D: Zentralrat der Juden würdigt Sänger Campino

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat den Sänger der Toten Hosen, Campino (55), für „Mut und Verantwortungsbewusstsein“ beim Musikpreis Echo gewürdigt. Zwei gewürdigten Musikern wird Antisemitismus vorgeworfen.

Campino habe mit seinen Worten zur Auszeichnung der umstrittenen Rapper Kollegah und Farid Bang dafür gesorgt, „dass nicht der Ruf der gesamten Branche ruiniert ist“, sagte Schuster am Freitag in Würzburg. Der Punksänger hatte beim „Echo“ am Donnerstagabend in Berlin die Auszeichnung der Rapper kritisiert.

Sänger Campino bei den Echo Music Awards 2018

APA/AP/Axel Schmidt

Campino bei den Echo Music Awards

Man müsse unterscheiden, ob die Provokation ein Stilmittel sei oder dazu diene, andere auszugrenzen. „Für mich persönlich ist die Grenze überschritten, wenn es um frauenverachtende, homophobe, rechtsextreme, antisemitische Beleidigung geht und die Diskriminierung jeder anderen Religionsform.“ Der Sänger erntete dafür sowohl Beifall als auch Buh-Rufe.

„Den wunden Punkt getroffen“

Die jüdische Gemeinschaft wisse den Mut von Campino „definitiv zu schätzen“, so Präsident Schuster: „Er hat mit seiner Frage, wo die moralische Schmerzgrenze liegt, genau den wunden Punkt getroffen.“

Kritik an der Auszeichnung für die beiden Rapper kam auch von der früheren Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch. Sie sprach von einem „verheerenden Zeichen“. Mitten in die Debatte um Antisemitismus an Schulen falle nun die Auszeichnung von Musik, die jene Phänomene zu befördern vermöge, so die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.

„Nicht über Schimpfwort ‚Jude‘ wundern“

„Wenn am Jom ha-Schoah, dem jüdischen Holocaustgedenktag, Rapper ausgezeichnet werden, die sich vorwerfen lassen müssen, bewusst auch mit antisemitischen Ressentiments zu spielen, darf sich niemand wundern, dass ‚Jude‘ in Klassenzimmern wieder Schimpfwort ist.“

Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch

Reuters/Arnd Wiegmann

Die frühere Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch

Bereits vorab hatte die Nominierung der beiden Musiker zu heftiger Kritik und auch Antisemitismus-Vorwürfen wegen bestimmter Textzeilen geführt. Der deutsche Bundesverband Musikindustrie hielt jedoch an der Nominierung fest. Er verwies darauf, dass sich ein Ethik-Beirat mehrheitlich gegen einen Ausschluss der Künstler entschieden hatte.

religion.ORF.at/APA/AFP/KAP/KNA

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