D: Kardinal Marx kritisiert Söders Kruzifix-Vorstoß

Kardinal Reinhard Marx hat den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) für dessen Vorstoß zu Kreuzen in Landesbehörden kritisiert.

Dadurch seien „Spaltung und Unruhe“ entstanden, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz der „Süddeutschen Zeitung“ (Feiertagsausgabe).

Kardinal Reinhard Marx

APA/PFP/Thomas Kienzle

Kardinal Reinhard Marx hat den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) für dessen Vorstoß zu Kreuzen in Landesbehörden kritisiert

Wer das Kreuz nur als kulturelles Symbol sehe, habe es nicht verstanden. Es stehe dem Staat nicht zu, zu erklären, was das Kreuz bedeute, so der Erzbischof von München und Freising.

Zuvor hatte Söder bereits von anderen Kirchenvertretern sowie von Politikern mehrerer Parteien Kritik für seinen Erlass einstecken müssen, in allen Behördengebäuden unter Verwaltung des Freistaats ein Kreuz anzubringen.

Umfrage der „Bild am Sonntag“

Eine Mehrheit der Deutschen lehnt einer Umfrage zufolge das Aufhängen von Kreuzen in Behörden ab. In einer Emnid-Umfrage für die „Bild am Sonntag“ gaben 64 Prozent der Befragten an, sie seien dagegen, dass in allen staatlichen Behörden in Deutschland christliche Kreuze aufgehängt würden. Dafür sprachen sich 29 Prozent aus, sieben Prozent hatten keine klare Meinung oder äußerten sich nicht.

Auch unter Katholiken überwiegt der Umfrage zufolge mit 48 Prozent die Ablehnung, 38 Prozent sind für eine Kreuz-Pflicht. Bei den Protestanten sind 62 Prozent gegen Kreuze in Behörden, 34 sind dafür. Befragte anderer Konfessionen oder Konfessionslose lehnen Kreuze in Behörden mit einer großen Mehrheit von 87 Prozent ab, nur zwölf Prozent wären dafür.

Geteiltes Echo in Deutschland

Der Vorstoß stieß deutschlandweit auf ein geteiltes Echo. Während Vertreter der katholischen Kirche ihn begrüßten, warnte der Zentralrat der Muslime vor Ausgrenzung. Grüne und Linke warfen der CSU populistisches und verfassungswidriges Handeln vor. In Bayern wird in fünfeinhalb Monaten ein neuer Landtag gewählt.

Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Claudia Roth (Grüne), warf Söder vor, aus wahlkampftaktischem Kalkül zu handeln. „Er missbraucht das Kreuz für seinen Wahlkampf und vermischt bewusst Religion und Politik“, sagte Roth den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montagsausgaben). Dies sei „in hohem Maße unchristlich, unanständig sowieso“. In Bayern finden im Herbst Landtagswahlen statt, bei denen die CSU die absolute Mehrheit zurückerobern will.

religion.ORF.at/AFP/DPA