Papst empfängt SK Rapid Wien in Privataudienz

Der SK Rapid Wien, Österreichs Fußballklub mit der größten Fangemeinde, holt sich am Mittwoch in Rom Bestärkung von einem höchst prominenten Fußballfan: Papst Franziskus wird Spieler und Funktionäre des Traditionsvereins in Privataudienz empfangen.

Auch der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn und Rapid-Seelsorger Christoph Pelczar werden als Begleiter dabei sein. Von der Kampfmannschaft sind unter anderen Rapid-Kapitän Stefan Schwab, Ehrenkapitän Steffen Hofmann, Nationalspieler Louis Schaub und Tormann Richard Strebinger angekündigt, weiters Rapid-Präsident Michael Krammer, Trainer Goran Djuricin, die Geschäftsführer Fredy Bickel und Christoph Peschek sowie Stadionsprecher Andi Marek - insgesamt umfasst die Delegation 29 Personen.

Vorfreude ist groß

Die Delegation wird am Mittwoch frühmorgens von Wien nach Rom fliegen und dort am Vormittag vom Papst in der Audienzhalle Paul VI. empfangen. Die Vorfreude auf diese erste Privataudienz eines österreichischen Fußballklubs sei sehr groß, heißt es in einer Rapid-Aussendung am Dienstag. Kapitän Schwab weiß, dass eine Audienz beim Papst nur wenigen Menschen vergönnt sei, „wir blicken dieser mit großer Freude entgegen“. Der oberste kirchliche Würdenträger sei „auch als großer Freund des Fußballsports bekannt“.

Louis Schaub (SK Rapid Wien) und Joelinton (SK Rapid Wien)

APA/EXPA/Sebastian Pucher

Rapid-Spieler Louis Schaub und Joelinton - Letzterer wollte schon als kleiner Bub den Papst sehen

Geschäftsführer Peschek nannte den SK Rapid einen Verein, „der grundsätzlich für alle Religionen sehr offen ist, was auch die Errichtung unseres interreligiösen Andachtsraums dokumentieren soll“. Besonders erfreulich sei die gute Beziehung zur katholischen Kirche, Seelsorger Pelczar stehe in engem Kontakt mit vielen Spielern, habe zahlreiche innovative Pastoralprojekte für fußballbegeisterte Jugendliche durchgeführt und leiste „großartige Arbeit“.

Was den Papst und Rapid eint

Christoph Pelczar, der Motor hinter der Reise, sagte am Dienstag gegenüber Kathpress, es gehe in erster Linie um die Sympathie für den Papst und um von ihm hochgehaltene Sporttugenden wie Fairness, Teamgeist und Zusammenhalt. Mit vollem Einsatz bei der Sache sein, das Miteinander schätzen und etwas aus seinem Leben machen - das sind laut dem Rapid-Pfarrer Ansprüche, die Rapid mit dem Papst aus Argentinien verbinden. Im Glauben wie im Sport brauche man „einen langen Atem“.

Pelczar berichtete von dem aus Brasilien stammenden Stürmer Joelinton, der schon als kleiner Bub beim Besuch des damaligen Papstes Johannes Paul II. in seiner Heimat dabei sein wollte. Nun gehe dieser Wunsch des Sohnes einer brasilianischen Pfarrhaushälterin in Erfüllung.

Rapid offen für Spiritualität

Der in Wien-Hütteldorf beheimatete Fußballklub sei seit Jahren offen für Spiritualität. Der hauptberuflich als Pfarrer von Weikendorf (NÖ) tätige Pelczar verwies auf die vor zwei Jahren eingerichtete „Rapid-Kapelle“, auf Friedensgottesdienste im Stadion oder auf biblisch inspirierte Persönlichkeitsbildung für Schüler. Der vom polnischstämmigen Priester betreute Andachtsraum - ein österreichisches Unikat und sonst nur bei Großclubs wie FC Barcelona oder Schalke 04 vorfindbar - sei mittlerweile „ein unverzichtbarer Bestandteil“ im Allianz-Stadion geworden.

Kardinal Christoph Schönborn weiht den Andachtsraum im Allianz-Stadion ein

APA/Herbert Pfarrhofer

Kardinal Christoph Schönborn und Rapid-Pfarrer Christoph Pelczar bei der Einweihung der Rapid-Kapelle im Juli 2016

Der ganz in Grün-Weiß gehaltene Raum beherbergt eine Holzstatue des Schutzpatrons der Fußballer, Luigi Scrosoppi (1808-1884), und dient als Ort der Sammlung von manchen Kickern der Kampfmannschaft, als Schauplatz von Taufen, Hochzeiten und Trauerfeiern der „Rapid-Familie“ und als „Klassenzimmer“ für Volksschulkinder, die im Rahmen des Projekts 77 Chancen bei Rapid zu Gast sind.

Pelczar, von der Erzdiözese Wien im Rahmen eines Kooperationsprojektes für 15 Wochenstunden als Rapid-Seelsorger abgestellter Priester, ist es ein Anliegen, einer „neuen Generation“ von Anhängern Fairness und Teamgeist zu vermitteln, wie er sagte. Es gebe Schulklassen wie eine aus der Hauptschule Amstetten, die nach ihrem Besuch ihre ganze Schule zum Wetteifern in Sachen Fairness motivierten, berichtete der Pfarrer gegenüber Kathpress.

Papst Franziskus: Fan im besten Sinne

Papst Franziskus ist in Bezug auf Fußball durchaus Experte: Seine unverbrüchliche Liebe gilt dem Club seines Stadtteils Flores in seiner Heimatstadt Buenos Aires, Atletico San Lorenzo de Almagro. Bis heute zahlt „Mitglied 88.235“ per Einzugsermächtigung seine Beiträge, wie die Klubführung versichert. Grundstein für die Jahrzehnte lange Anhängerschaft waren Lorenzos Meisterjahr 1946 und ein gemeinsamer Stadionbesuch mit seiner Familie. Das Straßenkicken hat Jorge Mario Bergoglio laut seinen Biografen noch vor der Theologie gelernt.

Papst Franziskus mit dem Präsidenten der Italienischen Fußballföderation (FIGC), Carlo Tavecchio

APA/Stringer/Osservatore Romano

Fußballfan Papst Franziskus mit dem Präsidenten der Italienischen Fußballföderation (FIGC), Carlo Tavecchio

Maradona als Galionsfigur gewonnen

Seit seinem Amtsantritt als Papst empfängt Franziskus immer wieder Teams aus seiner Heimat Argentinien, aus Italien, aber auch die deutsche Nationalelf. Vor dem Endspiel um den italienischen Fußballpokal 2017 redete der Papst den beiden Finalisten Juventus Turin und Lazio Rom ins Gewissen, beklagte die in den Stadien und appellierte an „Fairness, Ehrlichkeit, Eintracht und Menschlichkeit“. Die argentinische Fußball-Legende Diego Maradona gewann Franziskus als Galionsfigur eines Benefizspiels für den Wiederaufbau der erdbebenzerstörten Stadt Amatrice.

Ein eigenes Buch - „Fußball mit Seele“ - widmet sich der Begeisterung des Kirchenoberhaupts aus Argentinien für Fußball und Sport im Allgemeinen. Der Autor, der ehemalige kolumbianische Botschafter im Vatikan, Cesar Mauricio Velasquez, beschreibt den Papst darin als Fan im besten Sinne - „energisch, loyal, friedliebend und reflektierend, zudem auch fähig dazu, das Talent des Gegners wertzuschätzen und in einer Niederlage das eigene Team aufzurichten“.

religion.ORF.at/KAP

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