produkte mehr angezeigt.

Ein Händler sagte Quartz, Taobao habe ihn gezwungen, den Verkauf der Bibel auf der Plattform einzustellen. Einen Grund habe das Auktionshaus ihm nicht geliefert. Ein Zusammenhang mit der Ankündigung der Regierung am Ostermontag, die Behörden würden nun gegen die Vebreitung „illegaler Publikationen“ vorgehen, liegt nahe.

Eine chinesische Bibel

AFP/PHOTO/Greg Baker

Die Bibel ist für chinesische Christen online nicht mehr erhältlich.

Auch andere Händler dürften gedrängt worden sein, die Bibel aus ihrem Sortiment zu nehmen, das geht aus Meldungen auf dem Kurznachrichtendienst Twitter und dem chinesischen Äquivalent Weibo hervor. Mehrere Nutzer teilten dort Screenshots von ihren Chats mit Buchhändlern, die angegeben hatten, sie hätten den Verkauf der Bibel einstellen „müssen“.

Kritik von Amnesty International

Kritik an dem Vorgehen kam sogleich von Amnesty International (AI), wie die asiatische katholische Nachrichtenagentur Ucanews am Mittwoch berichtete. William Nee von AI sagte, die Regierung solle sicherstellen, dass Gläubige ihre Religion frei ausüben können. „Für eine Regierung, die erst gestern behauptet hat, die Religionsfreiheit zu unterstützen, ist es lächerlich, dass das zentrale Buch einer großen Weltreligion - die Bibel - nicht auf den großen chinesischen E-Commerce-Plattformen zu finden ist“, sagte Nee.

Tatsächlich hatte die chinesische Regierung am Dienstag ein Weißbuch über die Religionspolitik präsentiert, in dem Glaubensfreiheit für die Bevölkerung versichert wird. Festgehalten wird darin allerdings auch, dass Religionen sich an die chinesische kommunistische Gesellschaft anpassen müssen.

Deal mit Vatikan wird verhandelt

Das restriktive Vorgehen der Regierung gegen den Onlineverkauf der Bibel - der Koran war zuletzt auf den meisten Onlineplattformen weiterhin verfügbar - lässt nicht zuletzt deswegen aufhorchen, weil China und der Vatikan derzeit ein Abkommen verhandeln.

Im Mittelpunkt der Verhandlungen steht die Frage, wie in Zukunft Chinas Bischöfe ernannt werden sollen bzw. wer sie ernennen darf: der Papst - wie in der katholischen Kirche vorgesehen - oder Peking. Derzeit berufen sowohl China als auch der Vatikan Bischöfe.

Zwar wird der Großteil von beiden Seiten anerkannt, doch es gibt dennoch viele Bischöfe, die nur vom Vatikan oder eben nur vom chinesischen Staat anerkannt werden: Die Kirche ist also gespalten. Der Vatikan und China unterhalten seit 1951 keine diplomatischen Beziehungen. Seit drei Jahren arbeiten Diplomaten aber an einer schrittweisen Annäherung.

Clara Akinyosoye, religion.ORF.at

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