Mehrheit der Bayern befürwortet verpflichtende Kreuze

Der vieldiskutierte Kreuzbeschluss der bayrischen Staatsregierung wird einer Umfrage zufolge von einer Mehrheit der Bayern begrüßt. 56 Prozent befürworten demnach den Ministerratsentscheidung, dass ab 1. Juni in allen Behörden des Freistaates Kreuze hängen müssen.

38 Prozent lehnen das ab, so das am Mittwoch veröffentlichte Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap im Auftrag des BR-Politikmagazins „Kontrovers“. Dabei zeigt sich ein Stadt-Land-Gefälle. Während in kleinen Gemeinden mit bis zu 5.000 Einwohnern zwei Drittel (66 Prozent) das Vorhaben der Erhebung zufolge stützen, tut das in großen Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern nicht einmal jeder Zweite (45 Prozent).

AfD- und CSU-Anhänger mit starker Zustimmung

Die Demoskopen haben auch die Werte für die Anhänger der Parteien in Bayern erhoben. Bei der AfD liege die Zustimmung bei 77 Prozent zu 19 Prozent, bei der CSU mit 71 Prozent zu 24 Prozent ähnlich hoch. Die Unterstützer der SPD seien mit 52 zu 46 Prozent gespalten. Deutliche Ablehnung verzeichnet die Umfrage bei den Sympathisanten der FDP (29 zu 67 Prozent) und den Grünen (26 zu 74 Prozent).

An einem Bauernhaus in Bayern hängt ein Kruzifix

APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Bei der Umfrage zeigte sich ein Stadt-Land-Gefälle

Für die Umfrage wurden von Infratest dimap im Zeitraum vom 22. bis zum 27. April 2018 insgesamt 1.002 Wahlberechtigte in Bayern telefonisch interviewt. Die Frage zu dem Kreuzbeschluss wurde erst nach dem Kabinettsbeschluss am Dienstag, 24. April, in die bereits laufende Umfrage aufgenommen und 612 Wahlberechtigten gestellt. Daher liegt die Fehlertoleranz den Angaben zufolge bei der Kreuzfrage zwischen 1,7 bis 4,0 Prozentpunkten.

Bundesweite Umfrage zeigt mehr Ablenhung

Die bayrischen Ergebnisse unterscheiden sich von einer am Sonntag veröffentlichen bundesweiten Erhebung. In einer repräsentativen Befragung des Meinungsforschungsinstituts Emnid für die Zeitung „Bild am Sonntag“ lehnten 64 Prozent verpflichtende christliche Kreuze in staatlichen Behörden in Deutschland ab. Dafür sprachen sich 29 Prozent aus; 7 Prozent waren unentschieden oder hatten keine Angabe gemacht.

Marx: Kreuz ein Erinnerungszeichen

Seine zuvor heftige Kritik am bayrischen Kreuz-Erlass hat der Münchner Kardinal Reinhard Marx abgeschwächt: Kreuze im öffentlichen Raum stünden für „die Ausrichtung an den Grundaussagen des christlichen Menschenbildes“, erklärte er am Mittwoch. Zugleich riefen sie die Pflicht in Erinnerung, „im Sinne des Gekreuzigten, im Sinne des christlichen Menschenbildes zu arbeiten“. Der Erzbischof von München und Freising äußerte sich bei der Grundsteinlegung eines kirchlichen Seminarhauses in München-Haidhausen.

Das Kreuz solle zum Zeichen dafür gemacht werden, „dass diese Gesellschaft zusammenführt, dass sie integriert und dass sie sich neu vergewissert: Woher kommen wir? Auf welchem Fundament stehen wir?“, so der Kardinal. Kreuze im öffentlichen Raum seien deshalb für ihn Grund zur Freude: „Wenn wir dazu einladen, als Kirche und auch als Staat: ‚Erinnert euch dieser Grundlagen!‘, dann ist das eine wunderbare Gelegenheit, sich dieses christlichen Menschenbildes neu zu vergewissern.“ Die Einladung gehe „an Gläubige und Ungläubige, an Suchende und Fragende“.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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