Katholikentag: Kardinal Marx wirbt für Ökumene

Mit einem eindringlichen Appell des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, für die Einheit der katholischen Kirche und die Ökumene ist am Sonntag der 101. Katholikentag im westfälischen Münster zu Ende gegangen.

Alle Getauften seien „Glieder am Leibe Christi - ob evangelisch, katholisch oder orthodox, wir gehören zu ihm“, sagte der Münchner Erzbischof am Sonntag in einem Festgottesdienst unter freiem Himmel auf dem Schlossplatz. Christen sollten diese Einheit weltweit vertreten.

Kardinal Marx

APA/EPA/SVEN¦HOPPE

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat einen eindringlichen Appell an die Ökumene gerichtet

„Das Bemühen der katholischen Kirche“

Mit Blick auf den Streit innerhalb der Bischofskonferenz über die Kommunion für evangelische Christen mahnte Marx auch hier zur Einigkeit. Die katholische Kirche müsse „ringen um den rechten Weg“ und „deutlich machen, dass wir eins sind - auch wir Bischöfe“, sagte der Kardinal und fügte unter dem Beifall tausender Gläubiger hinzu: „Wir wollen uns bemühen darum.“

Die Bischofskonferenz hatte im Februar mit deutlicher Mehrheit beschlossen, dass bei Ehepartnern verschiedener Konfession künftig in Einzelfällen auch der protestantische Partner die Kommunion empfangen darf. Sieben Bischöfe um Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki lehnten den Beschluss ab und wandten sich an Papst Franziskus, der die deutschen Bischöfe zur Einigung aufrief.

Einlenken der Minderheit gefordert

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf forderte in dem Streit nun ein Einlenken der Minderheit unter Führung Woelkis. „Wir müssen heraus aus dieser Logik der Unterstellung und des Verdachts, die so tut, als wäre die Mehrheitsposition lehramtlich nicht mehr in der Spur“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ laut Vorabmeldung vom Sonntag.

Durch den Brief Woelkis und sechs weiterer Bischöfe an den Vatikan fühle er sich „persönlich getroffen“, insofern darin vor einer Gefährdung des Glaubens und der Kircheneinheit gewarnt werde. „Wenn ich den Papst richtig verstehe, dann sieht er diese Gefahr nicht“, sagte Kohlgraf. Franziskus erwarte eine möglichst einmütige Haltung der Bischöfe.

Größte Veranstaltung katholischer Laien

Der von Mittwoch bis Sonntag dauernde Katholikentag in Münster als größte Veranstaltung katholischer Laien stand in diesem Jahr unter dem Leitmotiv „Suche Frieden“. Unter den zehntausenden Teilnehmern waren auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Bei vielen Veranstaltungen wurde über Themen aus Kirche und Gesellschaft diskutiert.

Nach dem Katholikentag in Münster findet im kommenden Jahr der Evangelische Kirchentag in Dortmund statt. Im Jahr 2021 begehen die katholische und die evangelische Kirche gemeinsam den dritten Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt am Main.

Fast 90.000 Eintrittskarten verkauft

Am Katholikentag in Münster haben rund 90.000 Gläubige teilgenommen. Nach aktualisierten Angaben des Veranstalters nach dem Abschlussgottesdienst wurden für die Tage von Mittwoch bis Sonntag rund 53.000 Dauer- und 35.0000 Tageskarten verkauft.

Offen bleibt, wie viele Gäste ohne Eintrittskarten an dem größten Laientreffen der katholischen Kirche teilgenommen haben. Einige Veranstaltungen, Feste und Gottesdienste waren auch ohne Ticket zugänglich.

Zuletzt verzeichnete der Katholikentag in Mannheim im Jahr 2012 mit 80.000 Gästen einen ähnlich großen Zuspruch. Über 120.000 Gäste kamen 1990 kurz nach der Wende zum Katholikentag nach Berlin.

Nächster Katholikentag erst im Jahr 2022

Nach dem 101. deutschen Katholikentag in Münster müssen die Gläubigen ungewöhnlich lange auf das 102. Laientreffen warten - nämlich bis 2022.

Normalerweise werden Katholikentage alle zwei Jahre ausgetragen, doch das haut nun aus organisatorischen Gründen nicht hin. 2019 steht ein Evangelischer Kirchentag in Dortmund an, 2021 dann ein Ökumenischer Kirchentag in Frankfurt - eine Marathon-Veranstaltung, die Protestanten und Katholiken gemeinsam organisieren.

Weil das sehr viel Arbeit bedeute, sei es nicht möglich, auch noch einen Katholikentag 2020 dazwischen zu schieben, sagte ein Sprecher des in Münster mitausrichtenden Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).

Wo der Katholikentag 2022 stattfindet, ist noch unklar. Für den Katholikentag 2024 hat sich bereits Erfurt in Stellung gebracht. „Ich persönlich würde den Katholikentag 2024 in Erfurt als wunderbares Zeichen für religiöse Vielfalt sehr begrüßen“, sagte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke).

religion.ORF.at/dpa

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