Deutsche Diözesen: Kreuz nicht zweckentfremden

In die Debatte über den Kreuzerlass der bayerischen Staatsregierung haben sich mehrere deutsche Diözesen eingeschaltet. Der künftige Würzburger katholische Bischof Franz Jung kritisierte die Position, das Kreuz vor allem als kulturelles Symbol zu sehen.

„Das Kreuz ist ein genuin religiöses Zeichen und darf nicht auf bayerische Folklore und heimatliches Brauchtum reduziert werden.“ Wer das Kreuz als christliches Symbol aufhänge, müsse sich in seinem Handeln an seiner Botschaft messen lassen, so der bisherige Generalvikar der Diözese Speyer.

Jung wird vor seiner Weihe vor Ministerpräsident Markus Söder den Treueid auf Deutschland und Bayern ablegen, wie es nach einem Konkordat vorgesehen ist. Die Diözese Essen warnte vor einer Zweckentfremdung von Kreuzen in Bayern. Söder betone, das Kreuz sei nach seinem Verständnis nicht das Symbol einer Religion, sondern ein „sichtbares Bekenntnis zu den Grundwerten der rechts- und Gesellschaftsordnung Bayerns“, sagte ein Sprecher von Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ).

Identität durch Abgrenzung

Laut dem Limburger Bischof Georg Bätzing, der sich im Hessischen Rundfunk äußerte, ist zu vermuten, dass es darum geht, eine Identität durch Abgrenzung deutlich zu machen. Für den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf „passt es nicht, das Kreuz zur Bestätigung menschlicher Politik zu machen“, schrieb er bei Facebook ohne direkten Bezug auf den bayerischen Erlass.

Der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, der CSU-Landtagsabgeordnete Joachim Unterländer, zeigte Verständnis für die Kritik der Kirchen. Er plädierte im BR dafür, weiter das Gespräch mit den Kirchen zu suchen. „Wir brauchen bei dieser Frage ein gesellschaftliches Miteinander und nicht die Spaltung und Trennung.“ Unterländer bezeichnete sich als „differenzierten Befürworter“ des verpflichtenden Kreuzes. Der ehemalige bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) warf im BR Kritikern den bewussten Willen zum Missverständnis vor.

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt erklärte, sie fühle sich als Christin „beleidigt“. Aus ihrer Sicht sei das der „Missbrauch eines religiösen Symbols“, sagte sie der „Welt“. Der Salzburger katholische Theologe Hans-Joachim Sander forderte in der „Frankfurter Rundschau“, Söder solle von seiner eigenen Aktion Abstand nehmen. Er habe das Symbol menschlicher Ohnmacht als „Zeichen staatlicher Macht, ja sogar als persönlichen Macht-Gestus“ missbraucht.

religion.ORF.at/KAP/KNA

Mehr dazu: