800-Jahr-Jubiläum Diözese Graz-Seckau mit viel Kunst

2018 feiert die Diözese Graz-Seckau ihr 800-jähriges Bestehen. In den Ausstellungen „Glaube Liebe Hoffnung“ und „Last & Inspiration“ in Graz können Interessierte ab Freitag in die acht Jahrhunderte währende Geschichte eintauchen.

Auch die Auseinandersetzung der zeitgenössischen Kunst mit der römisch-katholischen Kirche wird erlebbar, wie die APA am Donnerstag berichtete. Am Donnerstag führten die Kuratoren durch die groß angelegten Schauen. Unter dem Titel „Glaube Liebe Hoffnung“ ist eine gemeinsame Ausstellung des Kunsthaus Graz und dem Kultum-Kulturzentrum Minoriten zu sehen. Sie soll das Verhältnis zwischen zeitgenössischer Kunst und Kirche beleuchten.

Internationale und regionale Künstler

Die zentralen Kuratoren Katrin Bucher Trantow und Barbara Steiner (Kunsthaus) und Johannes Rauchenberger (Kultum) haben Werke von rund 50 international und regional tätigen Künstlerinnen und Künstlern ausgewählt. Mehr als ein Dutzend Arbeiten entstanden aktuell. Ältere wurden von Künstlern oder als Leihgaben u.a. von der Alten Galerie oder dem Volkskundemuseum am Universalmuseum Joanneum zur Verfügung gestellt.

Ausstellungsansicht im Zuge der 800-Jahr-Feierlichkeiten der Diözese Graz-Seckau

Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Werke von Anna Meyer in der Ausstellung „Glaube Liebe Hoffnung“

Kreuz, Herz und Anker

An den beiden Standorten werden insbesondere die „drei theologischen Tugenden“, die sich symbolisch als Kreuz, Herz und Anker auch in der Populärkultur wiederfinden, in den Blick genommen. Besucher erhalten die Gelegenheit, danach zu fragen, wie sich zeitgenössische Künstler sich mit diesen christlichen Werten auseinandersetzen und wie sie transformiert werden.

Ausstellungshinweis

  • Die Ausstellung „Glaube Liebe Hoffnung“ ist von 13. April bis 26. August 2018 im Kunsthaus Graz und im Kultum – Kulturzentrum bei den Minoriten in Graz zu sehen.

Die weniger positiv besetzten Begriffen Leid, Schuld, Buße, Macht, Angst, die auch Assoziationen zum kirchlichen Kontext hervorrufen, werden in der Ausstellung nicht hervorgehoben. Er habe sich gefragt, „wie“ man Geschichte erzählt, sagte Kurator Johannes Rauchenberger.

„Erzählen wir Geschichte der Kirche als eine des Verfalls, die es vielleicht auch in absehbarer Zeit nicht mehr geben könnte, oder erzählen wir sie mit fragilen Schnittfeldern, wo es Wunden, aber auch Inspirationen für die jeweils nächste Zukunft gegeben hat. Und zwar auch eine für heute und morgen“, wie Rauchenberger schilderte. In der Programmierung habe man sich für die zweite Möglichkeit entschieden, „ohne die andere außer Acht zu lassen“.

Ausstellungsansicht im Zuge der 800-Jahr-Feierlichkeiten der Diözese Graz-Seckau

Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Das 800-Jahr-Jubiläum wird in der Diözese Graz-Seckau mit vielen künstlerischen Aspekten gefeiert

Die mehr als fünfzig Arbeiten widmen sich u.a. den Fragen von Liebe und Selbstbestimmung, Körperlichkeit und Ornamentalität, Formen der Liebe und Hingabe, Wundern, Opfer und Ritualen, nach Gemeinschaft und deren Verlust, Inszenierung und Pathos, Machtmissbrauch, Bekenntnis und Unterdrückung.

Keine Antworten, sondern weitere Fragen

Karol Radziszewski thematisiert binäre Geschlechterrollen und integriert die Darstellung der „Heiligen Kümmernis am Kreuz“ (18. Jhdt.) aus dem Diözesanmuseum in seine Installation. Monica Bonvicini lässt in der Nacht den Schriftzug „Guilt“ (Schuld) auf der Lichtfassade erstrahlen, in der „Needle“ blinkt das Wort „Maria“ und lässt ans Pilgern und so manchen auch an das nahe Rotlichtviertel denken.

Die Lichtinstallation von Manfred Erjautz im Space 01 lässt aus einem „ME“ ein „WE“ werden. In den älteren Arbeiten von u.a. Günther Brus, Hermann Nitsch, Hannes Priesch oder Alois Neuhold werden Erinnerungen an Opferungen, und kathartische Rituale wach. Die Frage um die Bedeutung von Schmerz stellen Arbeiten von u.a. Berlinde De Bruyckere, Anri Sala oder auch Marlene Dumas. „Die Künstler geben vielleicht nicht klare Antworten , aber weitere Fragen“, sagte Katrin Bucher Trantow.

Ausstellungsansicht im Zuge der 800-Jahr-Feierlichkeiten der Diözese Graz-Seckau

Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Die Lichtinstallation von Manfred Erjautz im Space 01 lässt aus einem „ME“ ein „WE“ werden

Kritische Auseinandersetzung mit Wohlwollen

Kunsthaus-Leiterin Barbara Steiner schilderte die Weite des konzeptuellen Bogens, den die Ausstellung schlägt. „Es geht um Kirchliches und Weltliches, alt und neu, Hochkultur und Populäres und die Frage was gibt es Gemeinsames, was verbindet, wo gibt es Trennendes, was teilen wir und wo dürfen wir unterschiedlich bleiben“. Aus ihrer Sicht sei es „eine kritische Auseinandersetzung, die aber mit viel Wohlwollen und Sympathie“ geführt worden sei.

Ausstellungshinweis

  • „Last & Inspiration“ ist von 13. April bis 14. Oktober 2018 im Priesterseminar, Diözesanmuseum, Mausoleum, QL-Galerie und in der Stadtpfarrkirche Graz zu sehen.

„Last & Inspiration“ im Diözesanmuseum Graz, Priesterseminar und Mausoleum, zeigt historisch einzigartige Objekte, die in einem engen Zusammenhang mit der Geschichte des Christentums in der Steiermark stehen, aber auch zeitgenössische Werke. Zu sehen sind u.a. das romanische Kruzifix aus dem obersteirischen Pürgg (1220), rund 20 Gnadenkleider der „Magna Mater Austriae“ in Mariazell oder ein Josephinischer Klappsarg.

Ein zusätzlich sehenswertes Ausstellungsobjekt für sich ist das Priesterseminar als Architektur und Geschichtspunkt, das über zwei Geschoße erlebbar ist. Im Mausoleum sind zeitgenössische Arbeiten von John Pawson und Luc Tuymans zu sehen.

religion.ORF.at/APA

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