Ordensstatistik: Zahl der Ordensleute sinkt weiter

Die Zahl der Ordensleute sinkt weiter: Mit Anfang 2018 leben und wirken in Österreich exakt 3.353 Ordensfrauen und 1.681 Ordensmänner, etwa doppelt so viele Frauen wie Männer. Das geht aus einer neuen Statistik der heimischen Ordensgemeinschaften hervor.

Die Zahl der Ordensfrauen geht seit Jahrzehnten beständig und deutlich zurück, die Zahl der Ordensmänner ist demgegenüber relativ stabil, wenn auch leicht rückläufig, wie Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, und Christian Haidinger, Vorsitzender der Superiorenkonferenz der Männerorden, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien erklärten. Sie zeigten sich ob der Zahlen nicht beunruhigt.

Nur drei Prozent der Ordensfrauen unter 40

Signifikant präsentiert sich die Altersstruktur der Frauenorden: Demnach sind 58 Prozent der Ordensschwestern älter als 75 Jahre, 20 Prozent sind zwischen 65 und 75, 19 Prozent zwischen 40 und 65. Nur drei Prozent der Ordensfrauen in Österreich sind jünger als 40 Jahre.

Die nun alten Ordensfrauen hätten über Jahrzehnte unheimlich viel Gutes getan und geleistet, kommentierte Ordenschwester Mayrhofer die Statistik unter Verweis etwa auf die Bereiche der Gesundheitsversorgung oder Bildung. Nun seien andere in ihre Fußstapfen getreten, und würden sich als „engagierte Christinnen“ um Alte, Kranke, Kinder oder Bedürftige kümmern. Nur gehörten sie eben keiner Ordensgemeinschaft an. Mayrhofer: „Es geht nicht um den Erhalt der Ordensgemeinschaften, sondern darum, dass Männer und Frauen den Auftrag Jesu erfüllen.“

Laien füllen die Lücke

In dieselbe Kerbe schlug auch Altabt Haidinger. Auch wenn der Rückgang an Ordensmännern nicht so dramatisch sei wie jener bei den Frauen, werde es in vielen Gemeinschaften schon eng. Historisch gewachsen, seien die Ordensmänner vor allem aus der Pfarrseelsorge in Österreich nicht wegzudenken, so Haidinger. Rund 50 Prozent aller Pfarren würden von Ordensleuten betreut. Dabei werde vor allem in den vergangenen Jahren vermehrt Wert darauf gelegt, dass das Gemeinschaftsleben trotz der zahlreichen Verpflichtungen in den Pfarren nicht zu kurz kommt.

Frauenordens-Präsidentin Sr. Beatrix Mayrhofer und Männerorden-Vorsitzender Abtpräses Christian Haidinger

Ordensgemeinschaften Österreich

Ordensschwester Beatrix Mayrhofer und Altabt Christian Haidinger

Haidinger zeigte sich wie Mayrhofer überzeugt, dass viel Aufgaben, die früher von Ordensleuten wahrgenommen wurden, nun ebenso gut von Laien erfüllt würden. Er verwies auf sein Herkunftskloster Kremsmünster, wo in der angeschlossenen Schule früher fast ausschließlich Ordensleute unterrichteten. Nun sei es genau umgekehrt. Obwohl kaum mehr als eine Handvoll Patres zum Lehrkörper gehören, werde die Schule ausgezeichnet im Sinne des Ordens von Laien geführt und getragen.

Altersversorgung als Herausforderung

Ein großes Probleme ist für die Frauenorden die Altersversorgung der Schwestern. Unzählige Schwestern hätten niemals persönlich ein Einkommen gehabt und hätten deshalb heute auch keinen Pensionsanspruch, so Sr. Mayrhofer. Überalterte Ordensgemeinschaften ohne Nachwuchs seien dann weder finanziell noch personell in der Lage, die pflegebedürftigen Schwester entsprechend zu betreuen.

Auf Österreich-Ebene wurde für solche Fälle auch bereits ein Solidaritätsfonds der heimischen Orden eingerichtet. Wo immer möglich, werde darüber hinaus in Altersvorsoge investiert bzw. würden Orden auch bei der Betreuung der alten Schwestern zusammenarbeiten. Aufgabe neuer Ordensfrauen könne es freilich auch nicht sein, vor allem für die Versorgung der alten Schwestern der Gemeinschaft da zu sein, betonte Mayrhofer.

