Deutsche Bischöfe wollen Kommunionsfrage klären

Mehrere deutsche Bischöfe haben am Wochenende ihren Willen bekundet, den Kommunionstreit bald beizulegen. Allerdings scheint das weitere Vorgehen noch nicht festzustehen.

Der Vatikan hatte den Bischöfen aufgetragen, sich noch einmal mit der Angelegenheit zu befassen und „in kirchlicher Gemeinschaft“ eine „möglichst einmütige Lösung“ zu der Frage zu finden, ob nichtkatholische Ehepartner in Einzelfällen zur Kommunion zugelassen werden können.

Die Bischöfe hatten sich im Februar mit Dreiviertelmehrheit auf eine entsprechende Handreichung geeinigt. Sieben Bischöfe mit dem Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki an der Spitze baten daraufhin schriftlich den Vatikan um Klarstellung, ob eine solche Regelung von einer Bischofskonferenz beschlossen werden kann. Der Vatikan verwies den Konflikt an die deutschen Bischöfe zurück.

Gespräche in Rom

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur KNA in Münster, er werde seine Mitbrüder „in den nächsten Tagen“ ausführlich über die Gespräche in Rom informieren, um spätestens beim Treffen des Ständigen Rats im Juni weiter beraten zu können. Er zeigte sich zuversichtlich, bei „einem der nächsten Treffen“ zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen.

Auf der Bilanzpressekonferenz zum Deutschen Katholikentag ergänzte Marx, dass die Bischofskonferenz keine Weisungskompetenz für alle Diözesen habe. Jeder Bischof müsse Handreichungen für seine Diözese in Kraft setzen: „Wir wollen möglichst große Einmütigkeit suchen, aber man kann nicht bis zur Einstimmigkeit suchen und diskutieren.“ Marx betonte, alle müssten aufeinander zugehen und nicht nur eine Seite auf die andere.

Kasper sieht Raum für Einigung

Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper sagte dem Portal Vatican Insider, er halte die Handreichung für „seriös und in der Substanz akzeptabel“, habe lediglich bei einigen Details Bedenken. Nach Kaspers Ansicht besitzen in der gegenwärtigen Diskussion der deutschen Bischöfe beide Seiten Argumente, den Text der Handreichung zu verbessern. „Es gibt Raum, die Diskussion fortzuführen und zu einer Einigung zu kommen, die kein unseriöser Kompromiss sein muss“, sagte Kasper, der von 2001 bis 2010 Präsident des Päpstlichen Ökumenerates war.

Wichtiger sei es für ihn, das seelsorgliche Problem genauer anzugehen, fügte der Kardinal hinzu: die Frage, wie und mit welchem Bewusstsein, Christen - Katholiken wie Protestanten - Eucharistie feierten. „Glaube ich wirklich an das Geheimnis der Eucharistie und entspricht meine Lebensführung dem, was wir dort feiern und was dort gegenwärtig ist?“ Dies habe schon der Apostel Paulus die ersten Christen in Korinth gefragt.

Örtliche Bischöfe hätten auf jeden Fall die Kompetenz, Regelungen für Einzelfälle zu treffen. Dabei müssten die allgemein gültigen Regelungen „mit den Kardinaltugenden der Klugheit und Liebe“, aber „nicht willkürlich“, angewandt werden. Es gehe nicht um „einen Gegensatz zwischen Lehre und Seelsorge“, sondern um „die Annäherung zweier Prinzipien kirchlicher Lehre“.

„Logik der Unterstellung“

Auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf mahnte ein Einlenken an, zeigte sich jedoch zugleich von dem Brief Kardinal Woelkis an den Vatikan „persönlich getroffen“. Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Montag-Ausgabe) sagte Kohlgraf: „Wir müssen heraus aus dieser Logik der Unterstellung und des Verdachts, die so tut, als wäre die Mehrheitsposition lehramtlich nicht mehr in der Spur.“ Er gehe davon aus, „dass wir über unsere Handreichung noch einmal so diskutieren, dass die Minderheit nicht das Gesicht verliert, aber auch keinem der anderen mehr das Katholischsein abspricht.“

Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende der Ökumenekommission Gerhard Feige gegenüber dem Portal Vatican News. Der Bischof von Magdeburg fügte hinzu, er rechne damit, dass Rom die Angelegenheit aufmerksam verfolge.

Kardinal Woelki wies unterdessen Vorwürfe zurück, dass er in der Debatte hinter dem Rücken der Bischofskonferenz agiert habe. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick bedauerte Verunsicherungen durch den Konflikt. Er habe den durch Indiskretion bekannt gewordenen Brief an Rom unterschrieben, weil ihm als Weltkirche-Bischof an einer in allen Ländern gültigen Regelung gelegen sei. Ähnlich äußerte sich der Passauer Bischof Stefan Oster.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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