1980 noch knapp 11.000 Ordensfrauen

Einige weitere statistische Daten, die die Orden am Donnerstag bekanntgaben: Die Zahl der Ordensmänner setzt sich aus 1.225 Priestern und 430 Brüdern zusammen. Die Männerorden haben aktuell 39 Novizen, die Frauenorden 20 Novizinnen. 12 Ordensmänner legten 2017 die ewige Profess ab, bei den Frauenorden waren es acht Schwestern.

Gab es laut Ordensstatistik 1980 noch 10.598 Ordensfrauen in Österreich, so waren es 2000 noch 5.898 und nun eben 3.353. Die Entwicklung bei den Männerorden: 1980 wirkten in Österreich 2.197 Patres und Brüder, 2000 waren es 2.211 und nun 1.681. Die Altersstruktur bei den Männerorden: 27 Prozent sind über 75 Jahre alt, 18 Prozent zwischen 65 und 75, 40 Prozent zwischen 40 und 65 und 15 Prozent sind jünger als 40. Stichtag für die Statistik war der 31. Dezember 2017.

Die am Donnerstag präsentierte Statistik bezieht sich auf die 106 Mitglieder der Vereinigung der Frauenorden (VFÖ) sowie die 86 Mitglieder der Superiorenkonferenz der Männerorden. Nicht erhoben wurden die Säkularinstitute. Darüber hinaus gibt es noch einige relativ neue Gemeinschaften, die vor allem den „neuen geistlichen Bewegungen“ zuzurechnen sind, die von sich aus der VFÖ bzw. Superiorenkonferenz nicht angehören und zu denen auch keine Zahlen vorliegen würden.

Meisten Ordensleute in Wien

Die Ordensleute verteilen sich auf 192 Ordensgemeinschaften, davon 106 weibliche und 86 männliche. Die Zahlen wurden erstmals aber auch nach klaren Vorgaben den einzelnen Diözesen zugeordnet. Die mit Abstand meisten Ordensleute gibt es demnach in der Erzdiözese Wien. Hier leben und wirken 978 Ordensfrauen und 620 Ordensmänner, die zu 52 Frauenorden und 57 Männerorden gehören. Im Verhältnis zur Katholikenzahl gibt es aber in der Diözese Innsbruck deutlich mehr Ordensleute, wie aus der Statistik hervorgeht.

Bezogen auf die absoluten Zahlen folgt auf die Erzdiözese Wien mit Respektabstand die Diözese Linz mit 665 Ordensfrauen und 284 Ordensmännern (21 Frauenorden, 24 Männerorden). 433 weibliche und 195 männliche Ordensangehörige wirken in 16 Frauen- und 15 Männerorden in der Diözese Innsbruck. 581 Ordensleute (416 Frauen, 165 Männer) zählt die Diözese Graz-Seckau (17 Frauen- und 20 Männerorden). Die Erzdiözese Salzburg verzeichnet 287 Frauen und 116 Männer, die einer Ordensgemeinschaft angehören (18 Frauenorden, 17 Männerorden).

110 Ordensschwestern sowie 183 Patres und Brüder leben und wirken in der Diözese St. Pölten, verteilt auf acht Frauen- und 17 Männerorden. In der Diözese Feldkirch gibt es 200 Ordensfrauen und 56 Ordensmänner (15 Frauenorden, sieben Männerorden). Die Diözese Gurk verzeichnet 191 Ordensfrauen und 34 Ordensmänner in 16 Frauen-und zehn Männerorden. Schließlich leben und wirken in der Diözese Eisenstadt 73 Ordensfrauen und 28 Ordensmänner (fünf Frauenorden und elf Männerorden).

23 Ordensspitäler, 219 Ordensschulen

Einige weitere statistische Zahlen, die die heimischen Ordensgemeinschaften am Donnerstag mitgeteilt haben: Die 23 heimischen Ordensspitäler erbringen direkt eine Wertschöpfung von mehr als 1,1 Milliarden Euro. Sie schaffen damit direkt knapp 31.000 Arbeitsplätze. Ihr Anteil an den Krankenhausträgern liegt bei 18 Prozent.

In Österreich gibt es zudem 219 Ordensschulen, davon 54 in direkter Trägerschaft einer Ordensgemeinschaft, 135 in Ordensschulvereinen und 30 in der Vereinigung von Ordensschulen Österreichs. In den Ordensschulen werden 50.516 Schülerinnen und Schüler unterrichtet und betreut.

Weiters werden 28 Bildungs- und Exerzitienhäuser von Ordensgemeinschaften geführt und die heimischen Ordensarchive beherbergen auf rund 30.000 Regallaufmetern etwa vier Millionen Bücher.

religion.ORF.at/KAP

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